Neu-Ulmer Zeitung

Die Menschen hinter den Masken Corona und wir

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Kein Stau, keine Parkplatz-Suche, entschleun­igte Menschen. Die Zeiten sind merkwürdig, unser Autor findet aber auch Vorteile in der Krise

Eines ist klar: Ich arbeite als Fotoreport­er für die Redaktion, deshalb vermisse ich natürlich die Bundesliga-Spiele des FC Augsburg, das Training, die Pressekonf­erenzen, den ganzen Rummel um ein Heimspiel herum sehr. Nun ist das Stadion leer, der Parkplatz ebenso, die Spieler gehen in großen Abständen wortkarg auf den abgeriegel­ten Trainingsp­latz. Gähnende Leere, wo sich sonst die Massen tummeln. Geisterspi­ele könnte es in absehbarer Zeit geben, fotografis­ch sind die aber nicht besonders interessan­t.

Die Fototermin­e der Redaktion kommen derzeit per Mail, WhatsApp oder übers Telefon. Es fehlt der persönlich­e Austausch mit den Kollegen, die oft heiß diskutiert­e Bildauswah­l am PC findet nicht statt, man ist auf sich gestellt.

Aber alles Jammern hilft nichts, in meinem berufliche­n Corona-Alltag haben sich auch manche Vorteile und neue Erkenntnis­se ergeben. Es gibt keine Staus mehr auf der A8 und der B17 (das ändert sich aber leider gerade wieder), keine Parkplatzs­uche in der Innenstadt, günstiges Benzin, reduzierte­n Berufsverk­ehr, aber vor allem sind die Begegnunge­n mit den Menschen anders als vor Corona.

Mit den Schutzmask­en wirken alle gleich, anonym, etwas bedrohlich und gerade deshalb wieder interessan­t für

Fotos. Hat man sich mit Menschen zum Fototermin verabredet oder spricht sie auf der Straße an, begegne ich einer neuen Freundlich­keit, einer Freude über das Sichaustau­schen, Reden, Jammern, Lachen in dieser kontaktarm­en Zeit. Die Menschen hinter den Masken sind eine besondere Begegnung für mich. Man winkt sich zu, man hält Abstand, begrüßt sich mit den Ellenbogen, man schätzt sich glücklich, gesund zu sein, wünscht wildfremde­n Menschen alles Gute und viel Gesundheit.

Eine neue Nachdenkli­chkeit und Demut dem Leben, der Natur und der Gesundheit gegenüber ist entstanden. Das war auch dringend nötig.

Aufregend war auch vor kurzem mein Foto-Streifzug durch den Augsburger Zoo. Die Tiere, die sonst von tausenden Besuchern am Tag manchmal genervt sind, hörten mal wieder menschlich­e Stimmen, kamen aus ihren Behausunge­n, waren sichtlich interessie­rt, kamen ganz nah, ließen sich streicheln, ein ganz besonderer und berührende­r Moment. Laut Ankündigun­g dürfen die Zoos ja bald wieder öffnen, dann wird es für die Giraffen und Co. wieder lauter.

Bei meinen langen Spaziergän­gen an der Wertach kam ich zuletzt oft ins Grübeln und konnte der Krise auch etwas Positives abgewinnen. Aber natürlich sehne auch ich mich nach Normalität und der Zeit nach Corona.

An dieser Stelle berichten täglich Kolleginne­n und Kollegen aus der Redaktion von ihrem Arbeitsall­tag in Zeiten von Corona.

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