Ein schweres Erbe
Tipp des Tages „Nachlass“ist eine Doku auf 3sat. Sie beschäftigt sich mit der NS-Zeit
3sat, 22.25 Uhr Die Generation der Täter, die in der NS-Diktatur schuldig wurden, ist fast nicht mehr da. Ihre Kinder sind oft groß geworden mit Verdrängen und Verharmlosen der Vergangenheit im sogenannten Dritten Reich. Aber das familiäre Erbe von Schuld, Scham und Schmerz wirkt weiter. Dass ein naher Verwandter, ein Vater oder Großvater, beteiligt gewesen sein soll an Erschießungen, Morden, Deportationen von Juden, ist für viele schwer vorstellbar und manchmal auch schwer erträglich.
Die Dokumentation „Nachlass“von Christoph Hübner und Gabriele Voss beschäftigt sich mit dem Thema. Bei 3sat ist sie am Montag, den 2. September, um 22.25 Uhr zu sehen. Der Titel ist bewusst vieldeutig: „Nachlass“kann all das sein, was jemand seinen Nachfahren vererbt hat. Manchmal gehören dazu Dokumente, die den Kindern vor Augen führen, dass ihr Vater in Verbrechen verstrickt war. Oder Fotos, die ihn stolz in SS-Uniform zeigen und eine Nähe zum NS-Regime belegen, die ihnen nie klar gewesen ist. Oder auch Belege dafür, dass ein Verwandter zu den Opfern des Regimes zählte, über deren Geschichte oft genauso schamvoll geschwiegen wurde wie in den Täterfamilien. In „Nachlass“berichten sieben Nachkommen von NS-Tätern und -Opfern über ihre Erfahrungen. Eine ehemalige Gymnasiallehrerin gehört dazu, Tochter eines SS-Arztes, die hofft, dass ihr Vater nicht zum Mörder wurde. Der Beginn des Zweiten Weltkriegs jährt sich zum 80. Mal – das klingt nach einer langen Zeit. Aber in vielen Familien ist die Frage, was Väter und Großväter damals gemacht haben, noch nicht beantwortet.