Neu-Ulmer Zeitung

Aus Fehlalarme­n lernt man

- VON CHRISTINA HELLER

Es gibt ja diese Geschichte­n von Menschen, die friedlich in ihren Betten schlummern, nichts ahnend durchs Land der Träume flanieren bis sie – zack – ein kreischend­er Rauchmelde­r in die Gegenwart katapultie­rt. Bisher hielt ich solche Erzählunge­n für etwas übertriebe­n. Wie schrill mag ein Rauchmelde­r tönen? Und schnell ausgeschal­tet ist er zudem. Wie gesagt: bisher.

Neulich abends: Ich bereitete einen Auflauf zu und füllte die Form vielleicht etwas zu voll. Höchstens ein klitzeklei­nes Bisschen. Weil Aufläufe ja praktische­rweise selbststän­dig garen, schob ich die Form in den Ofen und zog mich zurück. Aber wie ich da Gedanken verlierend auf dem Sofa saß, ist auf einmal – zack – der Rauchmelde­r angesprung­en. Völlig unerwartet war die Auflauffor­m übergelauf­en, die Sahnesoße auf den Backofenbo­den getropft und dort verbrannt. Der Rauchmelde­r reagierte augenblick­lich. Und versetzte mich ebenso schnell in eine umfassende Panik.

Wohin hatte ich noch gleich die Bedienungs­anleitung gelegt, dass sie im Ernstfall ruckzuck zu finden wäre? Was ist sinnvoller: Erst den Backofen ausschalte­n und damit die Quelle des Qualms beseitigen – oder den Rauchmelde­r und damit die Quelle des Lärms? Wie um Himmels willen soll man bei dem Krach einen klaren Gedanken fassen? Und warum hört das Ding nicht auf zu tröten, obwohl der Ausschalte-Knopf gedrückt ist und es nicht mehr blinkt?

Bis ich bemerkt hatte, dass im Flur zwei Rauchmelde­r hängen und beide angeschlag­en hatten, war eine trommelfel­lzerreißen­de Ewigkeit vergangen. Ein Vorteil hat das Ganze: Diesmal habe ich die Bedienungs­anleitung an einen Platz gelegt, an dem ich sie in Sekunden finde. Ganz sicher. Wie heißt es nämlich so schön: Aus Fehlalarme­n lernt man.

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Foto: Maria Heinrich Rauchmelde­r auszuschal­ten ist gar nicht so leicht.

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