Wir waren Helden
auf einen großen Haufen und goss Benzin darüber und zündete ihn an. Den Geruch werde ich nie vergessen. Ein Neger stand abseits und gab mir einen Apfel. Das war das erste Mal, dass ich einen Schwarzen sah. Er hatte wunderschöne Zähne. Ich hatte lange Zöpfe. Um die Haare auszukämmen gab es einen Alukamm. Der ziepte furchtbar.
Unser junger Lehrer, der mit 16 Jahren eingezogen worden war, kam aus der Gefangenschaft zurück und verstand es, uns zu motivieren. Es gab keine Bücher, wir mussten alles auswendig lernen, die Glocke, den Erlkönig … In der Handarbeitsstunde wurden Pullover aufgeriffelt. Die Wolle wurde über ein Brettchen gewickelt, nass gemacht und an der Sonne getrocknet. So war sie wieder glatt. Ich erinnere mich an die schwarzen Männer mit Hut und Mantel, die an die Häuser gemalt waren: „Feind hört mit“. Aber auch an die mit weißer Farbe geschriebenen Buchstaben „Svl“– Schutzraum vorne links. Damit die Überlebenden wussten, wo sie graben mussten. Noch heute sehe ich die Tannenzapfen mit Ehrfurcht an. Die sammelten wir für ein bisschen Wärme. Auch sind wir Kinder auf die vorbeifahrenden Güterwagen geklettert, haben die Kohlenknabbel runtergeworfen, die unten andere in alten Kinderwagen oder Schubkarren eingesammelt haben. Dabei durfte man sich nicht erwischen lassen. Die Kohle war
Kriegsbeute, die abtransportiert wurde. Wir waren Helden. Schuhe und Kleidung gab es nur auf Bezugschein. Mein Vater fertigte mir aus Holz eine Schuhsohle und nagelte darauf Lederriemen. Man nannte sie Kläpperchen. Meine Mutter ging Steine klopfen.
Noch vorhandene Fahrräder waren mit Wasserschläuchen bereift, von den Lampen musste man die Verklebung wieder abkratzen, die während des Krieges das Licht abhalten sollte, damit Flugzeuge uns nicht sahen. Ich hätte so gerne eine Schreibmaschine gehabt, aber Bett, Stuhl, Kochtopf waren wichtiger. Unsere Familie war wieder zusammen. Aber wir hatten zwei Jahre nichts voneinander gehört.