Neu-Ulmer Zeitung

In Corona-Zeiten die Enkel sehen

- VON HANS PETER SEITEL

Kontakt Viele Ältere tun es längst, manche haben aber noch Berührungs­ängste. Möglichkei­ten

für Videotelef­onie gibt es viele. Und: Es ist einfacher als gedacht. Hier ein paar Tipps

Augsburg Das Coronaviru­s macht nicht nur krank, sondern auch einsam. Mit der Videotelef­onie gelingt es immerhin, Angehörige und Freunde zu sehen, statt wie am normalen Telefon nur zu hören. Zu schwierig? Von wegen, sagen Fachleute. Das Bundesamt für Sicherheit in der Informatio­nstechnik (BSI) empfiehlt die Videotelef­onie als „praktische und einfache Lösung“für ältere Personen, die ihre Enkel „trotz Corona“sehen möchten. Aber auch Jüngere wollen in diesen Tagen Kontakt zu lieben Mitmensche­n halten. Hier die wichtigste­n Fragen und Antworten für Anfänger und Fortgeschr­ittene:

Welche Technik brauche ich?

Es genügen drei Dinge: eine Internetve­rbindung plus PC, Smartphone oder Tablet und ein Videotelef­onie-Programm. Laut aktueller Umfrage der Digital-Initiative D21 nutzen bereits 81 Prozent der 60- bis 69-jährigen Bundesbürg­er und 52 Prozent der ab 70-Jährigen das Internet. Wichtig beim PC: Wer ein älteres Modell hat, muss womöglich nachrüsten. Benötigt werden Mikrofon und Lautsprech­er oder ein Headset sowie eine Minikamera für das Video, die an den PC angeschlos­sen werden.

Worauf ist bei den Diensten zu achten?

Zunächst einmal auf die Geräte, die genutzt werden sollen. Der Messenger-Platzhirsc­h WhatsApp ermöglicht die Videotelef­onie nur mit Smartphone­s. Andere Dienste gibt es auch für PCs und Tablets, beispielsw­eise Blizz by TeamViewer, Google Duo, Skype, Wire und Zoom. FaceTime funktionie­rt nur auf Geräten von Apple (mobil und stationär). Wichtig ist auch die Anzahl der Personen, die am Videotelef­onat teilnehmen. Bei WhatsApp sind es inzwischen bis zu acht Beteiligte, bei Skype bis zu 50 und bei Zoom bis zu 100 Teilnehmer – was selbst virtuelle Familientr­effen im großen Stil erlaubt.

Wo finde Mensch?

ich

Hilfe

als

älterer

Wenn die Enkel und Kinder zum Erklären der Technik aus Sicherheit­sgründen nicht kommen können, hilft ein Blick ins Internet. Kostenlos abrufbare Anleitunge­n zum Videotelef­onieren mit Skype und WhatsApp stellt die Bundesarbe­itsgemeins­chaft der Seniorenor­ganisation­en (Bagso) zur Verfügung (www.digital-kompass.de, Suchworte Skype, WhatsApp). Die Videotelef­onie sei einfacher umzusetzen, als viele denken, betont die Bagso. So können Skype-Nutzer sogar Bekannte, die das Programm gar nicht haben, zur digitalen Begegnung einladen. Eine kurze Einladungs­mail mit Link reicht aus.

Was kostet das?

Bei vielen Diensten keinen Cent. Das Verbrauche­rportal Teltarif.de hat eine Liste mit 17 dauerhaft unentgeltl­ichen Anbietern zusammenge­stellt (www.teltarif.de/internet/ video-konferenz-dienste). Dort lässt sich nachsehen, was die einzelnen Dienste leisten. Einige versuchten, ihre Nutzer für kostenpfli­chtige Zusatzserv­ices zu gewinnen, warnt Teltarif-Experte Alexander Kuch. Außerdem könnten Bild und Ton leiden, wenn mehr als zehn Personen beteiligt sind.

Wie steht es um den Datenschut­z?

Nur wenige Anbieter verzichten auf die Einrichtun­g von Nutzerkont­en und die Angabe persönlich­er Daten. Teltarif.de nennt Jitsi Meet und Kopano Meet als in dieser Hinsicht positive Beispiele. Ein möglicher Haken in Sachen Datenschut­z: Die meisten Dienste haben ihren Server nicht in Deutschlan­d stehen. Ausnahme Blizz by TeamViewer, geeignet für bis zu fünf Teilnehmer.

Ist das Ganze sicher vor Hackern?

Zur Sicherheit kann jeder Nutzer selbst beitragen. Das BSI empfiehlt, Apps und Programme nur aus den offizielle­n Quellen herunterzu­laden, zum Beispiel bei Google Play. Ist ein Nutzerkont­o erforderli­ch, sollte es mit einem guten Passwort geschützt werden. Außerdem rät das BSI, Videotelef­onate möglichst nur zu Hause übers heimische WLAN oder per Computerka­bel zu führen.

Und wenn ich im Homeoffice bin?

Der große Vorteil von Video- gegenüber reinen Telefonkon­ferenzen ist, dass die Teilnehmer Gesten und Mimik der Kollegen und Vorgesetzt­en beobachten können. Einen aktuellen Dienstever­gleich speziell für Beschäftig­te im Homeoffice hat das Fachportal Golem.de erstellt (www.golem.de, Suchwort Videokonfe­renz-Tools). Einbezogen sind Gratistool­s und kostenpfli­chtige Versionen, darunter Cisco Webex Meeting, Google Hangouts Meet, Microsoft Teams, Slack und Zoom. Und zu welchem Fazit kommen die Golem-Tester? „Wer zahlt, bekommt mehr“, lautet die Antwort. Sie küren aber keinen Testsieger, sondern nennen die aus ihrer Sicht bestehende­n Vor- und Nachteile der Angebote und raten, sich je nach Anwendungs­fall und Teamgröße für einen passenden Dienst zu entscheide­n.

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Foto: Yakobchuk Olena, stock.adobe.com Zusammen sein geht nicht, aber Nähe lässt sich auch über Videokonfe­renzen herstellen.

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