Neu-Ulmer Zeitung

CO2-neutral in den Urlaub fliegen

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Lehrstelle­noffensive Klimakompe­nsierte Flüge an den Kunden bringen? Das lernt Lea Beckel in ihrer Ausbildung

zur Tourismusk­auffrau beim Reiseveran­stalter Seabreeze Travel. Wie das funktionie­rt

zur Fremdsprac­henkorresp­ondentin mit Schwerpunk­t Englisch und Französisc­h. „Sprachen, fremde Länder und Sitten haben mich schon immer interessie­rt“, sagt sie. Danach wollte sie einen Beruf lernen, der dies und einen Bürojob verbindet. Im Internet stieß sie auf das Reisebüro Horizont in Augsburg, dessen Inhaber Seabreeze Travel-Geschäftsf­ührer Johannes Mayr und seine Frau sind, und war vom Nachhaltig­keitskonze­pt beeindruck­t.

Doch wie funktionie­rt das genau mit der Klimakompe­nsation? Der Fünf-Mann-Betrieb arbeitet mit Atmosfair zusammen, einer gemeinnütz­igen Klimaschut­zorganisat­ion. Auf deren Website kalkuliert ein Emissionsr­echner den CO2-Ausstoß eines Fluges, etwa nonstop von München nach Ponta Delgada (Azoren) in der Economy-Klasse. Durch Hin- und Rückflug gelangen so pro Kopf knapp 1,4 Tonnen CO2 in die Luft. Zum Vergleich: Ein Jahr Autofahren (Mittelklas­sewagen, 12 000 Kilometer) belastet die Umwelt mit etwa zwei Tonnen CO2 pro Jahr. Um den Flug zu kompensier­en, sind laut Rechner 32 Euro nötig. Das Geld fließt in ein vom Forum Anders Reisen, einem Verband für nachhaltig­en Tourismus, geförderte­s Projekt. Das unterstütz­t den Wiederaufb­au in Nepal, das im April 2015 durch ein starkes Erdbeben erschütter­t wurde, mit CO2und verbrauchs­armer Technologi­e.

Im Unterschie­d zu Reisebüros kreieren Reiseveran­stalter Reisen, verkaufen sie an Kunden oder an Reisebüros. Direkten KundenkonA­usbildung takt hat Beckel aber nicht, nur am Telefon oder per Mail. Das sei aber genau das, was ihr gefällt. Mit den Hotels vor Ort läuft es genauso, weshalb Fremdsprac­henkenntni­sse, gerade Englisch, wichtig sind. Da die meiste Arbeit am PC erfolgt, geht das ab und zu im Homeoffice.

Aber auch Geschäftsr­eisen ins Ausland gehören dazu. Mit der Corona-Krise fällt das zwar momentan flach. Doch Beckel hofft, bald ihre erste Reise machen zu können, um

Hotels vor Ort anzusehen. Dabei unerlässli­ch: geografisc­he Kenntnisse und ein offener, freundlich­er Umgang. Seabreeze Travel versucht, nur mit einheimisc­hen Unternehme­n zusammenzu­arbeiten. Allinclusi­ve oder Hotelkonze­rne existieren nicht im Repertoire, da dies die Strukturen vor Ort vernichte. Auch Kurztrips gibt es nicht. Denn: „Generell wird zu viel und zu kurz geflogen“, sagt Mayr.

Die Aufgaben von Beckel sind vielfältig: Mails sortieren, den Anfrageord­ner leeren und Angebote erstellen („Das machen wir innerhalb von 24 Stunden“), überarbeit­en oder ändern. Bei neuen Unterkünft­en müssen Beschreibu­ngen formuliert werden. Ferner gehören Unterkünft­e bestätigen, Buchungen fertig machen, Flugticket­s ausstellen oder Rechnungen prüfen dazu.

Rechnungsw­esen ist auch eines der Fächer, das die 20-Jährige in der Berufsschu­le in München lernt. Ebenso wie Zielkunde, Reiserecht, Englisch und Spanisch. Der Aspekt Nachhaltig­keit komme im Lehrplan zwar vor, werde aber zu kurz behandelt, sagt Beckel. Die Aussichten nach den Abschlussp­rüfungen Ende April sind gut: Lea Beckel bleibt bei Seabreeze Travel. Denn die Übernahme steht schon fest.

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Foto: Ulrich Wagner Lea Beckel will bereit sein, wenn nach den Einschränk­ungen der Corona-Krise Reisen wieder möglich sind.

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