Raubüberfall auf Uhrenhändler: Angeklagte schweigen zu Vorwürfen
Justiz Sechs Jahre nach dem schweren Raub in Illerberg stehen fünf Männer in Memmingen vor Gericht. Nach dem ersten Verhandlungstag am Landgericht bleiben viele Fragen offen
Vöhringen/Memmingen Auf der Anklagebank im Memminger Landgericht wurde es gestern eng. Erst nach kurzem Hin und Her fanden die fünf Angeklagten und deren Verteidiger Platz. Die Tatvorwürfe gegen die Männer aus Hessen wiegen schwer: Gemeinsam sollen sie vor sechs Jahren einen Uhrenhändler aus Illerberg ausgeraubt und Luxus-Uhren sowie Bargeld im Wert von knapp 700000 Euro erbeutet haben.
Zu Prozessbeginn verlas Staatsanwalt Thomas Hörmann die Anklage. Demnach soll einer der fünf Männer gewusst haben, dass der Händler aus Illerberg teure LuxusUhren wie Rolex oder Breitling über das Internet verkauft und in seinem Anwesen aufbewahrt. Der Angeklagte soll einen anderen Mann informiert haben und zum Raubüberfall angestiftet haben. Dieser habe die Adresse des Illerberger Uhrenhändlers an die mutmaßlichen Mittäter weitergegeben.
Um das Haus des Uhrenhändlers auszukundschaften, sei einer der Angeklagten auf einen Baum im Nachbargarten geklettert. Mit Pistole und Pfefferspray bewaffnet, sollen zwei der mutmaßlichen Täter im Sommer 2013 über die offene Terrassentür in das Haus des Uhrenhändlers aus Illerberg eingedrungen sein. Laut Anklageschrift fesselten sie den Mann und seine Ehefrau mit Klebeband und räumten den Tresor leer. Die Beute: 80 Luxus-Uhren, drei teure Mobiltelefone und Bargeld im Wert von 700 000 Euro. Das Ehepaar aus Illerberg konnte sich aus den Fesseln befreien. Doch als sie die Polizei alarmierten, waren die Täter schon über alle Berge.
Sechs Jahre später stehen nun fünf Männer – alle im Alter zwischen 36 und 50 Jahren – in Memmingen vor Gericht. Zu den Vorwürfen werden sie sich nach Aussage ihrer Verteidiger aber nicht äußern. Nur ein Tatverdächtiger kündigte an, eine Erklärung abzugeben – allerdings erst am nächsten Verhandlungstag.
Für den Prozess sind sechs weitere Sitzungen vorgesehen. Der Mann, der als Einziger zu den Vorwürfen Stellung beziehen will, soll direkt am Raubüberfall beteiligt gewesen sein. Der 42-Jährige wurde zu seinen persönlichen Hintergründen befragt. Nach eigenen Angaben wuchs der Angeklagte wohlbehütet in Darmstadt auf. Er beendete die Realschule, brach eine Lehre zum Industriemechaniker aber krankheitsbedingt ab. Wie der Tatverdächtige erklärte, habe er im Geschäft seiner Mutter mitgearbeitet, zwei Pizzerien eröffnet, wovon eine pleite ging. Mit seiner Lebensgefährtin habe er einen Catering-Service eröffnen wollen, doch die Pläne scheiterten, nachdem der Mann im vergangenen Jahr verhaftet wurde. Zum Tatvorwurf, den Illerberger Uhrenhändler überfallen und ausgeraubt zu haben, äußerte er sich vorerst nicht.
Die vier weiteren Tatverdächtigen wurden am ersten Verhandlungstag nicht weiter befragt. Einer der Angeklagten sitzt bereits im Gefängnis. Dem 36-Jährigen gelang Anfang August dieses Jahres die Flucht aus der Justizvollzugsanstalt Memmingen. Nur einen Tag später wurde er wieder festgenommen. Im Prozess um den Raubüberfall an dem Uhrenhändler blieben nach der ersten Verhandlung viele Fragen offen. So ist unklar, wie die Männer aus Hessen auf den Illerberger aufmerksam wurden oder wie es der Polizei gelang, die mutmaßlichen Täter zu ermitteln. Für Fragen seitens der Verteidiger sorgte vor allem der weitere Prozessverlauf. Denn wie die Angeklagten sind auch deren Verteidiger nicht aus der Region und müssen für die weiteren sechs Verhandlungen nach Memmingen anreisen. Nach einer Stunde war der erste Prozesstag vorbei.