Parkscheibe statt Parkschein
Zum Artikel „Knöllchen gibt es auch in Corona-Zeiten“vom 11. April:
Dass Parkregeln auch in schwierigen Corona-Zeiten einzuhalten sind, ist rechtens. Problematisch erscheint jedoch die praktische Umsetzung. In der Neu-Ulmer Innenstadt werden mit ganz wenigen Ausnahmen sämtliche Parkplätze mit Parkscheinen überwacht.. Die hierfür erforderlichen Parkscheinautomaten sind so konstruiert, dass der Parkschein aus dem Ausgabeschacht förmlich herausgefummelt werden muss. Dabei kommt es zu intensiven Berührungen mit dem Ausgabeschaft. Dieser Ausgabeschacht besteht aus Edelstahl mit einer nach innen öffnenden Plastikklappe. Nach Aussagen von Virologen haften die Covid-19-Viren auf Edelstahl und Plastikoberflächen bis zu 72 (!) Stunden.
Wenn sämtliche dieser im Innenstadtbereich zahlreich aufgestellten Parkscheinautomaten tagtäglich jeweils von mehreren Hundert Benutzern intensiv berührt werden, ergibt sich dadurch eine ganz erhebliche Ansteckungsgefahr. Dass die Automaten auch mittels Handy-App bedient werden können, ist richtig, allerdings haben wohl in erster Linie nur jüngere Leute derartige Apps, ältere Personen hingegen kaum. Auch der Einwand, dass die Automaten mit Einmalhandschuhen bedient werden können, ist nicht hilfreich, weil solche Schutzhandschuhe derzeit ausgesprochene Mangelware sind.
Wenn es nur darum geht, die Einhaltung der Parkzeit zu überwachen, so wäre das ganz problemlos auch mit der Parkscheibe möglich. In diesem Fall müsste Stadt Neu-Ulm jedoch über einen wohl eher kürzeren Zeitraum auf die Einnahmen aus der Parkraumbewirtschaftung verzichten. Hier steht meines Erachtens die Stadt NeuUlm in der Pflicht, und sie könnte durch einen vorübergehenden Verzicht zeigen, dass ihr die Gesundheit ihrer Bürger wichtiger ist als die Parkeinnahmen. Trotz allem befürchte ich, dass es seitens der Stadt zu einem solchen Schritt nicht kommen wird, weil das Kommerzdenken überwiegt.