Wenn der Gang zum Klo zur Qual wird
Urologie Vor allem Frauen leiden häufig unter Blasenentzündungen. Oft helfen einfache Mittel. Wann es sich empfiehlt, zum Arzt zu gehen
als die des Mannes ist. Das führt dazu, dass Erreger leichter in die Blase vordringen können.
Was erhöht das Risiko?
Mehrere Faktoren können eine Rolle spielen. Klar ist für Ärzte jedenfalls, dass häufiger Geschlechtsverkehr die Wahrscheinlichkeit erhöht: „Durch die Bewegungen beim Sex können Erreger leicht aus der Scheide in die Harnröhre geraten“, erklärt Schultz-Lampel. Daher sprachen Ärzte früher auch von „Honeymoon“(Flitterwochen)-Zystitis. Als zusätzlicher Risikofaktor gelten spermizid beschichtete Kondome und übertriebene Intimpflege: Dadurch wird das mikrobielle Gleichgewicht in der Scheide gestört, sodass Erreger leichtes Spiel haben. Abgesehen davon sind Schwangere und Frauen in oder nach den Wechseljahren aufgrund hormoneller Veränderungen im Urogenitalbereich anfälliger für Blaseninfekte. Auch Krankheiten wie Diabetes mellitus oder anatomische Veränderungen im Harnwegsbereich können das Risiko erhöhen.
Muss man immer zum Arzt?
„Wer zum ersten Mal Symptome einer Blasenentzündung hat, sollte auf jeden Fall zum Arzt gehen“, rät Schultz-Lampel. Die Beschwerden könnten auch eine ganz andere Ursache haben – etwa eine Scheideninfektion oder Blasensteine. „Deshalb ist es wichtig, den Urin zu untersuchen und eine Harnkultur anzulegen, um zu sehen, um welche Keime es sich handelt.“Danach richtet sich auch die Behandlung. Ansonsten gilt: Fieber und weitere Beschwerden, etwa Schmerzen im seitlichen unteren Rücken, sind Alarmzeichen. Dann könnte der Infekt in Richtung Nieren gewandert sein. In dem Fall heißt es: Sofort zum Arzt! Auch wer Blut im Urin entdeckt, sollte das auf alle Fälle abklären lassen.
Was hilft?
Antibiotika sorgen fast immer dafür, dass die Beschwerden rasch nachlassen. Inzwischen ist aber belegt, dass unkomplizierte Blasenentzündungen bei jüngeren, gesunden Frauen oft ohne weitere Probleme von selbst ausheilen. Bei leichten bis mittelgradigen Beschwerden könne eine „alleinige symptomatische Therapie“erwogen werden, heißt es in der ärztlichen Leitlinie zum Thema. „Gängige Schmerzmittel wie Ibuprofen können dabei hilfreich sein“, sagt der Urologe Dr. David Marghawal von der Asklepios Klinik Altona in Hamburg. „Ansonsten ist es wichtig, viel zu trinken, damit die Erreger nicht weiter aufsteigen.“Dazu eignen sich harntreibende Tees mit Birkenblättern, Schachtelhalm oder Brennnesseln. Im Übrigen tun Ruhe und Wärme gut.
Warum bekommen manche Frauen immer wieder Blasenentzündungen?
Das kann daran liegen, dass eine Zystitis nicht richtig auskuriert wurde. Es kommt immer wieder vor, dass Antibiotika falsch oder nicht lang genug eingenommen werden, erklärt Schultz-Lampel. Dann kann es sein, dass Bakterien überleben und nach kurzer Zeit die nächszer te Entzündung hervorrufen. Aber auch eine Funktionsstörung der Blase oder eine allgemeine Abwehrschwäche kann schuld an den häufigen Infektionen sein. Manche Menschen sind außerdem von Natur aus anfälliger für Blasenentzündungen.
Wie lässt sich vorbeugen?
Wichtig ist grundsätzlich, viel zu trinken und die Blase regelmäßig sowie vollständig zu entleeren. Wer zu Blasenentzündungen neigt, sollte außerdem direkt nach dem Geschlechtsverkehr auf die Toilette gehen, heißt es in einer Patientenleitlinie der Universität Witten/Herdecke. Auch Kälte – zum Beispiel ein nasser Badeanzug oder kalte Füße – sollte man meiden: Möglicherweise wird die Harnblase dann schlechter durchblutet, sodass die Anfälligkeit steigt. Ansonsten gibt es eine Reihe nicht verschreibungspflichtiger Mittel zur Prophylaxe: Unter anderem kann Mannose, eine Zuckerart, Bakterien binden und so möglicherweise verhindern, dass sich Erreger an die Blasenschleimhaut anheften. Pflanzliche Mittel – etwa Kapuzinerkresse, Meerrettich und Bärentraubenblätter – werden in der ärztlichen Leitlinie als Option genannt. „Auch Rosmarin und Thymian eignen sich gut zum Vorbeugen“, sagt Urologe Marghawal. Unklar ist, ob Cranberries eine schützende Wirkung haben. Die Studienlage dazu ist widersprüchlich, Patienten berichten aber öfters über positive Erfahrungen. Als weitere Option gibt es noch eine Impfung. „Die Ergebnisse sind allerdings durchwachsen“, sagt Marghawal.