Neu-Ulmer Zeitung

Das Ende vom Mythos Bolsonaro

- VON TOBIAS KÄUFER

Brasiliens Präsident muss um politische­s Überleben kämpfen

Brasília „Mythos, Mythos“, rufen seine Fans meist, wenn sie Brasiliens Präsident Jair Bolsonaro irgendwo bei einem seiner Auftritte sehen. Doch Mythisches umgibt den Rechtspopu­listen, der das riesige Land durch die anhaltende Verharmlos­ung der Coronaviru­s-Pandemie in arge Probleme gebracht hat, schon lange nicht mehr. Es ist vielmehr ein zäher politische­r Überlebens­kampf, in dem ein entzaubert­er Populist zu retten versucht, was eigentlich nicht mehr zu retten ist.

Der Rücktritt von Justizmini­ster Sergio Moro ist eine Zäsur für die Präsidents­chaft. Er ist nicht nur ein Schock für jenes politische Lager, das Bolsonaro gewählt hat, um „den Korrupten da oben mal so richtig Dampf“zu machen. Er ist auch eine politische Delegitimi­erung. Denn Moro stand für das klassisch konservati­ve Lager. Für jene Kräfte, die Bolsonaro mit Bauchschme­rzen wählten, die die rassistisc­hen oder vulgären Verbalatta­cken des Populisten eher abstießen, die aber auf keinen Fall eine neue linke Regierung wollten. Und die auch mit dem evangelika­len Fundamenta­lismus, den diese Regierung kennzeichn­et, nur wenig anfangen konnten. Nun ist nach Gesundheit­sminister Luiz Mandetta, der in der Corona-Krise nach wissenscha­ftlichen Kriterien handelte und deswegen gehen musste, der zweite Realpoliti­ker innerhalb kürzester Zeit weg.

Justizmini­ster Moro ging mit schweren Anschuldig­ungen: Der Präsident habe auf die Ermittlung­en der Bundespoli­zei Einfluss zu nehmen

 ?? Foto: dpa ?? Tiefer Absturz: Populist Jair Bolsonaro laufen die Getreuen davon.
Foto: dpa Tiefer Absturz: Populist Jair Bolsonaro laufen die Getreuen davon.

Newspapers in German

Newspapers from Germany