Jede dritte Lehrstelle noch unbesetzt
Bayerns Firmen fehlen 33 000 Auszubildende Umwelt Landesgruppenchef Dobrindt fordert eine „Kampfpreis-Steuer“für Billigflüge. In der Parteizentrale will man davon nichts wissen. CSU-Chef Söder setzt auf andere Methoden
München In Bayern ist kurz vor Beginn des neuen Lehrjahres noch rund jede dritte Ausbildungsstelle frei. Der Bayerische Industrie- und Handelskammertag teilte unter Berufung auf Zahlen der Arbeitsagentur mit, dass für 33 000 Plätze keine Lehrlinge gefunden worden seien. Insgesamt beginnen demnach im Freistaat am Montag etwa 48000 junge Menschen eine Ausbildung. Darunter sind auch 1099 Flüchtlinge. „Immer mehr Betriebe sehen in den Flüchtlingen zukünftiges Fachkräftepotenzial“, betonte BIHKPräsident Eberhard Sasse.
Schon seit Jahren leiden die bayerischen Firmen unter Lehrlingsmangel. Der Deutsche Gewerkschaftsbund forderte die Betriebe zum Umdenken auf. „Über den Fachkräftemangel jammern und gleichzeitig Lehrlinge und solche, die es werden wollen, mit schlechten Arbeitsbedingungen vergraulen – das passt nicht zusammen“, betonte der Vorsitzende Matthias Jena. Eine Einschätzung der Lage lesen Sie im Kommentar. Berlin Ein Klima-Vorstoß von CSULandesgruppenchef Alexander Dobrindt hat für Irritationen gesorgt – sowohl außerhalb als auch innerhalb der Partei. Der CSU-Politiker hatte in einem Interview gefordert, Billigflüge innerhalb Europas stärker zu besteuern. „Ich will Klimaschutz statt Kampfpreise“, betonte er. „Wer Flugtickets unter 50 Euro anbietet, soll zukünftig eine Kampfpreis-Steuer bezahlen.“
Zwischen Berlin und München hatte man sich über diesen Vorschlag aber offenbar nicht verständigt. CSU-Generalsekretär Markus Blume beeilte sich am Freitag zu betonen, dass der Vorstoß nicht den Segen der Parteizentrale habe. „Dies ist kein abgestimmter Vorschlag der CSU“, sagte Blume und wurde dann grundsätzlich: „Die CSU ist eine Steuersenkungs- und keine Steuererhöhungspartei.“
Alexander Dobrindt ließ sich von dem indirekten Rüffel allerdings nicht beirren. Der Landesgruppenchef verteidigte seinen Vorschlag: Es gehe ihm darum, erläuterte Dobrindt, dass Bahnfahren gerade auch gegenüber dem Luftverkehr attraktiver werde. Es sei also sinnvoll, auf der einen Seite die Mehrwertsteuer auf Fernzugtickets zu reduzieren und auf der anderen Seite für faire Flugpreise zu sorgen. Beide Maßnahmen vereint würden für Steuererleichterungen sorgen. „In der Kombination wird ein Schuh daraus“, betonte Dobrindt.
Damit liegt er allerdings nicht auf einer Linie mit Bayerns Minister
Debatte Seit einiger Zeit ist ein neues Wort in der öffentlichen Diskussion aufgetaucht: die Flugscham. So wird das dumpfe Gefühl genannt, das sich bei Vielfliegern einstellt, die einerseits klimafreundlich leben wollen und andererseits trotzdem immer wieder in ein Flugzeug steigen.
Buchungen Dieses Unwohlsein scheint Verbraucher nicht daran zu hindern, ein Ticket für einen Billigflieger zu kaufen. So verzeichnet etwa präsident und CSU-Chef Markus Söder. Der hatte fast zeitgleich in einem Interview mit unserer Redaktion konkrete Maßnahmen für den Klimaschutz vorgeschlagen: Die Steuerung des CO2-Verbrauchs solle „nicht über eine Steuer, sondern über Zertifikate und den Emissionshandel erreicht werden“, erläuterte der Politiker. Eine CO2-Steuer lehne die Partei ab. „Unser Prinzip lautet: Den belohnen, der Kohlendioxid spart, aber nicht den bestrafen, der es verwendet“, betonte Söder. Geht die Fluggesellschaft Ryanair keine Einbrüche bei den Fluggastzahlen. „Wir sehen keine Flugscham“, betonte vor kurzem Marketing-Chef Kenny Jacobs. Dass sich Passagiere aus Umweltbedenken zurückhalten würden, komme demnach nicht vor.
Kompensation Deutsche sind aber weitaus häufiger bereit als andere Europäer, den Kohlendioxid-Ausstoß ihres Fluges mit freiwilligen Zusatzzahlungen zu kompensieren. (AZ) es nach dem CSU-Chef, sollen Verbraucher mit einem „Klimabonus“dazu gebracht werden, mehr Energie einzusparen. Ähnlich wie beim Handwerkerbonus könnten Privatleute dann bis zu 20 Prozent ihrer Kosten für Energiesparmaßnahmen direkt von der Einkommensteuer abziehen. Der Klimabonus ist der zentrale Punkt des CSU-Klimaschutzkonzepts, das der Parteivorstand Ende kommender Woche beschließen will.
Bei den Grünen, die sich den Klimaschutz schon lange auf die Fahne geschrieben haben, kommen die Pläne von CSU-Chef Söder allerdings nicht gut an. „Die Verpackung ist grün, der Inhalt schwarz“, sagte Fraktionschef Anton Hofreiter unserer Redaktion. Immer nur eine Steuersenkung an die andere zu reihen, sei „kein seriöser Klimaschutz“. Der Grünen-Politiker hält den Vorstoß für nicht umsetzbar. „Es ist nicht finanzierbar und es ist auch nicht sozial gerecht“, kommentierte Hofreiter. „Die Vorschläge der CSU entpuppen sich immer mehr als undurchdachte Wahlkampfshow.“
Je billiger die Tickets, desto größer die Flugscham?