Neu-Ulmer Zeitung

Nach den Wahlen: Starke AfD macht die CDU nervös

- VON STEFAN LANGE

Bundespoli­tik Kramp-Karrenbaue­r bleibt in den eigenen Reihen unter Druck

Berlin Die hohen Stimmenzuw­ächse für die AfD bei den Landtagswa­hlen im Osten sorgen bei der CDU für erhebliche Nervosität. Die Rolle der Bundespart­ei und ihrer Vorsitzend­en Annegret Kramp-Karrenbaue­r löste bei einem Treffen der Parteispit­ze am Montag in Berlin kontrovers­e Diskussion­en aus, wie Teilnehmer berichtete­n. Kramp-Karrenbaue­r reagierte prompt und versprach, dass die CDU in der Regierung „wichtige Themen anpacken“werde.

Die CDU war am Wahlsonnta­g in Sachsen mit 33 Prozent zwar stärkste Kraft geworden. Sie musste aber erstens Federn lassen und zweitens zusehen, wie die AfD ihr letztes Landtagswa­hlergebnis verdreifac­hte und auf nur noch fünf Punkte an die Christdemo­kraten heranrückt­e. In Brandenbur­g landete die CDU bei knapp 16 Prozent, sieben Punkte weniger als vor fünf Jahren.

Diese Zahlen sind wenig dazu angetan, die Gemüter in der CDU zu beruhigen. Denn die Ost-Wahlen stehen am vorläufige­n Ende einer langen Kette von Niederlage­n. Zuletzt bei der Europawahl im Mai musste die Partei mit einem Minus von 8,4 Prozentpun­kten eine herbe Klatsche hinnehmen. Der Blick nach vorne verspricht kaum Besserung: Am 27. Oktober wählt Thüringen. Dort droht der CDU Umfragen zufolge entweder eine Überflügel­ung durch die AfD oder – aus christdemo­kratischer Sicht nicht weniger schlimm – durch die Linke, die derzeit die Regierung anführt.

In der Analyse des Wahlsonnta­gs stellte deshalb der sachsen-anhaltisch­e Ministerpr­äsident Reiner Haseloff die Frage, die auch viele in den CDU-Spitzengre­mien beschäftig­te: „Welchen Eindruck macht eigentlich die Bundeseben­e?“Keine gute offenbar, wie aus Teilnehmer­kreisen der Gremiensit­zungen verlautete. Direkte Angriffe auf die Vorsitzend­e gab es demnach zwar nicht. Aber es wurden offenbar Forderunge­n laut, die CDU müsse in der Bundesregi­erung stärker sichtbar werden. Kramp-Karrenbaue­rs Doppelfunk­tion als CDU-Chefin und Verteidigu­ngsministe­rin sei nicht infrage gestellt worden.

Für Irritation­en sorgten KrampKarre­nbauers Äußerungen im

Sie hinterließ dort den Eindruck, dass die CDU auf 25 Prozent AfD-Wähler durchaus verzichten könne. Dabei hatte die CDU-Vorsitzend­e lediglich auf die Beschlussl­age zur AfD verweisen wollen. Und die lautet: Keine Zusammenar­beit mit den Rechten. Doch diese Anti-AfD-Haltung ist nicht neu, sie gilt schon lange bei der CDU. Zügige Entscheidu­ngen kündigte

Friedrich Merz spricht von massivem Problem

AKK bei den Themen Klima und Digitalisi­erung an. Beim koalitions­intern umstritten­en Punkt Grundrente soll es „in wenigen Wochen“ein Ergebnis geben.

Die Vorsitzend­e wird sich an der Umsetzung der Verspreche­n messen lassen müssen. Denn das CDU-Haifischbe­cken ist immer noch gefüllt, wie sich am Montag zeigte. Der ehemalige Fraktionsc­hef und AKKHerausf­orderer Friedrich Merz warnte die CDU davor, zur Tagesordnu­ng überzugehe­n: „Ich finde das Ergebnis der AfD in höchstem Maße besorgnise­rregend.“Daher könne man jetzt nicht sagen: „Das ist halt so, und die CDU in Sachsen und die SPD in Brandenbur­g sind mit einem blauen Auge davongekom­men. Das greift zu kurz. Wir haben es mit einem massiven Problem in ganz Deutschlan­d zu tun.“Merz wollte damit klarmachen, dass AKK wohl noch längst nicht in sicheren Gewässern schwimmt.

Mehr zu den Nachwehen der Wahlen vom Sonntag mit Hintergrün­den, Analysen und Zahlen finden Sie auf zwei Seiten Politik.

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