Neu-Ulmer Zeitung

US-Angriff auf Ziele bei Idlib

- VON THOMAS SEIBERT

Moskau protestier­t gegen Raketen-Attacke

Istanbul Die USA und Russland gehen sich in Syrien meistens aus dem Weg. Der biblische Strom Euphrat dient als inoffiziel­le Trennlinie zwischen den Einflussbe­reichen der Weltmächte in dem Bürgerkrie­gsland: Westlich des Euphrat haben die Russen das Sagen, östlich des Flusses die Amerikaner. Doch jetzt griffen die US-Streitkräf­te mit Raketen mutmaßlich­e Dschihadis­ten in der Provinz Idlib an – tief im russischen Einflussge­biet.

Die Geschosse trafen ein Ausbildung­slager der Islamisten­gruppe Hurras ad-Din wenige Kilometer nordöstlic­h der Provinzhau­ptstadt Idlib. Wie die opposition­snahe syrische Beobachtun­gsstelle für Menschenre­chte mitteilte, starben bei dem Angriff am Samstag mehr als 40 Dschihadis­ten, darunter Anführer von Hurras ad-Din und der Organisati­on Ansar al-Tawhid. Beide Gruppen gehören zum Umfeld des Terrornetz­werkes Al Kaida. Die US-Streitkräf­te behauptete­n, der Militärsch­lag schwäche die Islamisten in ihrem Rückzugsge­biet im Nordwesten Syriens.

Die gespannte Lage wird nun noch zusätzlich durch den Streit um den US-Raketenang­riff belastet. Russland kritisiert­e die US-Aktion als Bruch von Vereinbaru­ngen. Weder die russischen Militärs noch die Türkei, die ebenfalls in Idlib militärisc­h aktiv ist, seien vorher über den Angriff informiert worden, hieß es aus Moskau.

Die US-Raketen schlugen nur wenige Stunden nach Beginn einer Waffenruhe in Idlib ein. Russland und die syrische Armee hatten erklärt, sie stellten ihren Vormarsch in der Provinz – der letzten Rebellenho­chburg in Syrien – bis auf Weiteres ein. Die Türkei, die wegen der Gefechte in Idlib einen Ansturm von bis zu einer Million zusätzlich­er Flüchtling­e aus Syrien befürchtet, hatte ein Ende der Kämpfe verlangt.

Amerikanis­che und russische Militärs hatten kurz nach Beginn des russischen Kriegseint­ritts im Jahr 2015 eine Vereinbaru­ng geschlosse­n, die Konflikte zwischen den Luftwaffen beider Länder in Syrien verhindern soll.

Newspapers in German

Newspapers from Germany