Geburtstag in Zeiten von Corona
Die neueste Ausgabe eines großen Magazins titelt „Was macht Corona mit unserer Seele?“Ohne zu tief in die Frage zu versinken: Sie beschäftigt doch viele Mitmenschen. Auch den Autor dieses Beitrags, der in der Regel mit der durch den Virus hervorgerufenen Situation mit Beschränkungen (fast) jeder Art ganz gut umzugehen weiß. Der Samstag war für ihn aber auch ein etwas kritischer Tag. Denn er hatte Geburtstag. Einer, den er sicher nicht vergessen wird. Es war der erste – und hoffentlich letzte – Corona-Geburtstag. Nein erkrankt an diesem scheußlichen Virus ist der Autor (hoffentlich) nicht. Anzeichen dafür gibt es keine, er schützt sich und andere auch so gut er kann. Aber er gehört schon zu den älteren Semestern, die zu der Gruppe zählen, bei der das Risiko höher ist als bei den Jungen.
Und dann: Geburtstag. An einem wunderschönen, sonnigen Frühlingstag, an dem man gerne viel unternommen hätte. Die Realität sah anders aus. Nach langen Überlegungen hatte sich der Autor entschlossen, seiner derzeit in einer 85 Kilometer entfernten Stadt weilenden Partnerin und der Tochter zu sagen, sie sollen nicht herkommen, sondern dortbleiben. Wir waren uns trotz Studiums diverser Quellen nicht sicher, ob so eine weite Fahrt zum Partner, mit dem man nicht verheiratet ist und in dessen Haushalt man gerade nicht lebt, gestattet ist. Lieber zu vorsichtig als zu nachlässig sein. Freunde und Bekannte müssen auch fernbleiben. Ein Besuch der Geschwister, die nur ein paar Kilometer weiter wohnen, wäre wohl erlaubt gewesen, aber in der derzeitigen Krise beschloss der Autor, auf jedes Feiern zu verzichten. Was gibt es jetzt auch zu feiern?
Also holte er morgens ein paar Brötchen und dann begann der lange Geburtstag des kompletten Alleinseins. Man wird ja nicht jünger, schoss es dem Autor durch den Kopf. Also zumindest ist die Zeitung da und das Frühstück ist lecker. Man hätte im Haus genügend Arbeit, aber die muss heute ruhen. Es folgen ein paar Geburtstagsgrüße per Telefon oder Mail, wobei das Thema fast nur Corona ist, ein bisschen lesen im Garten, ein paar Schritte vors Haus, jeglichen Kontakt mit Menschen meidend. Auf Mittagessen und Nachmittagskaffee hat er keinen Appetit. Abends bereitet er sich ein schönes Essen zu, das ohne Gesellschaft nicht wirklich schmeckt. Zum Abschluss gibt es im Fernsehen einen Krimi, wobei der Autor vor der Glotze einschläft und erst kurz vor Mitternacht erwacht. Was für ein Geburtstag. Zum Vergessen. Nun hat der Autor erstmals wirklich gespürt, was Corona mit unserer Seele macht.