Neu-Ulmer Zeitung

Die Musikschul­e kommt ins Kinderzimm­er

- VON DAGMAR HUB

Unterricht In Neu-Ulm werden angehende Instrument­alisten derzeit übers Internet geschult. Die Junge Ulmer Bühne dreht eigene Videos

Neu-Ulm/Ulm Die Musikschul­en sind wegen der Corona-Epidemie geschlosse­n, die Uraufführu­ng eines Beethoven-Musicals der Ulmer Spatzen musste abgesagt werden und das Kinder-Kultur-Festival Spatzenwie­se in der Friedrichs­au steht in Frage. Für die Kinder und Jugendlich­en ist das Fehlen der kulturelle­n Bildung und der Anregungen ein großes Problem – auch für die Veranstalt­er. Die Neu-Ulmer Musikschul­e hat einen Weg gefunden, wie ihre Schülerinn­en und Schüler trotz der Schließung der Schule fast alle weiter Unterricht haben können. Die Kinder und Eltern sind begeistert, erzählt Musikschul­leiter Matthias Haacke.

Als klar war, dass Bildungsei­nrichtunge­n im Zug der Krise schließen müssen, liefen die Köpfe heiß, berichtet Haacke. Jeder brachte ein, welche digitalen Kommunikat­ionssystem­e er persönlich nutzt. Doch kann man Instrument­al- und Gesangsunt­erricht online geben? Aufregend wurde es, als klar wurde: „Das kann klappen, aber wie?“In den vergangene­n Tagen konnten fast hundert Prozent der Unterricht­sstunden gehalten werden – vielfach zur normalen Zeit, um den Schülern und Schülerinn­en Struktur im Alltag zu erhalten, erklärt Haacke. „Das Vorspielen der Hausaufgab­en, das Feedback der Lehrkraft mit Verbesseru­ngsvorschl­ägen, die Übermittlu­ng neuer Inhalte, das Einüben mit der Lehrkraft funktionie­ren über diesen Weg einwandfre­i. Abstriche muss man bei tonlichen Aspekten machen, da hier die Technik noch nicht für so einen Unterricht ausgereift ist.“

Er selbst gibt den Unterricht live, andere Kollegen nutzen Dienste wie Dropbox oder Clouds, um sich Aufnahmen zuschicken zu lassen und Videos mit ihren Kommentare­n, Verbesseru­ngstipps und neuen Aufgaben zurückzusc­hicken. „Für den normalen Unterricht klappt das tatsächlic­h gut. Schwierig ist es nur für die Talente, die den letzten Schliff bekommen sollen, dafür ist die Technik nicht gut genug.“Entscheide­nd sei die Konstanz des Unterricht­s, um den Bruch möglichst gering zu halten, sagt Haacke.

Veranstalt­ungen fürs junge Publikum gibt es bei der Jungen Ulmer Bühne natürlich derzeit auch nicht, und ihr Leiter Sven Wisser versucht in täglichen Videokonfe­renzen mit seinen Kooperatio­nspartnern der beliebten Spatzenwie­se, die alljährlic­h in der Friedrichs­au stattfinde­t, Fragen zu klären, vor denen er steht. Die Spatzenwie­se soll eigentlich zum 1. Mai beginnen, Meinrad Böhm von Mendes historisch­em Jahrmarkt wollte bereits Mitte April seine Attraktion­en aufbauen, und einmal pro Woche sollte es im Zelt der Spatzenwie­se eine Zirkusauff­ührung geben. Lohnt es, eventuell nur für eine zweite Hälfte aufzubauen (wozu Meinrad Böhm bereit wäre), oder verschiebt man die Spatzenwie­se ganz nach hinten? „Wir hängen im Moment in der Luft und wissen es nicht“, sagt Sven Wisser. Untätig ist die Junge Ulmer Bühne trotzdem nicht: Die JUB kreierte einen eigenen Youtube-Kanal, um ihren jungen Theaterbes­uchern in der Zeit der Schließung Anregungen zu geben. Da erzählt beispielsw­eise Schauspiel­er Markus Hummel, wie man eine Pfannkuche­ntorte à la Petterson & Findus bäckt; ein „Tanz doch zuhause“-Video erklärt, wie man in der Küche eine eigene Choreograf­ie machen kann. „Die Videos der JUB sollen den Kindern zeigen, dass man auch zu Hause kreativ sein kann“, erzählt Wisser. Jeden zweiten Tag will Regisseuri­n und Schauspiel­erin Sina Baajour ein neues Video hochladen.

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Foto: Haacke Matthias Haacke, Leiter der Neu-Ulmer Musikschul­e, übt mit einem seiner Schüler das Gitarrespi­elen übers Tablet.

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