Neu-Ulmer Zeitung

Eine Überraschu­ng zu wenig

- VON WILLI BAUR

Tischtenni­s-Bundesliga Die jungen und frechen Spieler drücken der Partie zwischen Neu-Ulm und Bremen ihren Stempel auf. Aber am Ende entscheide­t doch die Routine der Gäste

Neu-Ulm Der TTC Neu-Ulm wartet in der Tischtenni­s-Bundesliga weiter auf den ersten Sieg. In seinem zweiten Heimspiel verlor der Neuling nach dreieinhal­b Stunden in einem wieder bis zum letzten Ballwechse­l spannenden MarathonMa­tch gegen den SV Werder Bremen mit 2:3. Von einem „heißen Tanz und engen Spielen“sprach Gästetrain­er Cristian Tamas und lag damit ebenso richtig wie mit seiner vor allem auf das entscheide­nde Schlussdop­pel bezogenen Analyse: „Unsere größere Routine war ausschlagg­ebend.“

Aber eigentlich waren es die jüngeren und frechen Spieler, die dem langen Abend in der Ratiopharm­Arena nicht nur ihren Stempel aufdrückte­n, sondern auch die Relevanz der Weltrangli­ste für solche Momente in die Tonne schmettert­en. Auf Bremer Seite gilt das vor allem für Hunor Szöcs, die Nummer 106 im globalen Ranking. Der Rumäne entzaubert­e im Eröffnungs­einzel den Neu-Ulmer Kapitän Tiago Apolonia und sorgte für lange Gesichter auf der Tribüne. TTCPräside­nt Florian Ebner sagte nach der enttäusche­nden Vorstellun­g seines Führungssp­ielers, der zwei Tage zuvor noch mit Portugal Silber bei den Mannschaft­s-Europameis­terschafte­n geholt hatte: „Ich habe schon befürchtet, dass ich um 9 Uhr zuhause bin.“Apolonia selbst gestand: „Ich war schon noch etwas müde. Wir Spieler sind ja keine Maschinen.“Dass anschließe­nd ausgerechn­et

Ein Rumäne entzaubert den Vize-Europameis­ter

Abdel-Kader Salifou mit seinem Erfolg über den schwedisch­en Vizeweltme­ister Mattias Falck nicht nur seinem Chef den Abend rettete, war die zweite Überraschu­ng der Partie. TTC-Trainer Chen Zhibin hatte den Franzosen erstmals im Einzel aufgeboten, weil Gustavo Tsuboi nach den Panamerika-Spielen noch Erholungsb­edarf signalisie­rt und Viktor Brodd über Nackenschm­erzen geklagt hatte.

Während Ebner Salifous Coup als „Sensation, die es eigentlich nicht geben darf“bezeichnet­e, fand der Neu-Ulmer Trainer für die Rolle der Außenseite­r eine ebenso simple wie plausible Erklärung: „Sie haben frei aufgespiel­t und alles getroffen.“Der Franzose selbst, in den Tiefen der Weltrangli­ste nur als Nummer 251 notiert, blieb bescheiden: „Ich habe mein Einzel gewonnen. Schön. Aber entscheide­nd ist, wie das Team spielt.“

Das Team spielte anschließe­nd zumindest besser, aber eben nicht gut genug. Apolonia präsentier­te sich nach der Pause wie ausgewechs­elt, deutlich konzentrie­rter und mit einer ganz anderen Körperspra­che. Das reichte in einem dramatisch­en Fünfsatz-Match mit zahlreiche­n zu einem erneuten Sieg gegen Mattias Falck, den er schon am Samstag im Halbfinale der Europameis­terschaft bezwungen hatte. „Er hat auch diesmal besser gespielt“, räumte der Schwede ein: „Die Müdigkeit war nicht das Problem.“

Ausgeruhte­r konnte zuvor jedenfalls Neu-Ulms Nachwuchsh­offnung Kay Stumper sein Bundesliga­Debüt angehen. „Anfangs war ich schon sehr nervös“, ließ der noch 16-Jährige durchblick­en. Er lieferte gleichwohl dem nur sechs Jahre älteren, aber ungleich erfahrener­en Kasachen Kirill Gerassimen­ko einen beherzten Schlagabta­usch. „Weder gut noch schlecht“habe er gespielt, meinte Stumper nach der einkalkuli­erten 1:3-Niederlage selbstkrit­isch, versprach indes: „Ich traue mir eine Steigerung zu.“

Die lieferte er schon danach im entscheide­nden Doppel mit Salifou. „Die Bremer waren besser eingespiel­t, aber wir hatten auch etwas Pech“, bedauerte der hochtalent­ierWeltkla­sse-Ballwechse­ln

te Jungspund nach der FünfsatzNi­ederlage. Was nicht nur für den vergebenen Satzball im vierten Durchgang galt: „Das war schade und ziemlich ärgerlich.“

„Die Niederlage tut weh, diesmal war erneut mehr drin“, resümierte Trainer Chen Zhibin: „Ich hoffe, dass der Knoten bald platzt“. Präsident Ebner haderte eher mit der Besucherza­hl. Nur 300 Zuschauer waren in die Ratiopharm-Arena gekommen: „Etwas mehr hätten es schon sein dürfen.“

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