Wer turtelt mit wem?
Theater Viel Beifall gibt es für die Vöhringer Jugendbühne Spectaculum und ihre neue Produktion „Ein toller Dreh“
Vöhringen Extravaganz wohin man blickt – mitten im eleganten Wohnzimmer ein Baum, der mit einer Jugendstil-Bank zusätzliche Zierde erhält. Dazu eine Tür, die an die Kofferausgabe in einem Airport erinnert und eine schräg liegende Pforte, ein Zugang in die übrigen Etagen. Ziemlich schräg ist auch der Plot, der dem englischen Autorengespann Antony Marriot und Alistair Foot eingefallen ist, jetzt in besagter Kulisse aufgeführt von der Jugendbühne Spectaculum im JosefCardijn-Haus.
Zum Inhalt: Jenes Haus, an dem sich ein Architekt mit abstrusen Ideen offensichtlich ausgetobt hat, steht zum Verkauf. Der allerdings gestaltet sich schwierig. Aber Eigentümer Bernard Lockwood (David Klement) hat eine blendende Idee, wie man die Veräußerung forcieren kann. Sein Geschäftsführer (Henri Blaas), angehendes Mitglied des britischen Unterhauses und leidenschaftlicher Junggeselle, soll vorgeben, verheiratet zu sein. Es findet sich die ehrgeizige Schauspielerin Melanie Sinclair (Simone Steinhauser), die auf entzückend raffinierte Weise die Ehefrau mimt. Aber da sind schon einige Hürden mehr zu überwinden. Es ist ja ein No-Go, wenn ein angehender Politiker mit einem bis dato einwandfreiem Lebenswandel mit einer Frau zusammenlebt und beide unverehelicht sind. Die Sache wird spannend, wenn sich Kaufinteressenten einfinden, wie Sir Lindsay Cooper (Jannis Sälzle) und die Lady Cooper (AnnKathrin Didovic). Pikant: Die beiden haben auch keinen Trauschein, suchen aber eine diskrete Bleibe. Marius Welk spielt David Prosser, der nicht nur Anwalt ist, sondern auch Verlobter von Melanie, die gedie rade als Ehefrau auf Zeit gebunden ist. Der findet das gar nicht komisch und wird schließlich zum Prügelknaben für alles und jedes und wirft mit lateinischen Sprüchen nur so um sich.
So entwickelt sich eine Geschichte, die mit sprühenden Ideen turbulent von Thomas Boxhammer in Szene gesetzt wird. Die ansteckende Spielfreude überträgt sich auf das Publikum. Da tut sich dann schon Frage auf, wer turtelt bei den chaotischen Verhältnissen mit wem? Wer hat da noch den Durchblick?
Wenn allen Spielern auch dickes Lob gebührt, so darf die Anerkennung für Henri Blaas und Marius Welk ein bisschen üppiger ausfallen. Denn wie Blaas die Situationen mit verschiedenen Stimmlagen ausfüllt, ist Sonderapplaus wert, der auch Marius Welk als hysterischem Bräutigam gilt. Diese Komödie hat alles, was gutes Boulevard-Theater braucht. Witz, spritzige Dialoge, überbordende Lust am Spiel und ein aufwendiges Bühnenbild, das in Eigenregie entstanden ist.
Aufführungen Freitag, 13. September, 20 Uhr, Samstag, 14. September, 20 Uhr, Sonntag, 15. September, 18 Uhr, Freitag, 20. September, 20 Uhr, und Samstag, 21. September, 20 Uhr. Vorverkauf bei Musik & Musik Illertissen und in der Schuhwerkstatt Trips in Vöhringen.