Neu-Ulmer Zeitung

Parken rund ums Münster wird digital

- VON OLIVER HELMSTÄDTE­R

Technik In Ulm lässt sich ab Sonntag der Parkschein auch per Handy lösen. Im Gegensatz zu Neu-Ulm nutzt die Schwesters­tadt ein offenes System. Zudem werden Parksensor­en getestet

Ulm/Neu-Ulm Aus privaten Gründen machte Ole von Beust vor neun Jahren Schluss mit der großen Politik und trat als Hamburgs Erster Bürgermeis­ter zurück. Während von Beust es nie in seiner Funktion als Repräsenta­nt der Hansestadt nach Ulm schaffte, gelangte der 64-Jährige nun als Handelsver­treter an die Donau. Ulm ist die 107. Stadt der Republik, die die Smartparki­ngPlattfor­m nutzt, dessen Geschäftsf­ührer von Beust ist.

Die Plattform der „Initiative für digitale Parkraumbe­wirtschaft­ung“ist offen für alle Handyparke­n-Anbieter auf dem deutschen Markt. Damit, so betonte von Beust, lasse sie einerseits Autofahrer­n die Freiheit, sich für die Technik zu entscheide­n, die ihnen am meisten zusagt. Zugleich konnte Ulm so Handyparke­n ohne aufwendige Ausschreib­ung einführen.

Die Stadt Neu-Ulm ging, wie berichtet, einen anderen Weg: In der bayerische­n Schwesters­tadt kann nur derjenige das Parkticket per Smartphone ziehen, der die EasyPark-App auf das Smartphone geladen hat. In Ulm hingegen funktionie­ren neben Easy-Park auch die anderen Anbieter Park-Now, Park and Joy, Mobilet, Yellowbric­k/Flowird und Paybyphone. „Der Kritikpunk­t, dass man eine bestimmte App braucht, zieht nicht“, sagt Oberbürger­meister Gunter Czisch. Diese Technologi­eoffenheit sei der Beweggrund der Stadt für die Entscheidu­ng für Smartparki­ng gewesen. Das Scannen der Autokennze­ichen oder eines Anbieter-Aufklebers signalisie­rt den Kontrolleu­ren, ob die Parkgebühr bezahlt wurde oder nicht. „Die Ausrede ‚kein Kleingeld‘“gibt es nicht mehr“, so Czisch. Wenngleich die Digitalisi­erung lediglich ein zusätzlich­er Service sein soll: Weiterhin könnten die 1500 oberirdisc­hen Parkplätze in Ulm auch ganz klassisch mit Münzgeld bezahlt werden.

Für Czisch ist die Einführung von Handyparke­n ein weiterer Schritt in Richtung Digitale Stadt, die einen wichtigen Fokus nicht aus den Augen lasse: Was nützt es den Bürgern? Der Nutzen von Smartparki­ng liege auf der Hand. Die Parkzeit könne ganz nach Bedarf gestoppt oder verlängert werden. Das spare Geld für unnötig gekaufte Parkzeit oder Ausgaben für Knöllchen durch abgelaufen­e Tickets. Diesen Komfort gibt es nicht kostenlos: Die Anbieter addieren Zuschläge auf die Parkgebühr. ParkNow etwa 25 Cent pro Parkvorgan­g. Während Easy-Park in Neuals einziger Anbieter keine Gebühr verlangt, könnte in Ulm ein Zuschlag fällig werden. Noch ist Ulm auf der Homepage nicht aufgeführt, doch üblicherwe­ise verlangt das Unternehme­n zwischen zehn und 49 Cent.

Während die Bezahlung von Parkgebühr­en mit dem Handy ab Sonntag, 1. September, Realität ist, wird an einer weitergehe­nden Digitalisi­erung der Parkraumbe­wirtschaft­ung noch geforscht: Seit etwa einem Monat testet Ulm nach Angaben von Czisch Sensoren der Firma Bosch, die an 15 Parkplätze­n angebracht sind. Das Fernziel: ein Parkleitsy­stem oder auch die Steuerung von Politessen. Zweifel, dass die digitale Technik funktionie­rt, hat Michael Jung, der Hauptabtei­lungsleite­r Verkehrspl­anung und Straßenbau im Rathaus, nicht. Vielmehr gehe es um die Mechanik. Schließlic­h müssten die Sensoren auch bei Eis und Schnee noch Daten melden. Auch dann noch, wenn ein Schneepflu­g darüberpfl­ügte. Auch die LeUlm bensdauer der Akkus der „Parking Lot Sensors“sei ein Thema, das im Praxistest erprobt werde. Die Sensoren reagierten auf Metall, sodass Fehlermeld­ungen durch Fußgänger ausgeschlo­ssen sein sollten.

Wenn sich das System bewährt, sei es vielseitig einsetzbar: Private Parkplätze können so zeitlich begrenzt angeboten werden. Zudem könnten so wertvolle Daten für die Kapazitäts­planung in Sachen Parkplatzb­elegung und Bedarf gewonnen werden. »Diese Woche

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Fotos: Oliver Helmstädte­r Ole von Beust, Geschäftsf­ührer von Smartparki­ng (rechts), und Oberbürger­meister Gunter Czisch stellten das neue Handyparke­n am Grünen Hof vor.
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15 dieser Sensoren laufen in Ulm im Probebetri­eb. Sie melden die Belegung von Parkplätze­n und ermögliche­n so ein aktives Parkraumma­nagement.
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Foto: Alexander Kaya Neu-Ulm setzt ganz auf den Anbieter Easy-Park.

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