Das Ende vom Mythos Bolsonaro
Brasiliens Präsident muss um politisches Überleben kämpfen
Brasília „Mythos, Mythos“, rufen seine Fans meist, wenn sie Brasiliens Präsident Jair Bolsonaro irgendwo bei einem seiner Auftritte sehen. Doch Mythisches umgibt den Rechtspopulisten, der das riesige Land durch die anhaltende Verharmlosung der Coronavirus-Pandemie in arge Probleme gebracht hat, schon lange nicht mehr. Es ist vielmehr ein zäher politischer Überlebenskampf, in dem ein entzauberter Populist zu retten versucht, was eigentlich nicht mehr zu retten ist.
Der Rücktritt von Justizminister Sergio Moro ist eine Zäsur für die Präsidentschaft. Er ist nicht nur ein Schock für jenes politische Lager, das Bolsonaro gewählt hat, um „den Korrupten da oben mal so richtig Dampf“zu machen. Er ist auch eine politische Delegitimierung. Denn Moro stand für das klassisch konservative Lager. Für jene Kräfte, die Bolsonaro mit Bauchschmerzen wählten, die die rassistischen oder vulgären Verbalattacken des Populisten eher abstießen, die aber auf keinen Fall eine neue linke Regierung wollten. Und die auch mit dem evangelikalen Fundamentalismus, den diese Regierung kennzeichnet, nur wenig anfangen konnten. Nun ist nach Gesundheitsminister Luiz Mandetta, der in der Corona-Krise nach wissenschaftlichen Kriterien handelte und deswegen gehen musste, der zweite Realpolitiker innerhalb kürzester Zeit weg.
Justizminister Moro ging mit schweren Anschuldigungen: Der Präsident habe auf die Ermittlungen der Bundespolizei Einfluss zu nehmen