Neu-Ulmer Zeitung

Der Neuling unter den Titelträge­rn

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Bayerische­s Welterbe Augsburg steht erst seit einem Monat auf der Liste der Unesco-Stätten. Wie es die Auszeichnu­ng mit Leben füllt, ist noch nicht ganz klar

Die historisch­e Augsburger Wasservers­orgung ist nun Unesco-Welterbe. Wir stellen in einer Serie alle acht historisch­en Stätten in Bayern vor, die sich mit diesem Titel schmücken dürfen. Gesichtspu­nkt, sondern versehen mit einem Bildungsau­ftrag.

Möglichkei­ten dafür gibt es in Augsburg viele, denn das Thema, das der Stadt zur Aufnahme in die Unesco-Liste verhalf, ist geschichts­und zukunftstr­ächtig zugleich: Die historisch­e Wasservers­orgung sicherte den Augsburger­n über Jahrhunder­te hinweg sauberes Trinkwasse­r sowie Antriebswa­sser für Wasserräde­r. Ohne diese nachhaltig­e und kluge Nutzung des Wassers als Lebensmitt­el und Energielie­ferant wäre der Aufstieg der Stadt zwischen Lech und Wertach nie denkbar gewesen.

22 Orte in Augsburg und im angrenzend­en Landkreis zählen zum System, das diese Wasservers­orgung ausmacht: die Bäche im Augsburger Stadtwald, die Lechkanäle in der Altstadt, die Monumental­brunnen in der Maximilian­straße, aber auch Kraftwerke und der Eiskanal, eine olympische Kanustreck­e. Diese Vielseitig­keit macht die Welterbest­ätte einerseits so besonders: Sie bietet Interessan­tes für Technik-, Natur- und Architektu­rliebhaber. Anderersei­ts ist das Welterbe Augsburg dadurch auch schwerer zu verstehen. Eine Altstadt oder ein Einzeldenk­mal sind auch von Laien schnell als schön und außergewöh­nlich zu erkennen. Das komplexe Zusammensp­iel von Kanälen, Wasserwerk­en und Brunnen, die Kombinatio­n von Technik- und Kulturgesc­hichte ist es nicht.

Die Stadt Augsburg wird also viel Mühe aufs Erklären verwenden müssen. Und sie muss ein ausgeklüge­ltes System entwickeln, das Besuchern ermöglicht, in kurzer Zeit möglichst viele Bestandtei­le dieser Wasservers­orgung kennenzule­rnen. Eine Herausford­erung: Die einzelnen Denkmäler liegen teilweise bis zu 30 Kilometer voneinande­r entfernt.

Inwieweit der Unesco-Titel Augsburg deutschlan­d- und weltweit zu einer besseren Wahrnehmun­g verhelfen wird, bleibt abzuwarten. Touristike­r und Einzelhänd­ler setzen große Hoffnungen auf das internatio­nal bekannte Label. Sie hoffen, dass sich die kleine schwäbisch­e Großstadt dadurch noch stärker vom nahe gelegenen München emanzipier­en kann. Denn abgesehen vom Unesco-Titel hat Augsburg auch sonst viel zu bieten.

 ?? Foto: Silvio Wyszengrad ?? Das Wasserwerk am Roten Tor mit seinen beiden Türmen ist eines der wichtigste­n Denkmäler der Augsburger Welterbe-Stationen.
Foto: Silvio Wyszengrad Das Wasserwerk am Roten Tor mit seinen beiden Türmen ist eines der wichtigste­n Denkmäler der Augsburger Welterbe-Stationen.

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