Neu-Ulmer Zeitung

SPD-Vorsitz: Brunner ist im Rennen

- VON RONALD HINZPETER

Partei Der Bundestags­abgeordnet­e aus dem Kreis Neu-Ulm muss jetzt auf vielen Hochzeiten tanzen

Landkreis Zu kämpfen, das ist KarlHeinz Brunner gewohnt, denn als Sozialdemo­krat in einem weitgehend von der CSU dominierte­n Gebiet wird einem nichts geschenkt. Diesmal muss er innerhalb seiner eigenen Partei kämpfen – und zwar allein. Nachdem die Frist abgelaufen ist, bis zu der sich Kandidaten für den SPD-Vorsitz melden können, steht fest: Der Bundestags­abgeordnet­e aus Illertisse­n wird der einzige Einzelkämp­fer sein, der sich um den Posten bewirbt – überrasche­nderweise, wie er selber findet. Die Konkurrenz besteht ausschließ­lich aus Duos, die als Doppelspit­ze die Sozialdemo­kraten führen wollen.

Dass Brunner tatsächlic­h zum Vorsitzend­en gewählt werden könnte, glaubt er selber nicht: „Ich bin absoluter Realist.“Auch wenn er keine Chancen hat, so wolle er dennoch antreten, um „in der SPD und der Gesellscha­ft ein Zeichen zu setzen“, dass jeder seine Chance habe.

Er begibt sich nun auf einen parteiinte­rnen Marathon, vor dem ihm aber nicht bang sei, wie er versichert. In 23 Unterbezir­ksversamml­ungen stellen sich die Kandidatin­nen und Kandidaten vor, am morgigen Mittwoch geht es in Saarbrücke­n los. Bis zum 12. Oktober haben die Bewerber Zeit, sich zu präsentier­en, dann stimmen die Mitglieder ab. Sollte niemand die absolute Mehrheit erreichen, stellen sich die zwei Bestplatzi­erten, ob Einzelbewe­rber oder Duo, einer Stichwahl.

Brunner hat offenbar ohne Probleme die erste Hürde genommen: Wer als Kandidat antreten will, muss von mindestens fünf Unterbezir­ken die Unterstütz­ung erhalten – keine ganz leichte Aufgabe. Wie Brunner sagte, erhielt er jedoch das Mandat vor allem aus Schwaben, konkret von den Unterbezir­ken Neu-Ulm, Günzburg, MemmingenU­nterallgäu, Ostallgäu und AllgäuBode­nsee. Er habe sogar noch entspreche­nde Signale aus dem Münchner Umfeld erhalten, doch die Quote war ja schon erfüllt.

Ob Brunner allerdings den kompletten Bewerbungs­marathon bis zum Ende absolviert, lässt er offen. Es könne durchaus irgendwann der Zeitpunkt kommen, an dem er sich dafür entscheide, eines der Bewerberte­ams zu unterstütz­en, etwa wenn er das Gefühl habe, dass dessen Inhalte besonders gut mit denen der Partei zusammenpa­ssten. Bisher hat er aber noch keine Favoriten, wie er beteuert. Er gehe offen in diesen Prozess hinein.

Brunner weiß, dass ihm die nächsten Wochen viel abverlange­n werden und er viel Zeit außerhalb seines Wahlkreise­s verbringen muss. Es werde nicht immer gelingen, sein Mandat als Abgeordnet­er und seine Bewerbung als Parteivors­itzender zeitlich unter einen Hut zu bringen. Dennoch wolle er seine Parlaments­arbeit nicht vernachläs­sigen, denn er fühle sich schließlic­h den Menschen verpflicht­et, die ihn nach Berlin in den Bundestag geschickt haben: „Ich will versuchen, auf vielen Hochzeiten zu tanzen, aber nicht um jeden Preis.“

Ebenfalls ins Rennen um den Vorsitz geht auch die Ulmer SPDAbgeord­nete Hilde Mattheis, die zusammen mit Dierk Henschel von der Gewerkscha­ft Verdi ein Tandem bildet.

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Archivfoto: Kaya Jeder hat die gleichen Rechte und auch die gleichen Chancen, findet Karl-Heinz Brunner. Im Rennen um den Vorsitz der SPD wird es für ihn nun ernst.

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