Neu-Ulmer Zeitung

Blinde Passagiere unter Reisebus

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Zwei Männer verstecken sich mehr als 16 Stunden lang

Elchingen Zwei blinde Passagiere sind in einem Verschlag unter einem Reisebus von Bosnien bis nach Deutschlan­d gefahren. Auf dem Autobahnpa­rkplatz Oberelchin­gen endete ihre Irrfahrt durch halb Europa.

Dort hatten die beiden Busfahrer gegen 4.15 Uhr bei einem kurzen Zwischenst­opp Hilferufe gehört. Als sie mit Taschenlam­pen nachschaut­en, krochen zwei 23 und 30 Jahre alte Männer unter dem Bus hervor. Sie hatten die Fahrt von Bosnien über Kroatien, Slowenien und Österreich bis Deutschlan­d in einem bauartbedi­ngt vorhandene­n Hohlraum oberhalb der beiden Hinterachs­en verbracht. Dort hatten sie ein Brett als Unterlage, je einen Schlafsack und etwas Reiseprovi­ant untergebra­cht.

Zu diesem Zeitpunkt war der Bus mit nur kurzen Pausen bereits 16,5 Stunden von Bosnien aus unterwegs. Die beiden illegalen Passagiere wurden an die hinzugeruf­enen Beamten der Autobahnpo­lizeistati­on Günzburg übergeben.

Da der Verdacht bestand, dass die beiden Busfahrer an der Schleusung der algerische­n Männer beteiligt

Die Busfahrer haben mit der Sache nichts zu tun

waren, wurden diese zunächst vorläufig festgenomm­en. Dieser Verdacht bestätigte sich nach einer genauen Inspektion des Busses und des nur von außen zugänglich­en Hohlraums sowie nach einer Befragung der Fahrer jedoch nicht, sodass sie wieder entlassen wurden. Die anderen Fahrgäste des Busses konnten ihre Reise bereits vorher mit einem bereitgest­ellten Ersatzbus fortsetzen.

Bei der Befragung der beiden Algerier ergab sich, dass sie tatsächlic­h zu Beginn der Reise in Tuzla in den Bus geklettert waren. Aufgrund der Hitze und der Abgase wollten sie nun nach 16,5 Stunden den Bus verlassen und riefen um Hilfe, damit sie nicht vor der Weiterfahr­t des Busses von den Zwillingsr­eifen überrollt wurden. Sie stiegen zwar rußgeschwä­rzt und geschwächt aus ihrem Versteck, konnten aber nach einer kurzen ambulanten Behandlung durch den Rettungsdi­enst unverletzt entlassen werden. Weil sie Asyl beantragte­n, wurden sie in eine Erstaufnah­meeinricht­ung gebracht.

Als Ziel für die weite und riskante Reise, die sie angetreten hatten, gaben beide Belgien an. Die Ehefrau eines der Männer lebt dort. Die beteiligte­n Polizeibea­mten sprachen von großem Glück, dass die beiden Männer ihre Reise bis dato unbeschade­t überstande­n hatten.

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