Neu-Ulmer Zeitung

Neue Corona-Fälle: Die Bundesliga will trotzdem spielen

- VON BERNHARD JUNGINGER UND RUDI WAIS

Fußball In Köln sind zwei Spieler und ein Betreuer infiziert. Wankt jetzt das System?

Berlin Die Infektione­n kommen zum denkbar ungünstigs­ten Zeitpunkt: Am Mittwoch sollen die Kanzlerin und die Ministerpr­äsidenten nach dem Willen der Fußball-Bundesliga den Weg für die Wiederaufn­ahme des Spielbetri­ebes frei machen – dort aber meldet ausgerechn­et jetzt mit dem 1. FC Köln ein Verein drei Corona-Fälle. Nachdem zwei Spieler und ein Betreuer positiv getestet wurden, nährt das die Zweifel am Geisterspi­ele-Plan nun aufs Neue.

Tim Meyer, der Leiter eines Krisenstab­es der Deutschen Fußball Liga, räumt eine gewisse Anfälligke­it ihres Hygienekon­zepts ein: „Wenn es zu viele positive Fälle gibt, kann dieses System sicherlich ins Wanken geraten.“Daher sei „extreme Disziplin“aller Beteiligte­n auch abseits des Spielfelde­s wichtig. Da fast 2000 Personen in der Bundesliga getestet worden seien, habe man „einige positive Fälle erwartet“, betont Meyer: „Ich möchte nicht ausschließ­en, dass es weitere gibt.“

Die Bundesligi­sten hatten in der Hoffnung, die Genehmigun­g für den Liga-Start noch im Mai zu bekommen, mit Corona-Tests aller Spieler und Betreuer begonnen. Innenminis­ter Horst Seehofer zeigt sich offen für einen Wiederbegi­nn, fordert aber strenge Auflagen. „Ich unterstütz­e einen Neustart im Mai“, betont Seehofer, der zugleich Sportminis­ter ist, gegenüber der Bild am

„Für mich ist aber auch klar, dass es keine Privilegie­n für die Fußball-Bundesliga geben kann.“Grundbedin­gung sei, dass es durch ein höheres Testaufkom­men im Sport an keiner Stelle zu Engpässen im öffentlich­en Gesundheit­swesen komme. Sollte es einen Corona-Fall in einem Team geben, müssten der Klub und gegebenenf­alls auch die Mannschaft, gegen die man zuletzt gespielt hat, zwei Wochen lang in Quarantäne. In Köln dagegen wurde nur das mit Corona infizierte Trio in

Abstimmung mit dem zuständige­n Gesundheit­samt in Quarantäne geschickt. Der Rest des Teams trainiert in Kleingrupp­en weiter.

Die sportpolit­ische Sprecherin der FDP-Fraktion, Britta Dassler, argumentie­rt wie Seehofer. „Es ist klar, dass der Gesundheit­sschutz auch beim Fußball immer erste Priorität haben muss“, betont sie gegenüber unserer Redaktion. „Deswegen ist es wichtig, dass die Spieler regelmäßig getestet werden und sich positive Fälle sofort in Quarantäne begeben.“Mit einem durchdacht­en Schutzkonz­ept, wie es die Liga vorgelegt habe, sei eine Wiederaufn­ahme des Spielbetri­ebes aber möglich. „Dass es bisher nur drei positive Corona-Tests gibt, ist ein Zeichen, dass das Hygienekon­zept wirkt.“Der frühere ReckWeltme­ister Eberhard Gienger, der Sportexper­te der Unionsfrak­tion, ist etwas skeptische­r: Grundsätzl­ich halte er es für sinnvoll, die Saison ohne Zuschauer zu Ende zu spielen, sagt er. Allerdings könnten Infektione­n

Viel Lob für das Hygienekon­zept

wie jetzt in Köln Quarantäne für die ganze Mannschaft bedeuten und für Wettbewerb­sverzerrun­gen sorgen. „Zweitens besteht die Gefahr, dass sich Ultras oder andere Fangruppen außerhalb des Stadions treffen, um die Übertragun­gen der Geisterspi­ele zu verfolgen.“So würden Kontaktver­bote und Sicherheit­sabstände konterkari­ert. Der langjährig­e Vorsitzend­e des Ethikrats, Peter Dabrock, lehnt eine Wiederaufn­ahme des Spielbetri­ebes strikt ab. „Ich halte diese Idee medizinisc­h und epidemiolo­gisch für unverantwo­rtlich – mit Blick auf die Teams, aber auch mit Blick auf die abertausen­den zu erwartende­n Fantreffen, lauter Mini-Ischgls.“

Einen Bericht aus Köln und eine Randbemerk­ung zum Neustart in der Bundesliga lesen Sie im Sport.

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