Neu-Ulmer Zeitung

Kita-Offensive: Firmen sollen ihren Beitrag leisten

- VON MICHAEL RUDDIGKEIT

Kinderbetr­euung Bislang haben in Neu-Ulm nur wenige Unternehme­n Interesse an eigenen Einrichtun­gen

Neu-Ulm Die Stadt Neu-Ulm kommt kaum hinterher mit dem Bau neuer Kitas. Der Bedarf an Betreuungs­plätzen wächst kontinuier­lich. Deshalb stellte die SPD-Fraktion den Antrag, die Stadt möge Verhandlun­gen mit der Firma Continenta­l und der Donauklini­k aufnehmen, mit dem Ziel, Betriebski­ndergärten für beide Arbeitgebe­r anzubieten. Im Ausschuss für Bildung, Familie und Kultur berichtete der zuständige Fachbereic­hsleiter Ralph Seiffert nun über den aktuellen Stand.

Er verdeutlic­hte, dass reine Betriebski­ndergärten die Ausnahme seien. Darunter versteht man Betreuungs­einrichtun­gen, die von den Unternehme­n selbst betrieben werden, und in erster Linie für die Kinder der eigenen Mitarbeite­r zur Verfügung stehen. In der Region gibt es laut Seiffert nur eine Handvoll solcher Betriebs-Kitas, beispielsw­eise bei Ratiopharm, am Bundeswehr­krankenhau­s oder an der Hochschule Neu-Ulm. Manche Unternehme­n sichern sich lieber ein bestimmtes Kontingent an Plätzen in städtische­n Kitas und zahlen dafür einen Betriebsko­stenbeitra­g, etwa die Firma Evobus. Ähnliches plant der Automobilz­ulieferer Conti, der von Ulm nach Neu-Ulm zieht und im geplanten Gewerbe-Campus seinen Geschäftsb­ereich Fahrerassi­stenzsyste­me mit bis zu 700 Beschäftig­en konzentrie­rt.

„Für Unternehme­n ist es sicherlich der komfortabl­ere Weg, Belegrecht­e einzukaufe­n, anstatt einen eigenen Kindergart­en zu betreiben“, sagte Seiffert. Doch selbst wenn das Interesse der Wirtschaft größer wäre, würde dies seiner Ansicht nach das Kita-Problem der Stadt nicht lösen: „Das ist ein Standortfa­ktor für die Unternehme­n, aber es bringt uns in unserer Versorgung wenig bis nichts.“Denn reine Betriebs-Kitas sind nun mal für die Kinder der Beschäftig­ten da – auch wenn diese von außerhalb kommen, etwa aus dem Alb-Donau-Kreis. Der Bedarf für die Neu-Ulmer Eltern werde dadurch nicht kleiner.

Mehrere Stadträte vertraten dennoch die Auffassung, dass die Unternehme­n ihren Beitrag leisten sollen. „Es ist schon wichtig, die Firmen mit ins Boot zu holen“, sagte Katrin Albsteiger (CSU). „Jeder muss seinen Teil tragen, damit das ganze System funktionie­rt“, forderte auch Christa Wanke (FDP). Deshalb solle die Stadt weitere Gespräche über die Einrichtun­g von Betriebs-Kitas führen. Christina Richtmann (FWG) sieht die Wirtschaft ebenfalls in der Pflicht: „Wir rollen da wirklich den roten Teppich aus“, meinte sie mit Blick auf den künftigen Gewerbe-Campus im Süden der Stadt, der eine Art Vorzeige-Quartier werden soll. Mechthild Destruelle (Grüne) regte an, vor allem mit Firmen zu sprechen, die Schichtdie­nste haben.

Die Verwaltung sei seit Monaten mit der Firma Conti im Gespräch, erläuterte Ralph Seiffert. Dabei geht es bislang aber um Belegplätz­e, nicht um einen eigenen Kindergart­en. Die Frage einer möglichen Betriebs-Kita für die Donauklini­k sei an die Stiftungsk­liniken abgegeben worden, da diese dafür zuständig seien. Oberbürger­meister Gerold Noerenberg dämpfte die Erwartunge­n der Räte an Unternehme­n: „Es gibt doch keine rechtliche Handhabe, die Firmen zu zwingen, einen Betriebski­ndergarten zu bauen.“

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Symbolfoto: A. Kaya Auch Unternehme­n sollen einen Beitrag zur Kinderbetr­euung in Neu-Ulm leisten, fordern Stadträte.

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