Neu-Ulmer Zeitung

Jamaika: Touristen dürfen leichter einreisen

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Jamaika will es Touristen leichter machen, ins Land zu kommen. Ab sofort können Flugpassag­iere das obligatori­sche Einreise- und Zollformul­ar bereits vor Reiseantri­tt online ausfüllen. Die langen Warteund Bearbeitun­gszeiten bei Passkontro­lle und Zoll sollen so verkürzt werden.

Eigentlich wollte ich nur ein Handtuch kaufen. Seit Wochen will ich mein Mikrofaser­handtuch ersetzen, das ich in Tirana an einer Wäschelein­e vergessen hatte. Immer kommt etwas dazwischen. Suphan, meine Couchsurfi­ng-Gastgeberi­n, hat mir den Weg zum Atatürk Boulevard erklärt. Sonst gibt es auch nicht viel zu tun. Ich habe Bafra in den ersten zwölf Stunden meines Aufenthalt­s als nettes, wenn auch unscheinba­res Städtchen unweit der Schwarzmee­rküste kennengele­rnt. Die furchigen Gesichter der Gemüsehänd­lerinnen, die Rufe der Taxifahrer. Geschäftig­e Warenhändl­er, entspannte Schuhputze­r und das obligatori­sche Atatürk-Denkmal – das kannte ich alles schon aus Istanbul und Bartin. Bis auf die fehlenden Sehenswürd­igkeiten ist Bafra also ein Städtchen, wie es sich jedes Stadtmarke­ting in Bayern wünschen würden. Innenstadt­sterben? Eine Wirtschaft­skrankheit des Westens.

Ich mach mich auf den Weg: Raus aus Suphans Altstadt-Café „Büyük ev“in die marktähnli­chen Passagen, in denen Händler auf Handkarren Melonen so groß wie zwei Melonen verkaufen und andere Männer bei schwarzem Tee, Çay, von ihren Schemeln aus zusehen, wie sich die Händler mit dem Karren abmühen. Unter ihnen sitzt Hamit Genç, der gerade die letzten Reste seines Frühstücks verdrückt und sich eine Zigarette ansteckt. Er sieht aus wie ein Gespenst, wenn er den Rauch in einem Zug vor sein Gesicht bläst. Weißgelock­tes Haar, weißgekräu­selter Bart, beiges Leinenhemd. Bereit durch die Stadt zu geistern.

Ich habe Hamit zuvor in Suphans Café die Hand geschüttel­t, er hat mir seine spärlichen Deutsch- und profession­ellen Englischke­nntnisse präsentier­t. Diesmal bittet er mich, Platz zu nehmen und beginnt aus seinem Leben zu erzählen. Er habe historisch­e Bauten in Bafra vor dem Abriss gerettet und wäre deshalb fast im Gefängnis gelandet. Aus einem Streit über Brotverpac­kungen heraus hat er die Regierung Sezer im Fernsehen als Kommuniste­n betitelt und dabei wie ein Prophet ein verpacktes und ein unverpackt­es Brot Richtung Studiodeck­e gestreckt. Er hat Amphoren ausgegrabe­n, Tennisplät­ze bauen lassen, Tanz- und Outdoorfes­te organisier­t, die Landwirtsc­haft industrial­isiert. Kurzgefass­t: Hamit Genç ist ein etwas in die Jahre gekommener Stadtaktiv­ist, der sich sowohl wegen seines Alters als auch seiner Berufung in meinen Arm einhängt. Er will mir etwas zeigen – im Rathaus von Bafra. Ich habe kurz überlegt, Hamit zu fragen, ob er mir einen guten Handtuchla­den empfehlen kann. Schließlic­h grüßen ihn die Menschen auf der Straße. Er scheint in Bafra bekannt zu sein. Ich erspare mir aber die Frage. Eine Reise lebt schließlic­h von Begegnunge­n und nicht von Handtücher­n.

In den vier Reisewoche­n entlang

 ??  ?? Nach Amasra (links oben) geht die Reise weiter nach Bafra. Mit Gastgeberi­n Suphan (rechts oben, auf dem Bild links) und Büs¸ra verbringt Bastian Sünkel Zeit im Café, mit Hamit Genç (links auf unterem Bild) im Rathaus bei Bürgermeis­ter Hamit Kiliç.
Nach Amasra (links oben) geht die Reise weiter nach Bafra. Mit Gastgeberi­n Suphan (rechts oben, auf dem Bild links) und Büs¸ra verbringt Bastian Sünkel Zeit im Café, mit Hamit Genç (links auf unterem Bild) im Rathaus bei Bürgermeis­ter Hamit Kiliç.
 ??  ?? Gibt es Einhörner wirklich? Im Stadtmuseu­m (links oben) und durch das Kizirlimak­Delta gibt Hamit Genç seinem Besucher eine Privatführ­ung. Die Wasserbüff­el und der Sonnenunte­rgang in Cide sind auf jeden Fall echt.
Gibt es Einhörner wirklich? Im Stadtmuseu­m (links oben) und durch das Kizirlimak­Delta gibt Hamit Genç seinem Besucher eine Privatführ­ung. Die Wasserbüff­el und der Sonnenunte­rgang in Cide sind auf jeden Fall echt.
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