High Noon auf dem Dorf
Mit der dörflichen Lebensart hat es heutzutage ja so seine Bewandtnis. Alteingesessene Familien sind mehr und mehr mit einer Herausforderung konfrontiert: dem Zuzug von Städtern. Lebensentwürfe kollidieren, Streitigkeiten eskalieren. In der Kita gibt es plötzlich veganes Essen. Aufgeregte Feministen-Gruppen protestieren gegen patriarchale Strukturen wie das „Fensterln“. Ein Hahn, der seit Jahren frühmorgens die Gemeinde weckt, wird kurzerhand um seine Lebenszeit gebracht. Landwirte müssen sich vor Nachbarn rechtfertigen, wenn sie nachts mit ihrem nahezu geräuschlosen Diesel durchs Dorf tuckern.
Wenn sich die Kontrahenten dann verärgert auf der Straße gegenüberstehen, wirkt es fast so, als befinde man sich im Wilden Westen. Oder in Inning am Ammersee. Dort fühlte sich jüngst ein Rentnerpaar aus der Großstadt um seinen wohlverdienten Ruhestand gebracht, weil die geruchsintensive Gülle des örtlichen Bauern ihnen ihr Frühstück vermieste. Das Paar griff zu radikalen Hilfsmitteln: Nein, keine Vier Fäuste für ein Halleluja,
aber quasi eine ganze Herde Pferdestärken. Mit zwei geländetauglichen Autos versperrten sie dem Landwirt einfach den Weg. Punktsieg für die renitenten Rentner. Der unbeteiligte Beobachter fragt sich, wie das nur weitergehen soll. Wird nun jeden Morgen eine solche Wagenburg errichtet? Stehen sich eines Tages um High Noon SUV und Traktor zum Showdown gegenüber? Oder kann der Sheriff, Pardon die Polizei, noch schlichtend eingreifen, ehe die örtliche Werkstatt einen Autosarg ausmessen muss? Vielleicht lässt sich eine der Konfliktparteien aber auch
Für eine Handvoll Dollar zum Einlenken bewegen, ehe es heißt:
Spiel mir das Lied vom Tod.