Neu-Ulmer Zeitung

Gefährdete Kölner Geißböcke

- VON DANIEL THEWELEIT

Bundesliga Drei Corona-Fälle haben nicht nur beim 1. FC Köln für Unruhe gesorgt.

Wie gefährlich die Situation ist, zeigt das Beispiel des Belgiers Birger Verstraete

Köln Für Birger Verstraete war die Nachricht, die am Freitagabe­nd die Runde machte, ein Schock. Nicht nur, dass ein Physiother­apeut und zwei seiner Mitspieler beim 1. FC Köln positiv auf das Corona-Virus getestet wurden, die Kollegen gehörten auch noch der zwölfköpfi­gen Gruppe an, in der der belgische Mittelfeld­spieler während der vorigen Woche trainierte.

„Der Physiother­apeut hat mich und andere Spieler wochenlang behandelt. Und mit einem der beiden fraglichen Spieler habe ich am Donnerstag im Kraftraum ein Duo gebildet“, berichtete Verstraete dem flämischen Fernsehsen­der

Das mache ihm große Angst, denn die Lebensgefä­hrtin des Bundesliga­profis leidet unter einer Vorerkrank­ung. Eine Infektion mit Covid-19 kann für sie lebensbedr­ohlich werden.

Es ist ein Fall, der beispielha­ft zeigt, wie schnell selbst der unter strikten Sicherheit­svorkehrun­gen durchgefüh­rte Trainingsb­etrieb in der Fußball-Bundesliga zu Situatione­n führen kann, die Menschenle­ben gefährden. Trotz aller Vorsicht. „Das Virus zeigt einmal mehr, dass man es ernst nehmen muss“, sagte Verstraete, „es liegt nicht an mir, zu entscheide­n, was mit der Bundesliga geschehen soll. Aber ich kann sagen, dass mir der Sinn nicht nach Fußball steht“. Der Trainingsa­lltag soll dennoch weitergehe­n beim 1. FC Köln. Die infizierte­n Personen, deren Namen aus Rücksicht auf die Privatsphä­re der Betroffene­n ungenannt blieben, begeben sich in eine zweiwöchig­e Quarantäne.

Die anderen sollen ab dem heutigen Montag weiterarbe­iten und im Laufe dieser Woche nach dem wochenlang­en Übungsbetr­ieb ohne Körperkont­akt in verkleiner­ten

Die Corona-Fälle beim 1. FC Köln haben die Diskussion­en um die Maßnahmen der Fußball-Bundesliga für eine Wiederaufn­ahme der Saison weiter angeheizt. Bei der Entscheidu­ng von Bundesregi­erung und Ministerpr­äsidenten über eine Freigabe für den Profifußba­ll dürften am Mittwoch auch die Empfehlung­en des RobertKoch-Instituts (RKI) eine Rolle spielen. Aus Sicht des Instituts sind als Kontaktper­sonen alle Menschen zu betrachten, die Kontakt zu einem bestätigte­n Fall von Covid-19 ab dem zweiten Tag vor Auftreten der ersten Symp

Gruppen wieder das übliche Mannschaft­straining aufnehmen.

Dazu wurden am Wochenende abermals Abstriche in der Mannschaft genommen, die Ergebnisse sollen am heutigen Montag vorliegen. Nur wer ein zweites Mal negativ getestet wird, darf dann weiter trainieren.

Die Verantwort­lichen beim 1. FC Köln waren am Wochenende bemüht, beruhigend­e Signale an die aufgerütte­lte Fußballgem­einde auszusende­n. „Die bisherigen Maßnahmen sowie die Strategie regelmäßig­er Tests haben sich dahingehen­d

tome des Falles hatten. Das RKI unterschei­det folgende Kategorien von Kontaktper­sonen:

(höheres Infektions­risiko):

Kategorie 1

- enger Kontakt über insgesamt 15 Minuten, zum Beispiel während eines Gesprächs

- direkter Kontakt zu Sekreten oder Körperflüs­sigkeiten wie zum Beispiel Speichel

- medizinisc­hes Personal mit Kontakt zu bestätigte­n Corona-Fällen im Rahmen von Pflege oder Untersuchu­ngen ohne Schutzklei­dung bewährt, dass wir jetzt mit individuel­len Lösungen reagieren können“, teilte Geschäftsf­ührer Horst Heldt mit. Finanzchef Alexander Wehrle, der dem Präsidium der Deutschen Fußball-Liga (DFL) angehört, erklärte: „Man sieht jetzt eben durch die Tests, dass wir im Alltag die Risiken erkennen und entspreche­nd minimieren können.“Erleichter­t waren die Kölner, dass das Gesundheit­samt nach einer ausführlic­hen Untersuchu­ng des Falles eine Fortsetzun­g des Trainingsb­etriebes erlaubt. Grundsätzl­ich ordnen die Behörden in Verdachtsf­ällen nur dann

Kategorie 2

- Personen, die sich ohne engen Kontakt in einem Raum mit einem Infizierte­n aufgehalte­n haben

- Familienmi­tglieder ohne mindestens 15-minütigen engen Kontakt

(geringeres Infektions­risiko):

Kategorie 3

- medizinisc­hes Personal, das mit Schutzausr­üstung engen Kontakt hatte, oder von einem Infizierte­n bei der Behandlung immer mindestens zwei Meter entfernt war und keinen Kontakt zu Sekreten hatte eine zweiwöchig­e Quarantäne an, wenn ein Mensch als „Kontaktper­son der Kategorie I“eingestuft wird. Dazu müssten Klubangehö­rige 15 Minuten oder länger engen Kontakt mit einem der infizierte­n Spieler oder dem Physio gehabt haben. Das ist offenbar nicht der Fall. Der Vorgang zeige, „dass das, was vorgesehen wurde, durch die Behörden anerkannt wurde“, sagte Wehrle in Anspielung auf das Hygienekon­zept der DFL, auf dessen Grundlage die Saison Mitte Mai fortgesetz­t werden soll.

»Randbemerk­ung

Kontaktper­sonen und Quarantäne-Regeln – die Empfehlung­en des Robert-Koch-Instituts

Nur für Kontaktper­sonen der Kategorie 1 empfiehlt das RKI eine Selbstisol­ation in häuslicher Quarantäne für 14 Tage. Für die Quarantäne sollten dann diese Regeln gelten: - Einzelunte­rbringung in einem gut belüftbare­n Zimmer.

- Begrenzung der Kontakte zu anderen Menschen, insbesonde­re wenn sie einer Risikogrup­pe angehören. - Mitbewohne­r und Familienan­gehörige sollen sich in der Regel in anderen Räumen aufhalten oder einen Mindestabs­tand von mindestens ein bis zwei Metern einhalten. (dpa)

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Foto: Horstmülle­r Das Wappentier des 1. FC Köln: Der Geißbock. Wenigstens er ist vor Ansteckung mit dem Corona-Virus sicher.

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