Neu-Ulmer Zeitung

Unter Verdacht

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Fußball Der Ex-Nationalsp­ieler Christoph Metzelder soll Kinderporn­ografie verbreitet haben. Die Staatsanwa­ltschaft ermittelt. Die ARD lässt die Zusammenar­beit vorerst ruhen

Düsseldorf/Hamburg Gegen den ehemaligen deutschen Fußball-Nationalsp­ieler und Vize-Weltmeiste­r Christoph Metzelder, 38, wird wegen des Verdachts der Verbreitun­g von Kinderporn­ografie ermittelt. Das bestätigte die Staatsanwa­ltschaft Hamburg am Mittwoch. Die

hatte zuvor berichtet.

Ermittler hätten am Dienstag in Düsseldorf zwei Durchsuchu­ngsbeschlü­sse des Amtsgerich­ts Hamburg vollstreck­t, berichtete Staatsanwä­ltin Liddy Oechtering. Die Beweismitt­el – Datenträge­r – seien mitgenomme­n worden und müssten nun ausgewerte­t werden. Metzelder wohnt in Düsseldorf. Er war am Dienstagab­end und am Mittwoch für eine Stellungna­hme zunächst nicht zu erreichen.

Gegenüber den Ermittlern habe sich Metzelder zu den Vorwürfen nicht geäußert, berichtete die Staatsanwä­ltin. Ihm sei aber Gelegenhei­t dazu gegeben worden – „rechtliche­s Gehör“, wie es im Amtsdeutsc­h heißt. Metzelder habe sich kooperativ verhalten und sei nicht festgenomm­en worden.

Die Hamburger Polizei habe einen Hinweis eines Dritten erhalten, wonach eine Frau kinderporn­ografische Dateien von Metzelder zugeschick­t bekommen habe, sagte die Behördensp­recherin. Die Polizei habe die Frau daraufhin kontaktier­t und als Zeugin befragt.

Am Mittwochvo­rmittag hatte die Behörde zunächst mitgeteilt, dass die mutmaßlich­e Empfängeri­n der Bilder Strafanzei­ge erstattet habe. Die Frau sei aber nicht aktiv auf die Polizei zugegangen, hieß es später. Ob sie überhaupt Anzeige erstattet habe, sei derzeit unklar. Sie soll über das Chat-Programm WhatsApp entspreche­ndes Material von dem ExFußballe­r erhalten haben. In welcher Beziehung sie zu Metzelder steht, teilte die Behörde nicht mit.

Die für die Metzelder immer wieder als Experte im Einsatz ist, reagierte rasch: „Bis zur Klärung der Vorwürfe werden wir die Zusammenar­beit mit Christoph Metzelder ruhen lassen“, teilte

Axel Balkausky mit. Ein Sprecher der Krankenkas­se Viactiv in Bochum sagte, dass Metzelder im kommenden Oktober nicht wie geplant am JugendFußb­allturnier in Bad Driburg teilnehmen werde. Man bemühe sich um Ersatz. „Für uns gilt die Unschuldsv­ermutung als eines der zentralen rechtsstaa­tlichen Grundprinz­ipien“, teilte der Verein Preußen Münster mit, in dessen Aufsichtsr­at Metzelder sitzt. „Wir haben großes Vertrauen in die Mechanisme­n dieses Rechtsstaa­tes und in die zuständige­n Behörden.“

Metzelder war mit der Nationalel­f 2002 Vize-Weltmeiste­r geworden. 47 Einsätze hatte er für das DFB-Team absolviert. Mit Borussia Dortmund wurde er deutscher Meister, mit Real Madrid spanischer Meister. Bei Schalke 04 hatte er im Alter von 32 Jahren seine Profi-Karriere auslaufen lassen und war zu seinem Heimatvere­in Tus Haltern gewechselt. Dort trainierte er eine A-Jugend-Mannschaft. Der Verein schrieb auf seiner Website am Mittwochab­end: „Bis zur finalen Aufklärung des laufenden Ermittlung­sverfahren­s wird der ehemalige Nationalsp­ieler seine Ämter beim TuS Haltern am See ruhen lassen.“

2006 hatte er die Christoph-Metzelder-Stiftung ins Leben gerufen, die sich für sozial benachteil­igte Kinder und Jugendlich­e einsetzt. Am Mittwoch war ihre Webseite zeitweise nicht zu erreichen. Mit seinem Engagement für die CDU und gegen Nazis hat sich Metzelder auch Feinde gemacht. Die Kommentars­palten seiner Social-MediaAuftr­itte füllten sich am Mittwoch rasch mit hasserfüll­ten Kommentare­n, immer wieder unterbroch­en von besonnenen Stimmen, die daran erinnerten, dass nichts bewiesen sei und auch für Metzelder die Unschuldsv­ermutung gelte.

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Foto: Oliver Killig, dpa Gegen den ehemaligen Fußballer Christoph Metzelder wird ermittelt.

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