Was bleibt von der Ära Noerenberg?
Ein Abschied zwischen Tür und Angel: Es ist schon ein bisschen traurig, wie dieser Tage viele Stadtund Gemeinderäte im Kreis NeuUlm Ade sagen müssen, nach jahrelangem, zum Teil jahrzehntelangem ehrenamtlichen Einsatz. Ihnen allen hätte ein schönerer, festlicher Abschied gebührt. Ebenso den scheidenden Bürgermeistern, etwa Josef Walz in Pfaffenhofen, Karl Janson in Vöhringen oder OB Gerold Noerenberg in Neu-Ulm. Doch die Corona-Krise hat sämtliche Veranstaltungen ausgebremst und damit natürlich auch Empfänge, wie sie in der Politik sonst üblich sind. In manchen Orten werden die Feiern vielleicht nachgeholt – in Neu-Ulm nicht. Das hat Gerold Noerenberg deutlich gemacht, und das ist nur konsequent.
Die Herzen flogen ihm in seiner 16-jährigen Amtszeit als Oberbürgermeister nicht zu – aber er wurde stets respektiert für das, was er geleistet hat. In seiner letzten Sitzung als OB wurde das noch einmal deutlich. Auch Stadträte, mit denen er sich in den vergangenen Jahren zum Teil erbittert gestritten hat, gestanden ihm zu, dass es ihm immer um die Sache gegangen sei. Und so gab es zum Abschied kein böses Wort. Obwohl sich Noerenberg auch in dieser letzten Sitzung mit seiner manchmal harschen und sarkastischen Art treu geblieben ist. Dass er Stadträte und leitende Mitarbeiter in aller Öffentlichkeit abgekanzelt und angegiftet hat: Das muss sich der langjährige OB ankreiden lassen, das war schwach. Oder, um ihn selbst zu zitieren: „Das hätte es nicht gebraucht.“
Zu Noerenbergs Bilanz gehört natürlich auch der gescheiterte Nuxit. Der OB hat die Idee der Kreisfreiheit nicht erfunden und erst recht nicht als einziger vorangetrieben – eine deutliche Mehrheit im Neu-Ulmer Stadtrat wollte diese. Aber Noerenberg war dann der entschiedenste Verfechter der Kreisfreiheit. Sicherlich in der Überzeugung, dass dies das Beste für die Stadt sei. Doch das Verhältnis zum Landkreis, insbesondere zum Landrat, hat dadurch erheblich gelitten.
In die Amtszeit von Noerenberg fallen Neu-Ulmer Meilensteine wie das Jahrhundertprojekt NU 21, also die Bahntieferlegung, die Landesgartenschau, der Ausbau der Hochschule, das Stadtjubiläum.
Die Grundlagen dafür wurden zwar teilweise schon vorher gelegt, die Lorbeeren gebühren also auch vielen anderen Akteuren, aber Noerenberg hat die Großvorhaben erfolgreich abgeschlossen. Er hat Neu-Ulms Entwicklung gemeinsam mit dem Stadtrat vorangetrieben, ebenso die Zusammenarbeit mit Ulm. Die Innenstadt hat ihr Gesicht verändert. Neu-Ulm ist enorm gewachsen und wächst weiter. Die Stadt hat auf Rekordniveau investiert und dennoch vernünftig gewirtschaftet, hat Schulden abgebaut und Rücklagen gebildet.
Noerenberg hätte seiner Nachfolgerin Katrin Albsteiger also ein bestens bestelltes Haus hinterlassen – wenn nicht die Corona-Krise dazwischen gekommen wäre. Jetzt muss die Stadt mit Verlusten in Millionenhöhe rechnen, der Start der neuen Oberbürgermeisterin wird denkbar schwer. Andere Städte und Gemeinden haben ähnliche Probleme und hoffen jetzt auf einen kommunalen Rettungsschirm.