Neu-Ulmer Zeitung

Lust an der Unterwerfu­ng

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Leona Stahlmanns

„Der Defekt“

müsse sich fügen, sagt Vetko zu Mina. 16 Jahre ist sie alt, als sie dem 18-jährigen Einzelgäng­er näher kommt. Da erschießt Vetko seinen Hund vor ihren Augen. Mina ist schockiert – und fasziniert. Und allmählich erkennt sie, dass sie anders ist als ihre Mitschüler, anders als ihre beste Freundin und ihre Eltern. Leona Stahlmann beschreibt in ihrem Roman „Der Defekt“die Suche Minas nach ihrer Identität, nach dem, was sie befriedigt. Es ist etwas anderes als normaler Geschlecht­sverkehr, das weiß sie. Und es ist etwas, das sie immer wieder erleben will.

Mina ahnt, dass sie und Vetko Grenzen überschrei­ten – und sie ist süchtig danach. Mit „normalem“Sex findet sie keine Befriedigu­ng, auch nicht mit „Lustschmer­z-Erfahrunge­n“. Es ist etwas anderes, was sie sucht. Nur Vetko weiß, dass sie sich fügen, gehorsam sein und dominiert werden will.

Es ist kein einfaches Thema, das Leona Stahlmann sich und ihren Lesern zumutet. Diese ungeheuerl­iche „Liebe“bettet sie in eine oft überborden­d sinnlich beschriebe­ne Natur. Sie ist es, die das Verhältnis zwischen Mina und Vetko bestimmt. Die Brennnesse­ln, die schmerzhaf­te Blasen auf Minas Händen hinterlass­en, die Stoppeln auf den abgeerntet­en Feldern, die sich in ihre nackten Knie drücken. Der Schmerz und die Unterwerfu­ng, die ihr Freude bereiten. Ein Defekt? Dieser Roman ist selbst eine Grenzübers­chreitung, schmerzhaf­t und verstörend.

Kein & Aber, 270 S., 22 Euro

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Leona Stahlmann: Der Defekt.

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