Elektroauto auf Chinesisch
Neuvorstellung
Ein bezahlbarer SUV-Stromer mit guter Reichweite und modernem Design? Ausgerechnet Aiways zeigt, wie das gehen könnte
Eigentlich wäre der U5 schon im April beim Händler. Wegen Corona verzögert sich die Auslieferung jedoch bis zum August. Aber was heißt hier Händler? So etwas Traditionelles wie ein Autohaus gibt es bei Aiways nicht. Die Chinesen vertreiben ihre Fahrzeuge über die Elektromarkt-Kette von Euronics – zu Preisen unter 40 000 Euro, zunächst nur im Leasing. Für Inspektionen und Reparaturen sind die A.T.U-Werkstätten (rund 570 in Deutschland) zuständig.
Etwas komisch ist der Name schon. U5 klingt so, also ob man sich eher unter als über der Erde bewegen würde. Mit einer U-Bahn hat der Shanghai-SUV jedoch nichts zu
Display, über das sich das ganze Auto vom Rekuperationsgrad bis hin zum Öffnen des PanoramaGlasdachs steuern lässt. Das Menü ist logisch aufgebaut und auf der Höhe der Zeit.
Was fehlt, ist das Handschuhfach. Stattdessen findet man nur zwei Aufhängungen, an denen man verschiedene Boxen oder auch einen Tablet-Halter platzieren kann. Ein nettes Ausstattungsdetail – so wie auch die versenkbaren Türgriffe.
Apropos. Das erinnert doch? Richtig: an das ein oder andere Modell von Jaguar und Land Rover. Zusammen mit dem runden, ebenfalls versenkbaren Gangwählhebel ist das aber schon das einzige Feature, das unter die Rubrik „chinesische Raubkopie“fallen könnte. Ansonsten ist das Design des U5 fein gezeichnet, modern, aufgeräumt und auch für den europäischen Geschmack geeignet.
Von der Fahrdynamik her kann der U5 trotz seines moderaten Leergewichts von 1,7 Tonnen nicht mit einem vergleichbaren Audi e-tron mithalten. Weder beim Antritt, der mit 9,1 Sekunden von 0 auf Tempo 100 ein wenig zögerlich ist. Noch beim Fahrwerk, das im ShanghaiSUV eher schwammig wirkt. Die eher moderaten Fahrleistungen haben vermutlich Methode. Denn nur so lässt sich ein Verbrauch um die 16 kWh realisieren und die AkkuReichweite auf über 400 Kilometer steigern.
Ausgestattet ist der U5 mit allen herkömmlichen Assistenten. Vom Tot-Winkel-Warner bis hin zum Notbremssystem. Von der intelligenten Fernlichtsteuerung bis hin zur Ausparkhilfe. Und dann gibt es ja noch das kleine Kästchen mit dem schwarzen Auge unten links an der Frontscheibe. Hier sitzt die Kamera der Gesichtserkennungs-Software. Sie stellt fest, wer das Auto fährt und spricht Warnungen aus, sollte der Fahrer müde werden. Big AutoBrother is watching you.
Unser Fazit: Aiways hat das geschafft, woran sich andere chinesische Hersteller immer wieder die Finger verbrannt haben: den Sprung vom Reich der Mitte mitten ins Herz von Europa. Und das innerhalb von drei Jahren. Auch Design und Qualität stimmen beim U5. Dass es bei der Fahrdynamik hapert, ist angesichts des guten Gesamtpakets eher eine Petitesse. Wer dem chinesischen Braten nicht traut: Beim Leasing kann nicht viel passieren.