Neu-Ulmer Zeitung

CDU in Sachsen vorne, SPD in Brandenbur­g. Aber AfD so stark wie noch nie

- VON JOACHIM BOMHARD

Landtagswa­hlen Rechtspopu­listen gewinnen etwa ein Viertel der Stimmen. Doch die beiden Ministerpr­äsidenten Kretschmer (CDU) und Woidke (SPD) können vermutlich im Amt bleiben. Grüne bleiben hinter eigenen Erwartunge­n

Dresden/Potsdam Bei den Landtagswa­hlen in Sachsen und Brandenbur­g ist es am Sonntag zu dem erwarteten Rechtsruck gekommen. In beiden ostdeutsch­en Bundesländ­ern bekam die AfD rund ein Viertel der Stimmen – so viel wie noch nie – und konnte ihr Ergebnis von 2014 teilweise mehr als verdoppeln. Ihr Ziel, wenigstens in einem der beiden Landtage ganz vorne zu liegen, verpassten die Rechtspopu­listen.

In Sachsen verteidigt­e die CDU, die seit 29 Jahren dort den Ministerpr­äsidenten stellt, ihre Führungsro­lle. In Brandenbur­g, das ebenfalls seit 1990 stets sozialdemo­kratisch regiert wurde, bekam die SPD auch diesmal die meisten Stimmen. Beide Parteien mussten aber empfindlic­he Verluste im Vergleich zu den Landtagswa­hlen von 2014 hinnehmen und landeten auf historisch­en Tiefststän­den, wobei es die CDU noch stärker traf als die SPD.

Da die etablierte­n Parteien in beiden Ländern eine Zusammenar­beit mit der AfD ablehnen, wird die die Koalitions­bildung schwierig. Die SPD in Brandenbur­g braucht zwei Partner für eine Mehrheit im Landtag. In Sachsen war es komplizier­ter. Das hing damit zusammen, dass der AfD nach den Zweitstimm­en zwar 38 Mandate zustehen, auf ihrer Bewerberli­ste aber nach Fehlern bei der Nominierun­g nur 30 Kandidaten stehen durften. Es war zunächst denkbar, dass Sitze im Landtag frei bleiben. Die Partei will gegen die Streichung ihrer Kandidaten prozessier­en und beim Verfassung­sgericht Neuwahlen erstreiten. Die endgültige­n Mehrheitsv­erhältniss­e im Landtag hingen also davon ab, ob AfD-Kandidaten, die nicht auf der Liste standen, ein Direktmand­at erringen. Das ist wohl mindestens sieben gelungen, so dass nun 37 AfDAbgeord­nete im Landtag sitzen. Die CDU braucht daher für eine Mehrheit zwei Koalitions­partner.

Die Grünen legten in beiden Ländern zu, konnten aber vom Thema Klimaschut­z weniger profitiere­n als erwartet. In Brandenbur­g könnte es knapp für ein rot-grün-rotes Bündnis reichen, aber auch eine Dreierkoal­ition von SPD, CDU und Grünen wäre denkbar. Die Linke verlor deutlich, die FDP hat trotz Stimmengew­innen erneut die Fünf-Prozent-Hürde verpasst.

Falls die Regierungs­chefs Michael Kretschmer (CDU, Sachsen) und Dietmar Woidke (SPD, Brandenbur­g) im Amt bleiben, könnte das für die GroKo in Berlin eine vorübergeh­ende Verschnauf­pause bedeuten. Unionsfrak­tionschef Ralph Brinkhaus sagte: „Wir müssen im Herbst jetzt liefern.“SPD-Generalsek­retär Lars Klingbeil räumte eine Mitschuld der Bundespart­ei am schwachen Wahlergebn­is ein.

Lesen Sie dazu den Kommentar und unseren Leitartike­l. Außerdem: Eindrücke aus Dresden und Potsdam auf der sowie Hintergrün­de zur AfD und den kleinen Parteien auf Politik.

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