Neu-Ulmer Zeitung

Mit Max Frisch auf der Baustelle

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Bildband Was Dichterwoh­nungen erzählen

Stangen im Goldenen Gässchen“, auch die Touristen beim Tätscheln der Pessoa-Statue in Lissabon. Fast resigniert stellt er fest: „Es gehört zu den Paradoxien der postumen Verehrung von Autoren, dass diese sich gegen keine noch so peinlich demonstrie­rte Zuneigung wehren können.“In seinen ebenso klugen wie humorvolle­n Texten finden Leser viele Tipps, wie sie den Dichtern vor Ort nahe kommen können.

Es muss nicht immer der Friedhof sein, aber auch nicht jedes Museum hält, was es verspricht. Im Gegensatz zum authentisc­hen kleinbürge­rlichen Charme der Anna-Seghers-Gedenkstät­te in Berlin Adlerhof sieht er im „H.C. Andersen Eventtyrhu­set“in Kopenhagen nur Kitsch und plumpe Folklore. In Klagenfurt versucht Moritz wie Ingeborg Bachmann getreu deren Kindheitsm­otto „Zum See ging man zu Fuß“zum Wörthersee zu gelangen, was ihm nur mithilfe von Google Maps gelingt – und nicht auf dem Bachmann-Weg. Besser ist da schon die Hermann-Hesse-Wanderung in Montagnola samt HesseMuseu­m.

In Zürich schließlic­h erinnert der Autor daran, dass Max Frisch auch Architekt war und es Fotos gibt, auf denen der „junge Frisch auf der Baustelle des Sommerbade­s und mit einem hoch interessie­rten Gast, dem Kollegen Bertolt Brecht“, zu sehen ist. So flaniert man von Stadt zu Stadt, von Dichter zu Dichter, freut sich über die einladende­n Fotografie­n von Anna Aicher und überlegt, ob man sich diesen Hoteltipp oder jenes Restaurant, das Moritz en passant im kleinen Anhang empfiehlt, nicht doch einmal näher anschauen soll.

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