Kommt überall die „Volks-Sparkasse“?
Finanzen In Hessen reagieren Volksbank und Sparkasse mit einer großen Zahl von gemeinsamen Filialen auf den Kostendruck. Es könnte ein Modell für die gesamte Bankenbranche sein
München Banken haben immer mehr zu kämpfen: Besonders in ländlichen Regionen dünnen die Kreditinstitute seit einigen Jahren das Filialnetz spürbar aus. Um den Kostendruck zu senken, gehen die Frankfurter Volksbank und die Taunus Sparkasse in Hessen nun einen Weg, den es in derart großem Stil bundesweit noch nicht gibt. Die bisherigen Konkurrenten haben sich auf eine Partnerschaft verständigt und werden in Zukunft an rund 50 Standorten gemeinsame Filialen betreiben. In der Branche ist das eine kleine Sensation. Aber ist es nur ein Sonderfall? Oder sind derlei flächendeckende Zusammenlegungen auch in anderen Bundesländern realistisch?
Wolfgang Gerke ist sich sicher: „Daran wird kein Weg vorbeiführen“, sagt der Präsident des Bayerischen Finanz Zentrums in München. Insbesondere Bayern, das vor allem durch seine ländliche Struktur geprägt ist, werde diese Entwicklung zu spüren bekommen. „Die Filialbanken stehen mit dem Rücken zur Wand“, sagt Gerke. Die Kosten für die Geschäftsstellen seien so hoch, dass sie sich nicht mehr lohnen. Weiterhin erledigen viele Menschen heutzutage ihre Bankgeschäfte online. Für Gerke ergeben sich daraus nur zwei Optionen: die Schließung nicht kostendeckender Filialen oder die Kooperationen verschiedener Institute.
In der Vergangenheit haben bislang nur ganz vereinzelt Sparkassen mit Volksbanken zusammengearbeitet, etwa in Steppach im Landkreis Augsburg. Eine solche groß angelegte Kooperation wie in Hessen bezeichnet Gerke als einen „Tabubruch“. Noch in diesem Jahr wollen sie zehn gemeinsame Filialen in Hessen eröffnen. Weitere 16 solcher „Finanzpunkte“sollen bis spätestens Ende 2021 im Hochtaunuskreis und im Main-Taunus-Kreis folgen, wie die beiden Institute am Dienstag mitteilten. Geplant ist, dass die ge
Hintergrund Seit Jahren schrumpft die Zahl der Bankfilialen in Deutschland. Im vergangenen Jahr verringerte sich die Zahl der Zweigstellen über den gesamten deutschen Markt hinweg um 2239 auf 27 887 Filialen. Zum Vergleich: Im Jahr 2007 waren es noch rund 40 000.
Kürzungen
Nicht nur bei Volksbanken und Sparkassen, auch bei gro
meinsamen Filialen an vier Wochentagen erreichbar sind. An zwei Tagen werden Volksbank-Kunden betreut, an den anderen diejenigen der Sparkasse. Blaue beziehungsweise rote Beleuchtungen an den jeweiligen Tagen signalisieren, welche Kunden an der Reihe sind.
Für Wolfgang Gerke ist dieses System nicht optimal, jedoch „ein vertretbarer Zwischenschritt“. So seien die Kunden zwar auf nur zwei Tage beschränkt, in ländlichen Bereichen werden sie aber mit Dienstleistungen bedient. Aus Perspektive der Banken können somit einerseits Kosten gesenkt, andererseits „qualifiziertes Personal besser zwischen verschiedenen Filialen eingesetzt werden“, sagt Gerke. Als weiteren ßen Privatbanken wie Deutscher Bank und Commerzbank steht das Filialnetz permanent auf dem Prüfstand.
Lösungen In manch einem Dorf gibt es nicht einmal mehr einen Geldautomaten. Darum touren einige Banken mit dem Bus über Land. Gerade die ältere Kundschaft nutzt diesen Service, um Geld abzuheben oder Überweisungen zu erledigen. (dpa) Schritt hält der Finanzexperte Fusionen als unabdingbar – auch wenn das „riesige Hürden“aufgrund der unterschiedlichen Strukturen nach sich ziehen würde: „Um konkurrenzfähig und rentabel zu bleiben, ist das zwingend notwendig.“
Geht es nach Jürgen Gros, dem Präsident des Genossenschaftsverbands Bayern, dann wird dieses Modell in Bayern nicht Schule machen. Eine Verschmelzung von genossenschaftlichen und öffentlich-rechtlichen Instituten sei zum heutigen Stand wenig realistisch. Das DreiSäulen-Modell, zu dem noch die privatwirtschaftlichen Geschäftsbanken zählen, habe sich bewährt und garantiere insbesondere dem Mittelstand eine flächendeckende Kreditversorgung.
Daneben sei zu berücksichtigen, dass die zwei Bankengruppen im Wettbewerb zueinander stehen und beide „bedeutende Akteure mit einem großen Kundenkreis sind“. Technisch sei eine Fusion machbar, aber „ich sehe die Rahmenbedingungen dafür nicht“, sagt Gros. Es sei ein erklärtes Ziel der Genossenschaftsbanken, die Präsenz in der Fläche aufrecht zu erhalten. Dieses mit Modellen wie in Hessen zu erreichen, hält er jedoch für keine allgemeingültige Lösung. (mit dpa)
Wie Banken ihre Kunden versorgen