Theater Ulm startet in Jubiläumssaison
Spielzeitbegrüßung Die kommenden Monate stehen im Zeichen des 50. Geburtstags des Gebäudes an der Olgastraße. Dieses präsentiert sich nach den Ferien frisch herausgeputzt. Im Ensemble gibt es neue Gesichter, vor allem im Schauspiel
Ulm Manche Leute, so erzählt Verwaltungsdirektorin Angela Weißhardt, hätten sie gefragt, ob das Theater jetzt nachts angestrahlt werde. Im Sommer ist der FritzSchäfer-Bau außen fachmännisch gereinigt geworden, sodass er jetzt, pünktlich zu seinem 50. Geburtstag, in beinahe vergessenem Glanz erstrahlt: Das Theater putzt sich zum Jubiläum heraus, eine goldene 50 im Lorbeerkranz prangt auch auf Programmheft und Plakaten für die nächsten Monate. Doch vor dem Feiern kommt die Arbeit: Gestern gingen die Theaterferien in Ulm offiziell zu Ende – und die Mitarbeiter begrüßten morgens gemeinsam die neue Spielzeit. Im Großen Haus, wo mit Dietrich Hilsdorfs Inszenierung der Oper „Fidelio“am Donnerstag, 26. September, die erste Premiere der Saison über die Bühne geht.
Mit dabei natürlich auch Kulturbürgermeisterin Iris Mann, die zum Auftakt von Intendant Kay Metzger gleich ein Geschenk überreicht bekam: ein Gläschen mit Allgäuer Wildkräutersalz. Salz sei so lebenswichtig wie Theater, „und ein bisschen wild darf es manchmal auch sein“, so Metzger. Die Bürgermeisterin dankt es ihm mit Worten: Der Intendant und sein Team hätten es schon im ersten Jahr geschafft, „die Stadt zu erobern und das Publikum zu gewinnen“. Das sei bei einem Intendantenwechsel nicht selbstverständlich, lobte Mann.
Sie hatte gute Nachrichten: Sie informierte die versammelten Theaterleute darüber, dass der Gemeinderat in den Theaterferien nicht nur den 27 Millionen Technik-Neubau genehmigt habe, sondern auch eine Erhöhung des Budgets um 200000 Euro in den Haushaltsplan für 2020 aufgenommen habe, „um an bestimmten Stellen Engpässe beheben zu können“. Dafür gab es Applaus, doch die Bürgermeisterin hatte auch eine weniger gute Nachricht: Die geplante Höherstufung des Philharmonischen Orchesters von C- auf B-Niveau, die mehr Geld und zusätzliche Stellen für die Musiker bedeutet hätte, sei mit diesem Geld noch nicht zu machen.
Intendant Metzger zeigte sich in der Rückschau geradezu „erschrocken“über den Start an der Donau: „Ich bin noch nie in einem Theater so gut angekommen.“Er habe hier viele tolle Leute kennengelernt, es gebe großartige Potenziale in Ulm. Metzger betonte, dass es ein Privileg sei, am Theater arbeiten zu dürfen – dass dies möglich ist mit Menschen aus allen Nationen, sei ein Indikator für eine freiheitliche Gesellschaft. „Wir wissen, was wir zu tun haben“, sagte der Intendant, der mit seinem Team am Ende der vergan
genen Spielzeit mit einer Social-Media-Retourkutsche gegen die AfD in Baden-Württemberg bundesweit Aufsehen erregt hatte. Die Rechtspopulisten hatten über eine kleine Anfrage im Landtag unter anderem erfahren wollen, wie hoch der Ausländeranteil an den staatlichen Bühnen im Ländle ist (wir berichteten).
Das Privileg, am Theater Ulm arbeiten zu dürfen, genießen in der beginnenden Spielzeit auch einige neue Gesichter. Besonders groß ist
der Umbruch im Schauspiel-Ensemble: Spartenchef Jasper Brandis hat mit Alexandra Ostapenko, Rudi Grieser, Frank Röder und Björn Ingmar Böske gleich vier Neue. Im Jungen Theater ist Stephanie Pardula für Martin Borowski gekommen – sie steht demnächst in dem Solostück „Der dickste Pinguin vom Pol“auch auf der Bühne. Im Ballett sind jetzt die Spanierin Carmen Vasques Marfil und der Brasilianer Magnum Phillipy Soares Goncalves
dabei. Im Musiktheater bleibt fast alles beim Alten, in der Dramaturgie folgt Christian Stolz auf Nilufar K. Münzing. Technik und Verwaltung verzeichnen etliche Wechsel und Neuzugänge. Ein Theater, auch das Ulmer, verändert sich ständig.
Baulich hingegen sollte jetzt erst einmal Ruhe einkehren: Die Sanierung des Hauses ist abgeschlossen, der Vorplatz ist fertig, der Teppichboden im unteren Foyer wurde ausgetauscht, was Verwaltungschefin Weißhardt bei der Spielzeitbegrüßung freute – und im Scherz über ein Rotweinverbot für die ersten Monate nachdenken ließ. Den größten Applaus erntete die kaufmännische Direktorin aber für eine andere Ankündigung: Zum Jahreswechsel wird das Theater wieder eigene Reinigungskräfte anstellen, statt einen externen Dienstleister zu beauftragen. Das mit dem Herausputzen ist im Jubiläumsjahr durchaus wörtlich zu verstehen.