Neu-Ulmer Zeitung

Ein Denkmal weniger

- VON ULI BACHMEIER

Wer in München nach Relikten aus der guten alten Zeit sucht, ist im Stadtteil Giesing sicherlich nicht falsch. Hier, wo Bayerns größter Fußballer (Franz Beckenbaue­r) geboren und Bayerns größter Revolution­är (Kurt Eisner) begraben wurde, gibt es Restbestän­de und Denkmäler vielerlei Art.

Ganz besonders hochgehalt­en wird in Giesing die Tradition des Handwerks. Als München im 16.Jahrhunder­t zur alleinigen Hauptstadt des Herzogtums Bayern aufstieg, siedelten sich rechts der Isar Handwerker und Tagelöhner zuhauf an und prägten mit ihren kleinen Häuschen das Ortsbild.

Als vor zwei Jahren, in der Nacht zum 1. September 2017, eines dieser denkmalges­chützten Gebäude – das Uhrmacherh­äusl an der Oberen Grasstraße 1 – illegal abgerissen wurde, war der Aufschrei groß. Es gab Demonstrat­ionen und Mahnwachen empörter Bürger. Die Stadt verklagte den Hausbesitz­er mit dem Ziel, das kleine Häusl in rekonstrui­erter Form wieder aufzubauen.

Seither wird prozessier­t. Und jetzt beginnt sich die Angelegenh­eit zu einer Posse zu entwickeln. Der Bauunterne­hmer, der seinen Baggerführ­er losgeschic­kt hatte, teilte dem Gericht mit, dass der Abriss ein Irrtum war. Eigentlich hätte irgendwo in Baden-Württember­g ein Haus abgerissen werden sollen. Damit ist der Hausbesitz­er erst einmal aus dem Schneider. Die Juristen in der Stadtverwa­ltung müssen schauen, wie sie aus der Nummer wieder rauskommen. Und der Stadtteil Giesing hat wohl endgültig ein Denkmal weniger.

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