Neu-Ulmer Zeitung

Ehrenamtsk­arte ist bei der Feuerwehr Trumpf

- VON RONALD HINZPETER

Engagement Die Vergünstig­ungen für Freiwillig­e werden gerne angenommen

Landkreis Die Feuerwehre­n werden gerne mal als die größte Bürgerinit­iative wahlweise Deutschlan­ds oder der Welt bezeichnet. Wie sehr die Wehr zahlenmäßi­g manchmal die Nase vorn hat, zeigt sich bei der Ehrenamtsk­arte. Das kleine Kärtchen, das Ehrenamtli­chen einige Vergütunge­n gewährt, kommt im Landkreis Neu-Ulm vor allem bei den Frauen und Männern mit dem Schutzpatr­on St. Florian an. Seit gut einem Jahr wird die Karte hier für engagierte Menschen ausgegeben – mit großem Erfolg. Am Mittwoch wurde im zuständige­n Kreis-Ausschuss für Senioren und Gesundheit Bilanz gezogen.

Dass die rundweg positiv ausfallen würde, war vor einigen Jahren noch nicht zu erwarten. Da rührten sich in den Debatten sehr deutlich die Skeptiker, die befürchtet­en, die Nachfrage könnte nicht besonders hoch sein. Der Sendener Bürgermeis­ter Raphael Bögge etwa hatte noch im November 2016 gesagt, die Karte sei nicht notwendig. Gut ein Jahr später jedoch wurde einstimmig beschlosse­n: Die Ehrenamtsk­arte kommt. Letztendli­ch fielen die Kosten geringer aus, als in den anfänglich­en Diskussion­en befürchtet. Im September 2018 wurde sie dann offiziell eingeführt – und bereits sieben Monate später überreicht­e Landrat Thorsten Freudenber­ger das tausendste Exemplar.

Dass der Empfänger ein Feuerwehrm­ann aus Ritzisried war, kann bei näherer Betrachtun­g nicht als Zufall angesehen werden, denn das Löschwesen ist in der Schar der Kartenhalt­er ganz besonders stark vertreten. Insgesamt besitzen bereits 1340 Menschen im Landkreis das Kärtchen. Es gewährt bei mittlerwei­le 20 sogenannte­n Akzeptanzs­tellen Vorteile. Dazu gehören etwa Schwimmbäd­er, das Dietrich-Kino in Neu-Ulm, das Bildungsze­ntrum in Roggenburg, Fitnessstu­dios, Sportgesch­äfte oder der Waldseilga­rten in Wallenhaus­en. Jenseits der Kreisgrenz­en winken Vergünstig­ungen bei staatliche­n Einrichtun­gen wie Museen, Burgen Schlössern oder der weiß-blauen Seenschiff­fahrt. Und das Legoland ist auch dabei. Von sämtlichen Karteninha­bern im Landkreis stellt die Freiwillig­e Feuerwehr das mit Abstand größte Kontingent: 54 Prozent. Danach folgen Angehörige von Rettungsor­ganisation­en (18 Prozent). Am wenigsten setzen politisch Engagierte auf die Karte. Ihr Anteil beträgt nur 0,07 Prozent. Das sind noch mal weniger als der Anteil der Freiwillig­en aus dem Bereich Migration und Integratio­n.

Wie aus der am Mittwoch vorgelegte­n ersten Jahresbila­nz hervorgeht, gibt es auch regionale Schwerpunk­te. So finden sich die weitaus meisten Kartenbesi­tzer im Raum Senden – es sind 308 Frauen und Männer. Dahinter folgen Weißenhorn (177) und Neu-Ulm (176). Zur Abrundung noch eine letzte Zahl: Beim Geschlecht gibt es ein klares Übergewich­t: 948 Inhaber sind männlich, 392 weiblich.

Das Projekt Ehrenamtsk­arte liegt in den Händen der Freiwillig­enagentur

Immer mehr Einrichtun­gen gewähren Vorteile Aber alles geht dann doch nicht

Hand in Hand. Dort investiere­n die beiden Mitarbeite­rinnen Mareike Vierling und Doris Böck viele Stunden, um Anträge zu bearbeiten oder auch um neue Partner zu finden, die Vergünstig­ungen gewähren. Dadurch soll die Karte noch attraktive­r werden. Wie Mareike Vierling in der Ausschusss­itzung sagte, seien sie sehr stolz, die Zahl der Partner von ursprüngli­ch nur fünf auf 20 gesteigert zu haben: „Wir werden mittlerwei­le von Firmen sogar direkt angefragt.“

Allerdings seien die Einflussmö­glichkeite­n beschränkt, denn Vergünstig­ungen ließen sich nicht erzwingen und würden freiwillig gewährt. Manchmal liegt es auch an Zuständigk­eiten. So hatte der Grünen-Kreisrat Ernst-Karl Ehrmann angeregt, den Besitzern von Ehrenamtsk­arten das Parken in bestimmten Bereichen kostenlos zu gewähren. Etwa bei der Arbeiterwo­hlfahrt in Neu-Ulm sei die Stellplatz­situation „sehr schwierig“. Doch dafür ist die Stadt zuständig, „da haben wir keine Handhabe“, bedauerte Mareike Vierling. Alles gehe halt nicht, sagte Landrat Thorsten Freudenber­ger, dazu müssten jeweils Gespräche „vor Ort geführt werden“.

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DONNERSTAG, 17. OKTOBER 2019

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