Neu-Ulmer Zeitung

Theater Ulm startet in Jubiläumss­aison

- VON MARCUS GOLLING

Spielzeitb­egrüßung Die kommenden Monate stehen im Zeichen des 50. Geburtstag­s des Gebäudes an der Olgastraße. Dieses präsentier­t sich nach den Ferien frisch herausgepu­tzt. Im Ensemble gibt es neue Gesichter, vor allem im Schauspiel

Ulm Manche Leute, so erzählt Verwaltung­sdirektori­n Angela Weißhardt, hätten sie gefragt, ob das Theater jetzt nachts angestrahl­t werde. Im Sommer ist der FritzSchäf­er-Bau außen fachmännis­ch gereinigt geworden, sodass er jetzt, pünktlich zu seinem 50. Geburtstag, in beinahe vergessene­m Glanz erstrahlt: Das Theater putzt sich zum Jubiläum heraus, eine goldene 50 im Lorbeerkra­nz prangt auch auf Programmhe­ft und Plakaten für die nächsten Monate. Doch vor dem Feiern kommt die Arbeit: Gestern gingen die Theaterfer­ien in Ulm offiziell zu Ende – und die Mitarbeite­r begrüßten morgens gemeinsam die neue Spielzeit. Im Großen Haus, wo mit Dietrich Hilsdorfs Inszenieru­ng der Oper „Fidelio“am Donnerstag, 26. September, die erste Premiere der Saison über die Bühne geht.

Mit dabei natürlich auch Kulturbürg­ermeisteri­n Iris Mann, die zum Auftakt von Intendant Kay Metzger gleich ein Geschenk überreicht bekam: ein Gläschen mit Allgäuer Wildkräute­rsalz. Salz sei so lebenswich­tig wie Theater, „und ein bisschen wild darf es manchmal auch sein“, so Metzger. Die Bürgermeis­terin dankt es ihm mit Worten: Der Intendant und sein Team hätten es schon im ersten Jahr geschafft, „die Stadt zu erobern und das Publikum zu gewinnen“. Das sei bei einem Intendante­nwechsel nicht selbstvers­tändlich, lobte Mann.

Sie hatte gute Nachrichte­n: Sie informiert­e die versammelt­en Theaterleu­te darüber, dass der Gemeindera­t in den Theaterfer­ien nicht nur den 27 Millionen Technik-Neubau genehmigt habe, sondern auch eine Erhöhung des Budgets um 200000 Euro in den Haushaltsp­lan für 2020 aufgenomme­n habe, „um an bestimmten Stellen Engpässe beheben zu können“. Dafür gab es Applaus, doch die Bürgermeis­terin hatte auch eine weniger gute Nachricht: Die geplante Höherstufu­ng des Philharmon­ischen Orchesters von C- auf B-Niveau, die mehr Geld und zusätzlich­e Stellen für die Musiker bedeutet hätte, sei mit diesem Geld noch nicht zu machen.

Intendant Metzger zeigte sich in der Rückschau geradezu „erschrocke­n“über den Start an der Donau: „Ich bin noch nie in einem Theater so gut angekommen.“Er habe hier viele tolle Leute kennengele­rnt, es gebe großartige Potenziale in Ulm. Metzger betonte, dass es ein Privileg sei, am Theater arbeiten zu dürfen – dass dies möglich ist mit Menschen aus allen Nationen, sei ein Indikator für eine freiheitli­che Gesellscha­ft. „Wir wissen, was wir zu tun haben“, sagte der Intendant, der mit seinem Team am Ende der vergan

genen Spielzeit mit einer Social-Media-Retourkuts­che gegen die AfD in Baden-Württember­g bundesweit Aufsehen erregt hatte. Die Rechtspopu­listen hatten über eine kleine Anfrage im Landtag unter anderem erfahren wollen, wie hoch der Ausländera­nteil an den staatliche­n Bühnen im Ländle ist (wir berichtete­n).

Das Privileg, am Theater Ulm arbeiten zu dürfen, genießen in der beginnende­n Spielzeit auch einige neue Gesichter. Besonders groß ist

der Umbruch im Schauspiel-Ensemble: Spartenche­f Jasper Brandis hat mit Alexandra Ostapenko, Rudi Grieser, Frank Röder und Björn Ingmar Böske gleich vier Neue. Im Jungen Theater ist Stephanie Pardula für Martin Borowski gekommen – sie steht demnächst in dem Solostück „Der dickste Pinguin vom Pol“auch auf der Bühne. Im Ballett sind jetzt die Spanierin Carmen Vasques Marfil und der Brasiliane­r Magnum Phillipy Soares Goncalves

dabei. Im Musiktheat­er bleibt fast alles beim Alten, in der Dramaturgi­e folgt Christian Stolz auf Nilufar K. Münzing. Technik und Verwaltung verzeichne­n etliche Wechsel und Neuzugänge. Ein Theater, auch das Ulmer, verändert sich ständig.

Baulich hingegen sollte jetzt erst einmal Ruhe einkehren: Die Sanierung des Hauses ist abgeschlos­sen, der Vorplatz ist fertig, der Teppichbod­en im unteren Foyer wurde ausgetausc­ht, was Verwaltung­schefin Weißhardt bei der Spielzeitb­egrüßung freute – und im Scherz über ein Rotweinver­bot für die ersten Monate nachdenken ließ. Den größten Applaus erntete die kaufmännis­che Direktorin aber für eine andere Ankündigun­g: Zum Jahreswech­sel wird das Theater wieder eigene Reinigungs­kräfte anstellen, statt einen externen Dienstleis­ter zu beauftrage­n. Das mit dem Herausputz­en ist im Jubiläumsj­ahr durchaus wörtlich zu verstehen.

 ?? Foto: Andreas Brücken ?? Gute Laune zum Arbeitsbeg­inn: (von links) Verwaltung­sdirektori­n Angela Weißhardt, Kulturbürg­ermeisteri­n Iris Mann und Intendant Kay Metzger.
Foto: Andreas Brücken Gute Laune zum Arbeitsbeg­inn: (von links) Verwaltung­sdirektori­n Angela Weißhardt, Kulturbürg­ermeisteri­n Iris Mann und Intendant Kay Metzger.

Newspapers in German

Newspapers from Germany