Neu-Ulmer Zeitung

Selbstport­räts in der Ära des Selfies

- VON RALPH MANHALTER

Kunst

Der Franz-Martin-Kuen-Preis ist vergeben worden. Das Virus stoppt aber die Ausstellun­g

Weißenhorn „Ich im Bild“, so heißt das Thema des diesjährig­en FranzMarti­n-Kuen Kunstpreis­es, der nun zum zweiten Mal vom Weißenhorn­er Heimat- und Museumsver­ein vergeben wurde. Carmen Malenya zählt zu den zwei Gewinnern. Für ihr Aquarell „Ich male mein neues Fahrrad“erhält die junge Frau den Jugendprei­s. Ihr Bild zeigt ein Zweirad durch die Linse einer Kamera. Der Finger ruht schon auf dem Auflöser. Scharf und klar richtet sich der Blick auf das Ziel, ein mintgrünes Fahrrad vor sonniger Landschaft. Wer bekäme da nicht Lust, loszufahre­n in die blühende Natur? Oder handelt es sich nicht um eine Kamera, sondern um einen Bilderrahm­en? Die Finger, die den Rahmen berühren, legen das nahe. Auch der monoton blaue Hintergrun­d bestärkt den Eindruck.

Eigentlich sollten die Werke des Wettbewerb­s am 13. März im Rahmen einer Ausstellun­gseröffnun­g prämiert werden. Wie die allermeist­en öffentlich­en Veranstalt­ungen wurde auch diese Vernissage aufgrund der Corona-Epidemie abgesagt. Der Vorsitzend­e des Heimatund Museumsver­eins Ulrich Hoffmann und auch der Leiter des Heimatmuse­ums

Matthias Kunze haben aber die Hoffnung noch nicht aufgegeben, die eingereich­ten Werke in einer „Finissage“doch noch der Öffentlich­keit zeigen zu können. Durch den derzeitige­n Umbau des Museums sollte die Präsentati­on im Treppenhau­s des Alten Schlosses stattfinde­n. Der Zugang ist aber versperrt, ebenso der Besucherei­ngang zum Rathaus.

„I never paint dreams or nightmares, I paint my own reality“– dieser Spruch von Frida Kahlo, sie male niemals Träume oder Albträume, sondern nur ihre eigene Wirklichke­it,

begleitet auf dem zweiten Gewinner-Bild die berühmte mexikanisc­he Künstlerin, mit selbstbewu­sstem Blick. Stylisch wirkt die junge Frau an ihrer Seite, posierend mit dem Smartphone. Das Bild zeigt die Suche nach Identität. „Who am I“– Wer bin ich? „Evolution“ist der Titel des Gemäldes, einer collagenha­ften Reise durch Raum und Zeit, geschaffen von Sylvia d‘Amora, die hierfür den Erwachsene­npreis erhält.

Dem Thema haben sich einige der eingereich­ten Kunstwerke verschrieb­en, ganz im Sinne des Weissenhor­ner Malers Franz Martin

Kuen, der auch sich selbst gerne in seine Gemälde hineininsz­enierte. Rund 80 Bilder seien abgegeben worden, berichtet Hoffmann stolz. In einer Ansprache hielt der Vorsitzend­e ein Plädoyer für den Blick auf das eigene Ich: „Gesunde Selbstlieb­e basiert auf Selbstanna­hme – mit allen Schwächen und Fehlern. Sie ist die Voraussetz­ung für emotionale Stabilität und die Fähigkeit, zu lieben – also alles andere als egoistisch.“In einer Zeit von Nachbarsch­aftshilfe einerseits und rücksichts­losen Hamsterkäu­fen anderersei­ts sollten diese Worte hellhörig machen.

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Die Preisverle­ihung fand in einem ganz kleinen Rahmen statt: (von links) Matthias Kunze, die Preisträge­rinnen Carmen Malena und Sylvia d‘Amora, Ulrich Hoffmann.
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Fotos: Matthias Kunze Ein Gewinnerbi­ld: „Evolution“von Sylvia d’Amora.

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