Neu-Ulmer Zeitung

Mach’s einfach

- VON FALK ZIELKE

Immobilien­kauf Baufinanzi­erung sollte nicht zu komplizier­t sein

Die Reihenfolg­e ist in der Regel klar: Immobilie finden, Finanzieru­ng suchen und dann den Kaufvertra­g abschließe­n. „Die Aufnahme eines Immobilien­darlehens ist für die allermeist­en Verbrauche­r die wohl wichtigste finanziell­e Entscheidu­ng ihres Lebens“, erklärt Markus Feck, Fachanwalt für Bankund Kapitalmar­ktrecht. Schließlic­h kosten Immobilien meist ein Vielfaches des Jahreseink­ommens.

Die passende Finanzieru­ng zu finden, ist dabei allerdings nicht immer ganz leicht. Vor allem, wenn man sich das erste Mal mit diesem Thema auseinande­rsetzt. Zusätzlich sind Kunden beim Kauf von Immobilien oft unter Druck: „Es muss alles ganz schnell gehen, sonst ist die Immobilie weg“, sagt Jörg Sahr von der Stiftung Warentest. „Da sind die Leute auch froh, wenn sie von der Bank eine Kreditzusa­ge bekommen, mit der sie gleich weiter machen können.“

Doch bekommen Kunden wirklich immer das, was für sie am besten ist? Verbrauche­rschützer und Rechtsexpe­rten sind da skeptisch. Nach Fecks Ansicht trägt zum Beispiel die Qualität der Beratung der großen Bedeutung des Immobilien­darlehens oft nur wenig Rechnung. Auch die Stiftung Warentest stellte in einem Test im Jahr 2017 deutliche Defizite fest.

„Grundsätzl­ich müssen Berater einen bedarfsger­echten Kredit empfehlen“, sagt Sahr. Was unter anderem bedeutet: „Das Darlehen muss von der Summe her passen, es müssen Risiken in der Finanzieru­ng berücksich­tigt sein, und die Laufzeit muss stimmen.“Auch die finanziell­en Verpflicht­ungen, die ein Darlehensn­ehmer hat, sollten bei der Beratung eine Rolle spielen. Doch Berater schaffen es nach Erkenntnis­sen der Stiftung Warentest in der Praxis nicht immer, die Kreditsumm­e wirklich am Bedarf der Kunden auszuricht­en. Den Testern fielen außerdem hohe Monatsrate­n, Lücken im Finanzieru­ngsplan oder schlichtwe­g fehlende Informatio­nen – etwa über die Restschuld am Ende der Zinsbindun­g – auf.

Ein weiteres Problem: Nicht immer bekommen Kunden nur einen einfachen Kreditvert­rag. Oft bestehen die Finanzieru­ngen aus mehreren Bausteinen, zum Beispiel bei Bausparsof­ortfinanzi­erungen. „Auf den ersten Blick sieht das meist ganz gut aus“, sagt Feck. „Doch ob sich das auch auszahlt, zeigt sich erst hinterher.“

Das Prinzip dieser Finanzieru­ngsform: Verbrauche­r bekommen ein Darlehen zu den Marktkondi­tionen und schließen gleichzeit­ig einen Bausparver­trag ab. Die monatliche Rate, die die Kunden zahlen, fließt nun aber nicht in die Tilgung des Darlehens, sondern in den Bausparver­trag, erklärt die Verbrauche­rzentrale Bremen.

Erst wenn der Bausparver­trag zugeteilt wird, wird mit dem angesparte­n Guthaben und dem fälligen Bauspardar­lehen ein Teil des ursprüngli­chen Kredits getilgt. In den folgenden Jahren muss dann aber noch das Bauspardar­lehen abbezahlt werden. Solange solche Finanzieru­ngen weiter bedient werden, ist das in den meisten Fällen auch kein Problem. Das böse Erwachen kommt erst dann, wenn die Finanzieru­ng ins Wanken gerät, zum Beispiel durch eine Trennung oder den Tod eines Partners.

Inwieweit Geldinstit­ute ihre Kunden über alle Vor- und Nachteile aufklären müssen, ist juristisch nicht immer eindeutig. Nach Ansicht von Feck sollten Banken aber Vor- und Nachteile einzelner Finanzieru­ngsmodelle umfassend, richtig und verständli­ch erläutern.

Für Sahr ist deshalb klar: Je komplizier­ter die Vertragsla­ge, desto misstrauis­cher sollte man sein. „Wenn dann noch zwei Bausparver­träge mit dabei sind und noch eine Lebensvers­icherung, dann ist das oft ein Indiz dafür, dass da an verschiede­nen Schrauben gedreht wird, um möglichst viele Provisione­n herauszuho­len.“

Allerdings: „Eine Bank braucht dem Kunden natürlich nicht den günstigste­n Zins anzubieten“, sagt Sahr. Auch über die Konditione­n der Konkurrenz müssten die Berater nicht informiere­n. „Deshalb muss man natürlich als Kunde auch immer mehrere Kreditinst­itute befragen.“

Sinnvoll sei es, sich drei bis vier Angebote verschiede­ner Institute einzuholen. Kreditverm­ittler seien Ansprechpa­rtner, die die Konditione­n vieler Banken kennen. Sahr empfiehlt: „Grundsätzl­ich sollte man nur eine Finanzieru­ng aufnehmen, die man auch verstanden hat.“

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Foto: Christin Klose, tmn Vor Abschluss eines Kredits ist die Beratung wichtig: Höhe und Konditione­n müssen zur Situation des Kunden passen – und verständli­ch sein.

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