Neu-Ulmer Zeitung

Der FC Memmingen zieht die Reißleine

- VON WALTER BRUGGER

Fußball Verein stellt aufgrund der Corona-Krise fast alle Zahlungen ein und nimmt damit eingeschrä­nkte Wettbewerb­sfähigkeit in Kauf. Erster Spieler ist infiziert. Vorsitzend­er Buchmann rechnet mit langer Pause

Memmingen Dass der Fußball-Regionalli­gist FC Memmingen seit Donnerstag den ersten bestätigte­n Corona-Fall in seinen Reihen hat, geht in der rasanten Entwicklun­g der aktuellen Krise fast schon unter. Die Allgäuer gehen offensiv damit um und treffen weitreiche­nde, tief einschneid­ende Maßnahmen. Von denen eben nicht nur das sportliche Aushängesc­hild, die erste Mannschaft, betroffen ist. Bis zu den Kleinsten, den sogenannte­n Bambini, ist das Training eingestell­t – und wird nach Einschätzu­ng des Vorsitzend­en Armin Buchmann auch nicht so schnell wieder aufgenomme­n. In dem Schreiben an alle Betroffene­n erklärt Buchmann zusammen mit seinen Präsidiums­kollegen, wie „wir die Dinge beim FC Memmingen mit gesundem Menschenve­rstand zu bewerten versuchen. Dabei sehen wir mit großer Gewissheit, dass es auf absehbare Zeit keinen Spielbetri­eb mehr geben wird.“Der Bayerische Fußball-Verband (BFV) hat bislang lediglich bis 23. April die Saison unterbroch­en.

Aus diesem Grund hat der FCM alle Maßnahmen ergriffen, um das Überleben des Vereins zu sichern. Durch den Totalausfa­ll aller Einnahmen aus den noch ausstehend­en

Regionalli­ga-Heimspiele­n, dem drohenden Ausbleiben von Sponsorenz­ahlungen und möglichen Regressfor­derungen hat das Präsidium einstimmig entschiede­n, nahezu alle Zahlungen an Spieler, Trainer und die vielen Helfer einzustell­en. Andernfall­s könnte im schlimmste­n Fall bis Saisonende eine Unterdecku­ng von bis zu 280 000 Euro entstehen. Bei Arbeitsver­trägen klärt der Verein ab, inwiefern das Arbeitsamt durch einen Antrag auf Kurzarbeit Lohn- und Sozialleis­tungen übernehmen kann.

Die Memminger betonen, dass dabei „eine nicht mehr vorhandene Wettbewerb­sfähigkeit oder zu geringe Kaderstärk­e“zum Abstieg von FCM-Teams führen kann. Dies nimmt der Klub in Kauf, um das Fortbesteh­en zu sichern. Buchmann ist zudem überzeugt, dass anderen Klubs ähnliches droht.

Mit den wirtschaft­lichen Folgen für die Vereine beschäftig­t sich auch der BFV, wie dessen Präsident Rainer Koch erklärt. Wobei es erst einmal darum gehe, wie konkret Sorgen und Nöte der 4600 bayerische­n Vereine aktuell sind. Der Bayerische Landes-Sportverba­nd (BLSV) als Dachorgani­sation hat dafür eigens ein Online-Meldesyste­m installier­t.

Vom FC Memmingen wurde der BFV über die einschneid­enden Maßnahmen nicht vorab informiert, wie Verbandssp­ielleiter Josef Janker sagt. „Das ist eine Entscheidu­ng des Vereins, die müssen wir akzeptiere­n“, so Janker. und nicht auf der Blockflöte „Mein Hut, der hat drei Ecken“immer und immer wiederholt. BauIngenie­ure errichten keine DuploTürme und Wirtschaft­smathemati­ker berechnen nicht, wie viele Rollen Klopapier Samstagabe­nd im Supermarkt noch vorrätig sind.

Konditions­training mag für einige Athleten sinnvoll erscheinen.

Das sind dieselben, die sich in der Schule gewissenha­ft auf die nächste Klausur vorbereite­t haben. Ballsportl­er wussten schon damals, dass sich durch Improvisat­ion alles leichter lösen lässt. Im Zweifelsfa­ll dann halt zum zweiten Mal die neunte Klasse.

Konditions­training ist wie Hamstern für den Körper. Es wird sich auf einen Ernstfall vorbereite­t, der sowieso nicht eintritt. Genau genommen ist es sogar asozial, schließlic­h wird während einer Ausdauerei­nheit enorm viel Sauerstoff verschnauf­t und das in Zeiten, in denen doch alles knapp zu werden droht. Warum nicht auch die Luft?

Wer nun aber anderen das Atmen erschwert, hat in dieser Gesellscha­ft wirklich nichts verloren. So weit aber hat Simon Perikles natürlich nicht gedacht.

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Foto: Schulze Armin Buchmann sorgt sich um die Zukunft des FC Memmingen.

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