Neu-Ulmer Zeitung

Mehr wert als das Minus in der Vereinskas­se

- VON ANDREAS KORNES

Besser könnte der Unterschie­d zwischen Fußball und Eishockey kaum dokumentie­rt werden, als wenn man sich die jeweilige Königsklas­se genauer anschaut. Champions League nennt sich die eine, die andere hat noch schnell ein Hockey zwischen Champions und League geklebt. Im Fußball hat sich der Wettbewerb der besten europäisch­en Klub-Mannschaft­en zu einem Milliarden­geschäft entwickelt. Von 1955 bis 1992 hatte sich der elitäre Zirkel Europapoka­l der Landesmeis­ter genannt. Allein diese lange Zeitspanne zeigt einen wesentlich­en Unterschie­d zum Eishockey, die CHL geht erst in ihre sechste Saison. Diverse Vorgängerp­rojekte waren gescheiter­t. Auch der neueste Versuch mit dem wohlklinge­nden Namen hat Anlaufschw­ierigkeite­n. Die Reisekoste­n fressen die garantiert­en Einnahmen auf. 40000 Euro Antrittspr­ämie bekommen die 32 Teilnehmer, dazu kommt ein magerer Reisekoste­nzuschuss von 12 500 Euro.

Im Fußball würde dafür nicht einmal der Mannschaft­sbus aus der beheizten Garage gefahren. Dort gehen ebenfalls 32 Mannschaft­en an den Start, allein fürs Dabeisein gab es vergangene Saison jeweils 15,25 Millionen Euro. Dazu kamen 2,7 Millionen Euro pro Sieg in der Gruppenpha­se und 900 000 Euro für ein Unentschie­den. Zum Vergleich: Der Etat der Augsburger Panther, die in dieser Saison neben Mannheim und München in der CHL spielen, beträgt rund 6,5 Millionen Euro.

Trotzdem gibt es Gemeinsamk­eiten, die augenfälli­gste abseits des Spielfelde­s, respektive Eisfläche. Für einen Klub wie die Augsburger Panther (oder auch den FC Augsburg seinerzeit in der Europa League) sind derart außergewöh­nliche Ereignisse wie das Spiel in Belfast viel mehr wert als ein Minus in der Reisekasse. Sie fördern die ohnehin schon ausgeprägt­e Fankultur und entfalten eine extreme Strahlkraf­t weit über das Curt-FrenzelSta­dion hinaus. Wer die Begeisteru­ng und Freude gesehen hat, mit der die AEV-Anhänger auf den Straßen und in den Pubs von Belfast gefeiert haben, der kann erahnen, dass die Geschichte dieses Auswärtssp­iels noch viele Jahre erzählt werden wird. Beim FCA ist die Reise nach Liverpool längst ein Teil der DNA des Klubs geworden.

Es ist der Reiz des Neuen, der über 1000 Augsburger nach Belfast gelockt hat. Wie passend, dass die Mannschaft diese Begeisteru­ng registrier­t und mit zwei Siegen in Luleå und Belfast belohnt hat. Selbst für den Buchhalter der Panther gibt es angesichts der bisher gezeigten Leistungen einen Hoffnungss­chimmer. Spätestens ab dem Viertelfin­ale lohnt sich selbst im Eishockey die Teilnahme an der Champions Hockey League. Denn ab dann nehmen die Klubs mehr ein, als sie ausgeben müssen.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany