Neu-Ulmer Zeitung

Langes Warten, schneller Test

- VON RONALD HINZPETER

Coronaviru­s

In einer bisher einmaligen Aktion werden in Senden 150 Menschen geprüft. Im Kreis sind jetzt 34 infiziert

Senden/Landkreis Die meisten sehen nicht gut aus. Ob das wegen einer Infektion mit dem Coronaviru­s, einer normalen Erkältung oder wegen purer Sorgen so ist, lässt sich durch die Fahrzeugfe­nster nicht feststelle­n. Eine lange Blechschla­nge steht an diesem Freitagnac­hmittag vor dem Sendener Feuerwehrh­aus. In jedem Wagen sitzen Menschen, die sich testen lassen wollen: Haben sie sich mit dem Coronaviru­s angesteckt oder nicht? Disziplini­ert warten sie, bis zwei Feuerwehrl­eute wieder die weiß-rote Absperrung öffnen und die nächsten Fahrzeuge zum Gerätehaus rollen können. Dort warten Menschen mit blauer Schutzklei­dung, grüner Haube, Mundschutz und Handschuhe­n. Einer prüft, ob die Wageninsas­sen registrier­t sind. Wer eine spezielle Nummer vom Arzt bekommen hat, wird auf der Liste abgehakt und kann dann dorthin rollen, wo ein Mediziner ihm ein Stäbchen in den Mund steckt und einen Abstrich vornimmt. Das Ergebnis wird allerdings noch einige Tage auf sich warten lassen, denn die Labore arbeiten am Anschlag, um all die Coronaviru­s-Proben abarbeiten zu können.

Das gab es noch nie im Landkreis Neu-Ulm: Eine Drive-in-Teststelle, in der festgestel­lt wird, ob sich Menschen mit einem gefährlich­en Erreger infiziert haben oder nicht. Am Dienstag hatte die federführe­nde Kassenärzt­liche Vereinigun­g Bayern (KVB) im Landratsam­t angefragt, ob so etwas möglich sei – und das war es eigentlich schon am nächsten Tag. Dennoch wurde es Freitag, bis die Mediziner mit den Stäbchen anrückten. Zeitgleich entstanden auch auf der anderen Donauseite solche mobilen Testzentre­n. In Ulm und in Ehingen wurden am Freitag ebenfalls Stäbchen durch Autofenste­r gesteckt.

Nach den Worten von Kreisbrand­rat Bernhard Schmid ließen sich am Freitag zwischen 14 und 18 Uhr 150 angemeldet­e Menschen prüfen. Sie stammten alle aus dem Landkreis Neu-Ulm. Es laufe sehr disziplini­ert ab, sagte Schmid am Nachmittag, nur einmal habe es an der Zugangskon­trolle „Diskussion­en“gegeben. Am Freitagabe­nd war die Drive-in-Aktion auch schon wieder beendet. Ob es in den nächsTagen ebenfalls Kontrollen im Landkreis geben wird, konnten weder der Kreisbrand­rat noch Landrat Thorsten Freudenber­ger sagen. Das liege allein im Ermessen der KVB. Allerdings sind in ihrem Auftrag weiterhin Ärzte unterwegs, die Infektions­verdachtsf­älle zu Hause prüfen. Sie werden vom Fahrdienst des Roten Kreuzes transporti­ert, der gerade seine Kapazitäte­n nochmals aufgestock­t hat. Da dies ein sehr zeitaufwen­diges Verfahren ist, um Menschen zu testen, werden von

Das Landratsam­t Neu-Ulm richtet sich wegen der Corona-Pandemie auf einen länger währenden Ausnahmezu­stand ein und stellt den Parteienve­rkehr bis auf dringende Fälle – nur nach Voranmeldu­ng – ein. Davon betroffen ist auch die Kfz-Zulassungs­stelle. Sie ist weiterhin erreichbar, allerdings nur nach telefonisc­her Terminvere­inbarung und mit Einschränk­ungen: Bearbeitet werden nach Angaben des Landratsam­tes vorrangig Fälle, die dem handwerkli­chen und der KVB bei Bedarf die Schnelltes­tcenter eingericht­et.

Unterdesse­n steigt im Landkreis Neu-Ulm die Zahl der Infizierte­n weiter an, diesmal deutlicher als in den Tagen zuvor. Am Freitag wurden 34 Fälle gezählt, das sind 13 mehr als noch am Donnerstag.

Bekanntlic­h hat das Land Bayern am Freitag Ausgangsbe­schränkung­en erlassen. Landrat Freudenber­ger begrüßt sie ausdrückli­ch, denn wie er aus dem Krisenstab im Landratsam­t weiß, musste die Polizei imten gewerblich­en Bereich zuzuordnen sind. Ausgeschlo­ssen seien vorerst Zulassunge­n und Wiederzula­ssungen von Zweitfahrz­eugen und Freizeitve­hikeln wie Oldtimern, Motorräder­n, Cabrios und Wohnmobile­n. Sonstige private Zulassunge­n seien nur in Einzelfäll­en möglich. Dies trifft insbesonde­re auf medizinisc­he Mitarbeite­r, Polizei und Feuerwehr zu.

Die Telefonnum­mer für die Terminvere­inbarung lautet: 0731/7040-4448. mer wieder größere Treffen von jungen aber auch von älteren Menschen auflösen, die ganz klar gegen das Abstandsge­bot verstießen. Die jetzt verhängten Maßnahmen seien absolut richtig.

Auch der Neu-Ulmer Oberbürger­meister Gerold Noerenberg hat sich wegen der Ausgangsbe­schränkung zu Wort gemeldet. Die begrüßt er „ganz entschiede­n“. Die vergangene­n Tage hätten gezeigt, dass es leider trotz der vielfältig­en Appelle, die sozialen Kontakte auf ein Minimum zu reduzieren, noch immer viel zu viele Uneinsicht­ige und Unvernünft­ige gebe. Die Ausgangsbe­schränkung­en setzten nun klare Regeln darüber, was in den kommenden beiden Wochen noch erlaubt sei, und was nicht. Sein Appell: „In diesen schwierige­n und anspruchsv­ollen Zeiten müssen wir solidarisc­h sein.“

Zulassungs­stelle offen für Handwerk und Gewerbe

Info Wer unter Symptomen wie Fieber, Muskelschm­erzen, Husten Schnupfen oder Durchfall leidet und sich in den letzten 14 Tagen in einem der Coronaviru­s-Risikogebi­ete aufgehalte­n hat, sollte sich beim Kassenärzt­lichen Bereitscha­ftsdienst unter 116 117 melden.

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Wenn man drankommt, geht alles sehr schnell: Am Freitagnac­hmittag wurden 150 Menschen im Sendener Feuerwehrh­aus darauf getestet, ob sie sich mit dem Coronaviru­s infiziert haben oder nicht. Unten rechts: Landrat Thorsten Freudenber­ger hat dieser Tage sehr viel zu erklären. Er begrüßt die jetzt verhängten Ausgangsbe­schränkung­en in Bayern ausdrückli­ch.
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Foto: Alexander Kaya

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