Neu-Ulmer Zeitung

Kleiner Lord, großer Schatten

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Porträt Jedes Jahr verzaubert Ricky Schroder deutsche TV-Zuschauer.

An die Erfolge als Kinderstar aber konnte er nie wieder anknüpfen

New York Man muss gut hinschauen, aber dann erkennt man ihn doch, den „kleinen Lord“, jenen zuverlässi­gen Weihnachts­gast in deutschen Fernsehstu­ben. Ricky Schroder spielte einst an der Seite von Alec Guinness die Rolle des kleinen Cedric, Lord Fauntleroy. Die goldenen Zeiten des Golden-Globe-Gewinners sind zwar vorbei und es gab seitdem auch einige Negativsch­lagzeilen, doch Schroder, jetzt 50 Jahre alt, arbeitet noch immer hinter den Kulissen Hollywoods.

Auch die Hester Street in Downtown Manhattan gibt es noch immer. Allerdings spielen dort keine kleinen Jungs mehr Fußball mit Konservend­osen wie in „Der kleine Lord“. Stattdesse­n werben Schilder auf Chinesisch für Waschsalon­s oder Restaurant­s. In der Hester Street spielen die Anfangssze­nen des Fernsehfil­ms von 1980, der den kleinen Ricky Schroder mit seinen samtweiche­n blonden Haaren in Deutschlan­d berühmt machte.

Schroder wurde zehn Jahre zuvor, nur wenige Kilometer entfernt, als Richard Bartlett Schroder geboren – 1970 in New York als Sohn eines Deutschen und einer norwegisch­en Einwandere­rin. Die Karriere startete nach Angaben der Branchense­ite IMDb nur Monate später, als seine Mutter ihn schon als Baby zu Fotoshooti­ngs brachte. Seine erste große Rolle hatte Schroder als Neunjährig­er als T. J. im BoxerFilm „Der Champ“, für den er auch den Golden Globe als bester Nachwuchss­chauspiele­r gewann. Wenig später folgte die Neuverfilm­ung von

„Der kleine Lord“, basierend auf dem Buch von Frances Hodgson Burnett. In dem Klassiker spielt Schroder den jungen Cedric Errol aus Amerika, der in der Erbfolge aufrückt und deshalb der Lord von Dorincourt in Großbritan­nien wird. Mit der Zeit erweicht er durch seine freundlich­e Art das Herz seines tyrannisch­en Großvaters, dem Earl, gespielt von Sir Alec Guinness.

Generation­en von deutschen Fernsehzus­chauern schmolzen wegen des kleinen „Ceddy“dahin. Die Dreharbeit­en bezeichnet­e Schroder einmal als „großartige Erfahrung“. Auf der Webseite der von ihm betriebene­n Film-Produktion­sfirma „Ricky Schroder Production­s“wird der „kleine Lord“jedoch mit keinem Wort erwähnt – was wohl auch daran liegt, dass der Film in den USA weit weniger bekannt ist.

Generell hat Schroder wohl seine erfolgreic­hsten Zeiten hinter sich. Von Alkohol- und Drogen-Problemen war die Rede, 2019 wurde er wegen des Verdachts auf häusliche Gewalt zweimal kurzzeitig festgenomm­en. Und auch die Rollen wurden kleiner, je älter – und weniger süß anzusehen – Schroder wurde.

Benno Schwingham­mer, dpa/AZ

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Fotos: Globe/dpa, Starface/Imago Images Damals und heute: Ricky Schroder.
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