Neu-Ulm zeigt sich bunt und verspielt
Kunsthandwerk Der Töpfermarkt und der verkaufsoffene Sonntag locken viele Besucher in die Innenstadt. Nur der Regen trübt zeitweise ein wenig die Stimmung
Neu-Ulm Das letzte Sommerwochenende: Obwohl auch an den Badeseen am Samstag reger Betrieb herrschte, lockte das qualitätvolle Angebot des beliebten Töpfermarkts auf dem Neu-Ulmer Petrusplatz bei strahlendem Sonnenschein jede Menge Publikum an. Etwas schwächer war der Zulauf am Sonntag, an dem der Regen kam und der Sommer sich verabschiedete. Beim verkaufsoffenen Sonntag mit zahlreichen Aktionen war vor allem in der Glacis-Galerie gut und trocken zu shoppen. Es kam deutlich mehr Publikum als an einem normalen Werktag. Der Rathausplatz im Regen konnte allerdings mit dem südlichen Flair einer italienischen Piazza bei der Festa Italiana nicht mithalten.
Sehr bunt und vielfach verspielt präsentierte sich der Töpfermarkt zum Sommerende, mit unzähligen gezeigten Anwendungsmöglichkeiten für Keramik im Innen- und Außenbereich. Dass sich Getöpfertes nicht nur als ganz individuelles Geschirr oder witziger Gartenschmuck eignet, zeigten unzählige Aussteller: Schmuck aus Keramik ist gerade „in“, und wer Lust hat, alte Möbel ganz nach persönlichem Geschmack aufzupeppen, kann das mit Keramik-Möbelgriffen und Möbelknöpfen tun. Eine ganze Serie gleicher Artikel jedenfalls ist bei handgetöpferter Ware nicht möglich – jedes Teil kommt aus dem Brennofen so, wie es ist. Gerade mit dieser Individualität arbeitet Serenti-Keramik aus Irsee: Der glasartigen Glasur ihrer Handkeramik-Schalen wird vor dem Brennen ein Esslöffel Holzasche beigegeben – und da verschiedene Baumarten verschiedene Metalle aus dem Boden holen, entstehen Farben. Kastanienasche etwa lässt die Glasur blau werden, Ebenholz grün und Zwetschge violett.
Beim „Gute Laune“-Geschirr im gehobenen Preissegment konnten Liebhaber bunter Farben ebenso fündig werden wie bei Obstschalen, die farblich so individuell sind, dass man im Grunde für jede Obstsorte eine eigene Schale haben müsste. Stutzig wurde, wer den Stand von Thorsten Cullmann aus Nockenthal passierte – mit seiner Keramik blüht es im Garten ganz jahreszeitenunabhängig, und auch wer nicht den grünen Daumen hat, schafft mit seiner Hilfe blühende Zimmerpflanzen. Cullmann kreiert kleine Blüten und Röschen, die man – drinnen oder draußen – ganz unauffällig in Pflanstecken kann. Und endlich blüht die Zimmerpflanze, und auch die Novembernebel können diesen Rosen nichts anhaben. Eine Kostbarkeit des 18. Jahrhunderts war auf dem Petrusplatz wiederzuentdecken – zartes Biskuitporzellan, eine teure Tafel-Dekoration vergangener Zeiten, kehrt in durchscheinenden Mobile-Motiven wieder.
Auf Regen hatten die Veranstalter der Festa Italiana am Sonntag nicht gesetzt: Natürlich ist der nüchterne Neu-Ulmer Rathausplatz mit dem Charme einer südlichen Piazza nicht vergleichbar, und natürlich kostet der Espresso in Deutschland doppelt so viel wie auf der Piazza einer kleinen italienischen Stadt. Dennoch – mit Italopop, mit Pasta und Süßem zum Espresso konnte durchaus südliches Flair entstehen. Espresso aber im Regen? „Es kommt nichts rüber!“, klagte eine Besucherin – trotz Musik von Tributebands, die als Gianna Nannini- und Eros Ramazotti-Imitatoren auftraten, und trotz der vielen Vespas, mit denen der VespaKlub zur Freude der Zuschauer auffuhr. Am späten Nachmittag wurde das Wetter deutlich besser, die Stimmung stieg. Der Platz füllte sich, und die Besucher schwelgten in italienischen Melodien.
Reiten war derweil in der GlacisGalerie angesagt: Auf Wellen im Nassen und im Trockenen auf Bozen ards für die surfbegeisterten Erwachsenen, auf großen Plüschtieren für die Kinder, wobei Pony, Zebra, Löwe und Co. bei einigem Geschick dazu zu bringen waren, mit ihren kleinen Reitern über die Flächen der Glacis Galerie zu „galoppieren“. Ganz günstig waren beide Vergnügungen nicht, aber kleine Reiter wie Tony und seine jüngere Schwester genossen es, dass die Eltern den Ritt genehmigten. Beim schon nahezu herbstlichen Wetter war der Blick auf das Angebot an Herbstkleidung in den Geschäften lohnend: September und Oktober dürften bunt werden, angesichts all der Kleidungsstücke in sonnengelb, Taubenblau und Zimt.