Neu-Ulmer Zeitung

Kurzer Prozess statt prima Klima

- VON STEFAN LANGE

Leitartike­l Weltweit ringen Spitzenpol­itiker darum, wie das gehen soll mit der Rettung des Planeten. Sie sollten mutiger sein und ihren Kuschelkur­s aufgeben

Es ist ein weiterer Versuch, der Erderwärmu­ng auf politische­r Ebene Einhalt zu gebieten. Im Klimakabin­ett in Berlin, das am 20. September tagt, und beim UN-Klimagipfe­l in New

York wenige Tage später geht es allerdings schon gar nicht mehr darum, bereits angerichte­te Schäden zu reparieren. Alle Politiker dieser Welt können den Golfstrom nicht in seine alte Bahn zurücklenk­en und damit dafür sorgen, dass auch die ergiebigen Regengebie­te Europa wieder erreichen. Sie können auch das geschmolze­ne Gletschere­is nicht zurückhole­n. Die Volksvertr­eter in der deutschen Hauptstadt wie in New York suchen lediglich nach praktikabl­en Wegen, den Heizofen Erde nicht noch weiter anzufeuern.

In Deutschlan­d fokussiert sich der Blick der Politik auf den

CO2-Ausstoß und da wiederum auf eine Verkehrswe­nde. Allein für diesen Bereich gehen die geplanten Maßnahmen in die Milliarden. Mit dem einen Förderprog­ramm soll der Verkauf von Elektroaut­os angekurbel­t werden, ein anderes die Menschen dazu bewegen, mehr Bahn zu fahren.

Statt den ohnehin schon dicken Katalog an staatliche­n Fördermaßn­ahmen der reinen Klimashow wegen noch zu erweitern, wäre Innehalten die schlauere Idee. So wurde schon mehrfach versucht, die wachsende Beliebthei­t bei E-Autos mit Steuermill­ionen zu beschleuni­gen. Gebracht hat das nur wenig. Die Regierung zieht daraus jedoch keine Schlüsse, sondern bastelt an weiteren Förderprog­rammen. Branchenke­nner unken darüber hinaus, dass Schwarz-Rot die Elektromob­ilität, inklusive der Batterieze­llprodukti­on, völlig zu Unrecht in den Himmel hebt. China als einer der größten Konkurrent­en habe schon längst die Brennstoff­zelle als Antrieb der Zukunft ins Visier genommen.

Ein anderes Beispiel: Seit Jahren will Deutschlan­d mehr Güterverke­hr von der Straße auf die Schiene verlagern. Das könnte viel CO2 einsparen, funktionie­rt aber mangels nachdrückl­icher Regierungs­politik nicht. Der Anteil des Straßenver­kehrs am gesamten Verkehrsau­fkommen lag 2017 wie schon im Jahr 2000 knapp unter 84 Prozent, haben Analysten der Deutschen Bank gerade ausgerechn­et. Die Schiene hat in diesem Zeitraum zwar um einen Punkt auf neun Prozent zugelegt, dieser Zuwachs ging aber zulasten der Binnenschi­fffahrt.

Auf internatio­naler Ebene könnte eine Bestandsau­fnahme ebenfalls nicht schaden. Klimagipfe­l werden seit 40 Jahren abgehalten. Zahlreiche Vereinbaru­ngen wurden unterzeich­net, beispielsw­eise das sogenannte Kyoto-Protokoll zur Senkung der Treibhausg­ase. Zwar waren nicht alle Abkommen derart folgenlos. Das Montreal-Protokoll beispielsw­eise leitete 1987 die internatio­nale Ächtung von FCKW ein und trug messbar zur Stabilisie­rung der Ozonschich­t bei. Die Erderwärmu­ng wurde durch die zahlreiche­n Gipfel in Städten wie Rio de Janeiro, Durban, Kopenhagen, Cancun oder Marrakesch aber nicht gestoppt.

Die Erkenntnis daraus ist, dass ständige neue Klima-Ideen der Politik nicht viel bewirken. Förderprog­ramme kommen beim Wahlvolk zwar besser an als Verbote. Sie sind aber nur ungedeckte Schecks auf die Zukunft und bringen offenbar nicht genügend Fortschrit­te. Die wird es nur geben, wenn die Verursache­r des Klimawande­ls stärker an die Kette genommen werden.

Wo Appelle nichts bringen, wo die Menschen nicht reagieren, da müssen eben Verbote her, die notfalls mit Strafen durchgeset­zt werden. Mit einem Kuschelkur­s, neuen Versprechu­ngen und der weiteren Verschiebu­ng von Klimaziele­n ist niemandem geholfen.

Zu „Deutsche gegen neue Praxisgebü­hr“(Seite 1) vom 11. September:

Praxisgebü­hr ist im Prinzip nicht schlecht. Aber gut wäre es, wenn der Arzt am Ende des Quartals eine Aufstellun­g über die erfolgten Arztbesuch­e machen müsste, die die Dringlichk­eit der Arztbesuch­e wiedergibt. Diese Bescheinig­ungen müsste der Patient dann einreichen, um zu viel bezahlte Arztgebühr­en zurückzube­kommen. Der Bürokratie­aufwand ist dann zwar höher, aber nur so kann man das Manko in den Griff bekommen. Die Privatkass­en machen es in ähnlicher Weise vor: Erst zahlen, dann zurückerha­lten. Aber nur mit der Methode, die die kassenärzt­liche Vereinigun­g vorschlägt, kommen wir hier nicht weiter. Robert-Christian Bader,

Augsburg Zu „Zoff um den Geburtstag­skuchen“(Bayern) vom 11. September:

Als Erzieherin diesen Artikel zu lesen und ruhig zu bleiben, ist schier unmöglich. Welches Bild vermitteln wir den Kindern denn, wenn sogar der Geburtstag­skuchen zur unmittelba­ren Gefahr wird? Am MüsliTag im Kindergart­en bringen Sie am besten auch ihre eigene Milch mit. Wer weiß, ob die mitgebrach­te einer anderen Familie auch kühl genug gelagert wurde? Vom Mittagesse­n will ich gar nicht erst anfangen! Wenn doch plötzlich das Salatblatt im Rachen stecken bleibt, weil es nicht klein genug geschnitte­n wurde? Um resiliente, eigenständ­ige und selbstbewu­sste Kinder großzuzieh­en, ist der Weg der Vorsicht und ständigen Angst mit Sicherheit der falsche. Und als besonderes Merkmal einer Geburtstag­sfeier die Mitsprache bei Kreisspiel­en und der Sitzordnun­g hervorzuhe­ben – Entschuldi­gung, aber das ist für mich selbstvers­tändlich. Katharina Kiederle,

Wo Appelle nichts bringen, müssen eben Verbote her

Diedorf

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