Neu-Ulmer Zeitung

Schatten der Wahrheit

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Eiskunstla­uf Ex-Kader-Athlet Isaak Droysen beschuldig­t Trainer Karel Fajfr, ihn missbrauch­t zu haben. Es ist das beherrsche­nde Thema am Bundesstüt­zpunkt in Oberstdorf. Trainer, Weggefährt­en, Funktionär­e und Sportler versuchen aufzukläre­n

diesem Eis gestanden. „Er trainiert noch, ja. Der Zulauf der Kinder über ihre Eltern ist bis zum heutigen Tag stark. Fajfr ist ein hoch angesehene­r Trainer“, sagt Harald Löffler. Gleichwohl betont der Präsident, Fajfr war „nie Mitglied beim EC Oberstdorf und hat auch keine Anstellung“. Das unterstrei­cht auch Hans-Peter Jokschat, Leiter der Sportstätt­en in Oberstdorf. „Fajfr ist freiberufl­icher Trainer. Ein Vertragsve­rhältnis mit ihm besteht und bestand zu keinem Zeitpunkt“, sagt Jokschat, der seit 2000 in dem Amt ist. „Aufgabe des Eislaufzen­trums ist es, Sportanlag­en für die Trainings der Eisläufer und Sportler zur Verfügung zu stellen. Es handelt sich um eine öffentlich­e Einrichtun­g, die jeder im Rahmen der Öffnungsze­iten benutzen kann.“Dabei spielt die angesproch­ene räumliche Dimension eine zentrale Rolle.

In seiner ersten Stellungna­hme – darüber hinaus wollte sich der 75-Jährige nicht äußern – hatte Fajfr betont, die Trainer „arbeiten quasi auf dem Präsentier­teller“. Der Tag im Eissportze­ntrum untermauer­t dieses Bild. 18 Protagonis­ten auf dem Eis, beinahe genauso viele Betreuer außerhalb der Fläche, unzählige Eltern, andere Athleten auf der Tribüne sehen die Einheiten. „Die Halle ist für alle zugänglich – ich kann mich kaum an Situatione­n erinnern, bei denen man isoliert nur mit dem Schüler zusammen ist“, sagt Daniel Wende. „Trainer sind in aller Regel räumlich von den Schülern getrennt – ich gehe niemals in die Athletenka­bine. Wir haben eigene Trainerkab­inen, und da hat die Tür immer offen zu stehen. Das schätzen die Leute – Oberstdorf ist eine begehrte Station.“

Dieses Ansehen haben sich ECO und Sportstätt­en über Jahrzehnte erworben. Dass die Affäre um Isaak Droysen und Karel Fajfr unabhängig von ihrem Ausgang dieser Reputation schaden kann, fürchtet HansPeter Jokschat. „Allein durch die Berichters­tattung sehe ich schon jetzt einen Imageschad­en für unser Eissportze­ntrum. Meine Hoffnung ist, dass – mit Blick auf das Wohlergehe­n der Sportler wie auch auf die Förderunge­n – alles restlos aufgeklärt wird“, sagt der Sportstätt­enleiter. Und Harald Löffler ergänzt: „Der Verein und ich erwarten, dass der Sachverhal­t aufgeklärt wird und wieder Ruhe einkehrt. Im Sinne unseres Vereins, der Eltern, der Trainer – und der Sportler.“In seinem Rücken drehen diese weiter ihre Kreise. An einem für sie ganz gewöhnlich­en Trainingst­ag.

 ??  ?? Das Eis am Bundesstüt­zpunkt in Oberstdorf ist eins der begehrtest­en Deutschlan­ds. Nun fürchten nicht nur EC-Oberstdorf-Präsident Harald Löffler und Hans-Peter Jokschat, Leiter der Sportstätt­en, dass der mutmaßlich­e Missbrauch­sskandal einen Imageschad­en zur Folge hat.
Das Eis am Bundesstüt­zpunkt in Oberstdorf ist eins der begehrtest­en Deutschlan­ds. Nun fürchten nicht nur EC-Oberstdorf-Präsident Harald Löffler und Hans-Peter Jokschat, Leiter der Sportstätt­en, dass der mutmaßlich­e Missbrauch­sskandal einen Imageschad­en zur Folge hat.

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