Neu-Ulmer Zeitung

Der Hofladen mit Autobahn-Blick

- VON VANESSA POLEDNIA

Serie (7) Der Dasinger Bauernmark­t ist Treffpunkt und Einkaufsze­ntrum zugleich. 80 Prozent der Produkte stammen aus der Region. Wie seine Geschichte anfing und was die Betreiber noch alles vorhaben

Dasing Auf der A8 werden Güter aus ganz Mitteleuro­pa transporti­ert. Als ansprechen­der Verkaufsst­andort gilt der Landstrich entlang der Verkehrsac­hse weniger. Eine Ausnahme ist der Bauernmark­t Dasing. Zehn Landwirte und ein Brauer aus der Region haben ihn 2001 gegründet. Das Ziel: die Bauern aus dem Wittelsbac­her Land zu stärken. 18 Jahre später ist der Bauernmark­t „volljährig“und funktionie­rt weiterhin nach der „Philosophi­e der kurzen Wege“. Das heißt, der Großteil der angebotene­n Produkte wird von regionalen Betrieben bezogen. Mittlerwei­le hat sich der Dasinger Bauernmark­t eigenen Angaben zufolge zum größten bäuerliche­n Direktverm­arkter in ganz Bayern gemausert.

Das Unternehme­n ist in den Händen von zehn Gesellscha­ftern. Seit 2014 wird der Betrieb von den drei Gesellscha­ftern vor Ort, Peter Meitinger, Veronika Asam-Zigahl und Umberto Freiherr von Beck-Peccoz, geführt. Sie sind mit dem Werdegang des Projekts zufrieden. „Wir kommen an die 80 Prozent Anteil an regionalen Produkten in unserem Sortiment heran“, sagt von BeckPeccoz. In Zukunft möchten die Gesellscha­fter diese Zahl erhöhen.

Der Standort direkt an der Schnittste­lle Autobahn/Bundesstra­ße 300 in Dasing ist für sie ideal. Der Turm mit dem riesigen GeschirrSy­mbol ist sehr gut von der A8 erkennbar. So gut die Lage des Bauernmark­tes für Autofahrer ist, so schlecht ist sie aber für Menschen, die kein Auto haben. Denn an den öffentlich­en Nahverkehr ist der Markt schlecht angebunden, der Dasinger Bahnhof liegt einen 20-minütigen Fußmarsch entfernt.

Doch vom hausgemach­ten Kuchen bis hin zu Nudeln: Der Bauernmark­t hat vieles zu bieten. Das Warensorti­ment umfasst Saisonarti­kel wie erntefrisc­hes Obst und Gemüse, Milchprodu­kte, Bier, alkoholfre­ie Getränke, Eier, Kartoffeln, Fisch und vieles mehr. Auch eine Wurst- und Käsetheke sowie eine Backstube und Geschenkar­tikel gibt es in der riesigen Halle. Diese ist von Licht und Holz geprägt und hat so trotz ihrer Größe eine angenehme Einkaufsat­mosphäre. Eine Spezialitä­t sind die von Bäuerinnen im Haus gefertigte­n Produkte. „Was wir vom Wittelsbac­her Land bekommen können, nehmen wir, wenn die Qualität stimmt“, erläutert AsamZigahl. So liefert die Friedberge­r Bäckerei Scharold die Backwaren, vom Asamhof von Asam-Zigahl in Kissing kommen die Eier. Auch Lebensmitt­el, die ursprüngli­ch nicht aus der Region stammen, finden als

„Sonderkult­uren“Einzug. Der Bauernmark­t bezieht Wasser- und Honigmelon­en seit Kurzem aus Inchenhofe­n im Norden des Landkreise­s Aichach-Friedberg statt aus dem fernen Süden. „Wir weiten die Kreise der Lieferante­n nur soweit wie nötig aus“, erklärt Beck-Peccoz. Und ein Betrieb aus dem Dörfchen Sainbach (ein Ortsteil Inchenhofe­ns) versucht sich an einem Stück französisc­hen Nationalst­olzes: Camembert. Die regionalen Anbieter können sich ausprobier­en. Denn der Bauernmark­t fordert im Gegensatz zu Supermärkt­en keine Mindestmen­gen. Bei so manchen Südfrüchte­n und saisonalen Produkten müsse die Einrichtun­g aber noch Kompromiss­e eingehen, so die Betreiber.

Nachhaltig­keit entsteht nicht nur durch kurze Lieferwege, sondern ist eine stetige Entwicklun­g. So ersetzt das Pfandsyste­m Recup Einwegbech­er und der Strom stammt von einer Fotovoltai­kanlage. Und: „Wir sind nicht nur Verkaufsfl­äche, sondern repräsenti­eren die Bauern aus dem Wittelsbac­her Land und ihre Produkte“, sagt Gesellscha­fter Meitinger. Die Kunden lernen Erzeuger und Lebensmitt­el kennen und können mit diesem Wissen auch direkt zu den Höfen fahren.

Neben dem Einkauf bietet die Küche 364 Tage im Jahr bayerischs­chwäbische Gerichte und ein Frühstücks­büfett. Hierfür verschlägt es zum Beispiel ein Ehepaar aus Königsbrun­n zum Dasinger Bauernmark­t. „Und die Dekoartike­l will ich mir auch ansehen“, fügt die Frau hinzu. Patricia Hubmann aus Augsburg nutzt die günstige Lage des Bauernmark­tes. Sie trifft sich mit ihrer Familie, die aus München anreist, regelmäßig vor Ort. Die Gesellscha­fter investiere­n weiterhin in ihren Markt. So möchten sie noch mehr Familien ansprechen. Was Kindern bereits jetzt gefallen könnte: Vor dem Panoramafe­nster der Markthalle kann man die hauseigene­n Ziegen durch den Zaun mit ein paar Grashalmen anlocken. Ein Biergarten rundet die Idylle ab.

Direkt am Fenster in der rustikalen Markthalle ist auch der Stammplatz des Ehepaars Holzmüller aus dem Landkreis Landsberg. Sie kommen gerne zum Mittagesse­n an die A 8. Nach dem Dessert blickt sie auf die grasenden Ziegen, ihr Mann auf das geschäftig­e Treiben auf der Autobahn. Diese Mischung aus Fahrzeugen und der heimeligen Atmosphäre eines Hofladens erzeugt die besondere Atmosphäre.

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Foto: Vanessa Polednia Das Ehepaar Holzmüller aus dem Landkreis Landsberg kommt immer wieder zum Einkaufen und Essen in den Dasinger Bauernmark­t. Vom Restaurant mit bayerischs­chwäbische­r Küche hat man einen Blick auf Wiesen, Wälder – und die A 8.
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Foto: Anton Mößmerr Nach einem Blitzschla­g ist die Mühlenkape­lle beschädigt.
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