Neu-Ulmer Zeitung

Junge Talente, alte Bekannte

- VON RONALD HINZPETER

Musik Das Festival „Junge Künstler – Stars von Morgen“in Illertisse­n wartet in seiner sechsten Auflage mit der einen oder anderen Überraschu­ng auf

Illertisse­n Sprechen wir doch mal über das Alter. Ist Klassik nur etwas für sehr gesetzte Menschen? Wenn Fritz Unglert, Vorsitzend­er des Illertisse­r Freundeskr­eises Kultur im Schloss, das Publikum seiner stets gut besuchten Veranstalt­ungen betrachtet, muss er feststelle­n: „Wir haben bei den Jüngeren schon Nachholbed­arf. Wir versuchen ja, sie zu motivieren“, sagt er, „aber das ist nicht ganz einfach.“Aber vielleicht kommt ihm dabei künftig entgegen, dass sich immer mehr Menschen von einem StreamingD­ienst beschallen lassen – und sie wählen immer häufiger klassische Musik. Wie eine neue weltweite

Studie zeigt: Klassik-Hörer sind jünger als gedacht

Studie des Klassik-Streamingd­ienstes Idagio und des Medienfors­chungsdien­stes Midia ergab, hören mehr Menschen Klassik als vermutet. Sie ist das viertbelie­bteste Musikgenre der Welt. Und: 30 Prozent der Klassik-Hörer sind jünger als 35 Jahre. Offenbar hilft Streaming mit seinem umfassende­n und leicht abzurufend­en Angebot dabei, ein neues Publikum für die Welt von Bach, Beethoven und Mozart zu begeistern.

Nun müssten solche Interessie­rten nur noch dazu gebracht werden, auch eines der Konzerte von „Kultur im Schloss“zu besuchen. Eine gute Gelegenhei­t dafür bietet das Festival „Junge Künstler – Stars von Morgen“, das der Freundeskr­eis bereits zum sechsten Mal ausrichtet. Bekanntlic­h treten dort junge Musikerinn­en und Musiker auf, denen der Begriff Nachwuchs im Grunde genommen nicht mehr gerecht wird, denn es sind Künstler, die in der Regel schon diverse Preise abgeräumt oder mit Meistern ihres Fachs gespielt haben – kurz: Die hervorrage­nde Musiker sind. Somit ist zum Einheits-Eintrittsp­reis von 19 Euro wieder ausgesproc­hen viel geboten. Mit dieser Veranstalt­ungsreihe, die sich über drei Wochenende­n erstreckt, verfügt Illertisse­n über ein Alleinstel­lungsmerkm­al, denn Festivals gibt es landauf, landab, mittlerwei­le viele, jedoch keines, das sich ausschließ­lich dem KlassikNac­hwuchs widmet.

Allerdings bildet den Auftakt am Samstag, 5. Oktober in der KollegsFes­thalle nicht das Klassik-Genre, sondern ein anderes: Was das

spielt, ergibt sich schon aus dem Namen. Bereits im vergangene­n Jahr war es in Illertisse­n und hat so viele Leute begeistert, dass Fritz Unglert das Ensemble wieder ins Programm genommen hat. Das Orchester bietet Latin Jazz, Jazzrock, Hip-Hop und Swing, der sich gerade bei jungen Tänzerinne­n und Tänzern großer Beliebthei­t erfreut. Beginn, wie bei allen Festival-Terminen, ist um 19 Uhr.

Das preisgekrö­nte

ist nach dem Urteil von Unglert ein „Superensem­ble“. Das spielt nicht nur Melodien aus der „Westside Story“oder „Porgy and Bess“, sondern auch Antonin Dvoráks „amerikanis­ches“Streichqua­rtett Nr. 12, allerdings mit vier Saxofonen. Der Termin: Sonntag, 6. Oktober, Kollegshal­le.

Im Barocksaal des Schlosses tritt am Samstag, 12. Oktober, ein alter junger Bekannter auf, der Violinist

der von der großen Anne-Sophie Mutter gefördert wurde. Er hat schön öfter in Illertisse­n gespielt. Diesmal begleitet ihn Magda Amara am Klavier. Im Gepäck haben die Beiden Werke von Tschaikows­ki und Beethoven.

Tags drauf am Sonntag kommt das ins Kolleg. Es besteht aus Vera Karner, Klarinette, Aurelia Visovan, Klavier und Dominik Wagner am Kontrabass. Er ist wie Albrecht Menzel ein Stipendiat der Anne-Sophie MutterStif­tung und gilt als Überfliege­r auf seinem Instrument. Das Programm reicht von Schumann bis Brahms und Bruch.

Der vorletzte Auftritt des Festivals am Samstag, 19. Oktober, widmet sich drei Künstlern, die im Vorjahr bereits in Illertisse­n ein Gastspiel gaben. Der Cellist

genießt in der Kollegshal­le bereits eine Art Heimrecht. Ihm zur Seite stehen die Violinisti­n und die Pianistin

Sie führen drei Trio-Werke auf, die aus den Federn von Rachmanino­w, Schostakow­itsch und Schubert stammen. Zu guter Letzt ist in der Festhalle des Kollegs das

zu hören. Das ist die Nachwuchss­chmiede nicht nur für die Staatsoper, denn Absolvente­n des Programms singen heute an der „Met“in New York, an der Staatsoper Wien oder der Mailänder Scala. Ein solches Vokalensem­ble mit Arien und Ausschnitt­en aus bekannten Opern gab es beim Festival „Junge Künstler – Stars von morgen“bisher noch nicht.

Vorverkauf Karten für das Festival gibt es bei Fritz Unglert, 07303/7257, bei Buch und Musik, 07303/928464, oder unter www.ulmtickets.de.

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Fotos: Anne Hornemann, LJJB, Thomas Hanses Interessan­te Auftritte beim Talent-Festival verspreche­n das Landes-Jugend-Jazzorches­ter Bayern (oben), der Kontrabass­ist Dominik Wagner und der Violinist Albrecht Menzel.
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