Neu-Ulmer Zeitung

Werfen Sie den Grill an!

- VON SONJA DÜRR

Lebensmitt­el

Wie Corona die Agrarmärkt­e durcheinan­derwirbelt

Das soll man erst einmal richtig machen! Da wurde der gemeine Supermarkt­kunde über Wochen ziemlich schief angeguckt, wenn er Nudeln, Mehl und Tiefkühlko­st in seinen Einkaufswa­gen schichtete. Weil man das ja nicht tut! Und in diesen Zeiten genug für alle da sein soll! Jetzt, Wochen später, wo der wöchentlic­he Einkauf unter Maskenpfli­cht gestellt ist, zeigt sich: Ein jeder Hamsterer hat mal genug im Vorratssch­rank. Also sind die Regale im Supermarkt wieder voll.

Was soll man also, wo der Verbrauche­r gerade wieder zum normalen Einkaufsve­rhalten tendiert, mit dieser Nachricht anfangen? Nämlich der, dass Corona die Agrarmärkt­e völlig durcheinan­derwirbelt und damit den Landwirten zusetzt. Weil zwar in den Supermärkt­en viel nachgefrag­t wurde, andernorts aber das Geschäft eingebroch­en ist. Stichwort: fehlende Großabnehm­er. Schließlic­h sind Restaurant­s seit Wochen dicht, Kantinen kochen nur noch auf Sparflamme.

Ein Beispiel gefällig? Das eigentlich so fette Pommes-Geschäft ist abgeschmie­rt. Weil in ganz Europa praktisch niemand mehr an die Frittenbud­e geht, ist der Absatz so gut wie zum Stillstand gekommen. Heißt es in einem neuen Marktberic­ht des

Bauernverb­ands. Die Folge ist eine Kartoffels­chwemme. Zwei Millionen Tonnen Fritten-Kartoffeln zu viel soll es allein in Nordwesteu­ropa geben. Oder, anderes Beispiel, der Fleischmar­kt, der gerade in der Krise steckt. Zu viel Schweinefl­eisch, zu viel Geflügel, weil Gaststätte­n und Kantinen viel, viel weniger ordern. Jetzt hofft die Branche auf das, worauf sie jedes Jahr hofft: darauf, dass der Sommer groß wird – genauso wie die Grilllust der Deutschen. Und die Zeichen stehen nicht schlecht: Denn nie war so viel Zeit daheim. Also: Werfen Sie den Griff an! Es gibt Steak mit Pommes!

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