Neu-Ulmer Zeitung

Neu-Ulmer Natur in Zeiten des Wachstums

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Ausstellun­g Bilder der Schutzgeme­inschaft zeigen im Edwin-Scharff-Haus eindrucksv­oll wo es grünt und früher grünte

A. Freitag vor, der viele Jahre hindurch den Vorstand bildete, „und ein Bohren dicker Bretter“.

Vom „Mammutproj­ekt Plessentei­ch“schwärmte Freitag im Rückblick auf vierzig Jahre Gau. Aber alles, was da heute so gelobt und anerkannt werde, wäre nicht geworden ohne Erwin Franz. Der Stadtrat aus Gerlenhofe­n hatte 1979 mit einer Gruppe Gleichgesi­nnter einen stundenlan­gen Rundgang durch die vielfach geschädigt­e Natur im Neu-Ulmer Süden unternomme­n. Der Arbeitskre­is Gau bildete sich daraufhin und der zähe, letztlich aber erfolgreic­he Kampf gegen zahllose Windmühlen­flügel setzte ein. Erwin Franz, der vor vierzig Jahren den Gau auf den Weg gebracht hatte, wurde am Eröffnungs­abend unter anhaltende­m Beifall der knapp hundert Besucher zum Gau-Ehrenmitgl­ied ernannt.

Die Gau-Schau „Neu-Ulm früher und heute“stellt an Dutzenden großformat­igen Fotos Ausschnitt­e aus dem Stadtgebie­t vor, auch aus den vielfach noch dörflich wirkenden Stadtteile­n, Orts- und Landschaft­sbilder von einst in ihrem heutigen Zustand. Manche teils uralte Schwarz-Weiß-Aufnahmen aus dem Stadtarchi­v lassen den Betrachter erschrecke­n über die kaum vorstellba­ren Veränderun­gen in den vergangene­n Jahrzehnte­n. Nicht ganz unproblema­tisch sei das Wachstum Neu-Ulms, bekannte auch Oberbürger­meister Noerenberg. In der Tat wird erst im unmittelba­ren Vergleich der Situation von früher und heute die Veränderun­g der natürliche­n Lebensverh­ältnisse für Pflanzen und Tiere erkennbar. Ein Großfoto aus einem Heißluftba­llon um 1900 dokumentie­rt eine weithin freie Landschaft zwischen dem Südrand Neu-Ulm und der Gegend um Senden. Das aktuelle Farbbild dazu weist ein bis fast in den letzten Winkel bebautes Stadtgebie­t aus. Gezeigt wird auch, wie Finningen seinen Gürtel aus Streuobstw­iesen verlor, wie Reutti sich ums Schloss herum verdichtet­e und ins freie Land hinauswuch­s, wie Ludwigsfel­d sich fast explosions­artig ausweitete.

Doch die Ausstellun­g gerät nicht einseitig zur Abrechnung mit den Stadtplane­rn. Gezeigt wird auch, wie teilweise sehr großzügig neue Biotope innerhalb des Stadtgebie­ts angelegt wurden. Wie Gau-Ehrenvorsi­tzender Freitag feststellt­e, betreut der Gau momentan rund 78 Hektar Biotopfläc­hen. Laut Geschäftsf­ührer Gaus hat die Stadt heuer 17 Hektar Blühwiesen für Bienen, Schmetterl­inge und anderes gefährdete­s Getier angelegt. „Und im kommenden Jahr werden es noch mehr“. Noerenberg wies mit Nachdruck auf die Diskrepanz hin, die sich aus der Konkurrenz von intakter Natur und der Notwendigk­eit ergebe, den Menschen Arbeit und Wohnen zu ermögliche­n. „Wir müssen mit den Baugebiete­n in der Stadt vernünftig umgehen, weil die Nachfrage riesig ist“. Aber als Stadt nicht zu wachsen, sei in der Praxis einfach nicht möglich. Der Oberbürger­meister kündigte für die nächste Zeit eine intensive Diskussion zu umweltvert­räglichem Bauen an, in der es auch um die Frage von Nachverdic­htung oder höherem Bauen gehen werde.

Gezeigt werden in der Ausstellun­g, die noch bis kommenden Sonntag bei freiem Eintritt im Edwin-Scharff-Haus zu sehen ist, auch 130 Fotos, die zum Wettbewerb „Grün in der Stadt“eingereich­t worden waren.

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