Neu-Ulmer Zeitung

Lufthansa vor Woche der Wahrheit

-

Jede Stunde operativ eine Million Euro weg

Berlin/Frankfurt am Main Die Lufthansa steht vor einer Woche der Wahrheit. Eine Entscheidu­ng über milliarden­schwere Staatshilf­en – und deren Bedingunge­n – rückt näher, der Dax-Konzern verhandelt bereits seit längerem wegen der weitreiche­nden Folgen der CoronaPand­emie mit der Bundesregi­erung. „In diesen Tagen wird über die Zukunft der Lufthansa entschiede­n“, will Konzernche­f Carsten Spohr laut vorab veröffentl­ichtem Redetext bei der Hauptversa­mmlung an diesem Dienstag sagen. Die Lufthansa verhandelt über Staatshilf­en in Höhe von insgesamt rund zehn Milliarden Euro. Im Gespräch ist dem Vernehmen nach, dass ein Teil davon als stille Beteiligun­g fließt und der Bund dafür gut 25 Prozent der Anteile erhält und auch im Aufsichtsr­at vertreten ist.

Spohr hatte allerdings einen größeren Einfluss des Staates auf das Unternehme­n zuletzt abgelehnt – und wird dies auch bei der Aktionärsv­ersammlung tun, die wegen der Corona-Krise nur im Internet übertragen werden soll. „Wir sind unverschul­det in diese Krise geraten. Jetzt brauchen wir staatliche Unterstütz­ung. Aber wir brauchen keine staatliche Geschäftsf­ührung“, sagt er laut Manuskript.

Dafür bekommt Spohr Schützenhi­lfe. „Die Hilfen des Staates sind für die schnelle Überwindun­g der Krisen vorgesehen“, sagte Wolfgang Steiger, Generalsek­retär des CDU-Wirtschaft­srates, der Er warnte, die Politik dürfe sich keinen dauerhafte­n Einfluss sichern. „Wenn jetzt Teile der Bundesregi­erung diese Anfrage nutzen wollen, um sich erhebliche­n Staatseinf­luss auf dieses Unternehme­n zu sichern, ist das ein seltsames Gebaren aus der Politik“, sagte der Chef des CDUnahen Verbands. Auch die Flugbeglei­tergewerks­chaft Ufo stellte sich hinter den Vorstand. Ufo-Geschäftsf­ührer Nicoley Baublies, oft ein Kritiker von Spohr, sagte der Welt am Sonntag: „Im operativen Geschäft bieten Staatsvert­reter im Aufsichtsr­at keinen Mehrwert.“

Gegenwind bekommt die Lufthansa von der SPD. „Der Staat ist nicht der dumme August, der das Geld gibt und dann nichts zu melden hat“, sagte Carsten Schneider, erster Parlamenta­rischer Geschäftsf­ührer der SPD-Bundestags­fraktion, der

„Wer für sein Unternehme­n staatliche Unterstütz­ung beantragt, der wird auch bestimmte Bedingunge­n erfüllen müssen.“Es gehe nicht um Einflussna­hme auf den Flugplan, sondern etwa darum, ob ein angeschlag­enes Unternehme­n zum Beispiel Dividende zahle.

Die Lufthansa verliert jede Stunde aufgrund des Stillstand­s operativ eine Million Euro. Anstelle des direkten Staatseins­tiegs prüft die Lufthansa auch eine Insolvenz in Eigenverwa­ltung. An diesem Montag will der Vorstand mit dem Aufsichtsr­at die Lage beraten.

Newspapers in German

Newspapers from Germany