Parken rund ums Münster wird digital
Technik In Ulm lässt sich ab Sonntag der Parkschein auch per Handy lösen. Im Gegensatz zu Neu-Ulm nutzt die Schwesterstadt ein offenes System. Zudem werden Parksensoren getestet
Ulm/Neu-Ulm Aus privaten Gründen machte Ole von Beust vor neun Jahren Schluss mit der großen Politik und trat als Hamburgs Erster Bürgermeister zurück. Während von Beust es nie in seiner Funktion als Repräsentant der Hansestadt nach Ulm schaffte, gelangte der 64-Jährige nun als Handelsvertreter an die Donau. Ulm ist die 107. Stadt der Republik, die die SmartparkingPlattform nutzt, dessen Geschäftsführer von Beust ist.
Die Plattform der „Initiative für digitale Parkraumbewirtschaftung“ist offen für alle Handyparken-Anbieter auf dem deutschen Markt. Damit, so betonte von Beust, lasse sie einerseits Autofahrern die Freiheit, sich für die Technik zu entscheiden, die ihnen am meisten zusagt. Zugleich konnte Ulm so Handyparken ohne aufwendige Ausschreibung einführen.
Die Stadt Neu-Ulm ging, wie berichtet, einen anderen Weg: In der bayerischen Schwesterstadt kann nur derjenige das Parkticket per Smartphone ziehen, der die EasyPark-App auf das Smartphone geladen hat. In Ulm hingegen funktionieren neben Easy-Park auch die anderen Anbieter Park-Now, Park and Joy, Mobilet, Yellowbrick/Flowird und Paybyphone. „Der Kritikpunkt, dass man eine bestimmte App braucht, zieht nicht“, sagt Oberbürgermeister Gunter Czisch. Diese Technologieoffenheit sei der Beweggrund der Stadt für die Entscheidung für Smartparking gewesen. Das Scannen der Autokennzeichen oder eines Anbieter-Aufklebers signalisiert den Kontrolleuren, ob die Parkgebühr bezahlt wurde oder nicht. „Die Ausrede ‚kein Kleingeld‘“gibt es nicht mehr“, so Czisch. Wenngleich die Digitalisierung lediglich ein zusätzlicher Service sein soll: Weiterhin könnten die 1500 oberirdischen Parkplätze in Ulm auch ganz klassisch mit Münzgeld bezahlt werden.
Für Czisch ist die Einführung von Handyparken ein weiterer Schritt in Richtung Digitale Stadt, die einen wichtigen Fokus nicht aus den Augen lasse: Was nützt es den Bürgern? Der Nutzen von Smartparking liege auf der Hand. Die Parkzeit könne ganz nach Bedarf gestoppt oder verlängert werden. Das spare Geld für unnötig gekaufte Parkzeit oder Ausgaben für Knöllchen durch abgelaufene Tickets. Diesen Komfort gibt es nicht kostenlos: Die Anbieter addieren Zuschläge auf die Parkgebühr. ParkNow etwa 25 Cent pro Parkvorgang. Während Easy-Park in Neuals einziger Anbieter keine Gebühr verlangt, könnte in Ulm ein Zuschlag fällig werden. Noch ist Ulm auf der Homepage nicht aufgeführt, doch üblicherweise verlangt das Unternehmen zwischen zehn und 49 Cent.
Während die Bezahlung von Parkgebühren mit dem Handy ab Sonntag, 1. September, Realität ist, wird an einer weitergehenden Digitalisierung der Parkraumbewirtschaftung noch geforscht: Seit etwa einem Monat testet Ulm nach Angaben von Czisch Sensoren der Firma Bosch, die an 15 Parkplätzen angebracht sind. Das Fernziel: ein Parkleitsystem oder auch die Steuerung von Politessen. Zweifel, dass die digitale Technik funktioniert, hat Michael Jung, der Hauptabteilungsleiter Verkehrsplanung und Straßenbau im Rathaus, nicht. Vielmehr gehe es um die Mechanik. Schließlich müssten die Sensoren auch bei Eis und Schnee noch Daten melden. Auch dann noch, wenn ein Schneepflug darüberpflügte. Auch die LeUlm bensdauer der Akkus der „Parking Lot Sensors“sei ein Thema, das im Praxistest erprobt werde. Die Sensoren reagierten auf Metall, sodass Fehlermeldungen durch Fußgänger ausgeschlossen sein sollten.
Wenn sich das System bewährt, sei es vielseitig einsetzbar: Private Parkplätze können so zeitlich begrenzt angeboten werden. Zudem könnten so wertvolle Daten für die Kapazitätsplanung in Sachen Parkplatzbelegung und Bedarf gewonnen werden. »Diese Woche